Chorgesang ist gelebte Tradition
Bei der Liedertafel wechselt nach 20 Jahren der Vorsitzende
Schwabmünchen
Die Stimmen der Bässe bildeten die harmonische Basis, auf denen die Tenöre, mal melodiös, mal als höhenreiche Flächen, die Worte „Singen ist im Chor am schönsten, Singen heißt verstehen“durch den großen Gastraum im Hotel Deutschenbauer erklingen ließen. Die Mitglieder der Liedertafel, mit 170 Jahren Schwabmünchens ältester Verein, begannen ihre Jahreshauptversammlung traditionell in ihrer Vereinskleidung und mit gemeinsamen Gesang. Dass gerade Traditionen zum Teil der Identität, ja des Lebens werden können, war Wolfgang Wewior deutlich anzumerken und zu hören. Mit bedächtigen Worten, in sich ruhend, manchmal in der Stimme stockend, leitete er zum letzten Mal die Jahreshauptversammlung als Vorsitzender der Liedertafel. Nach 20 Jahren stand er für die Neuwahl nicht mehr zur Verfügung. Dankbar zeigte sich Reinhard Liepert in seiner neuen Rolle als Vorsitzender, als er unter heftigem Applaus aller Anwesenden Wolfgang Wewior zum Ehrenvorsitzenden ernannte. „Gewissenhaft und genau, mit viel Herz hast du uns geführt. Du warst nicht nur der Vorsitzende, du hast den Verein gelebt“, waren Lieperts Worte an seinen sichtlich bewegten Vorgänger.
Bürgermeister Lorenz Müller dankte Wewior und dem Verein für das Engagement im städtischen Rahmen. „500 Besucher bei der Serenade sprechen für sich. Der Erfolg war riesig. Ich habe das Gefühl, der Chor wird immer jünger in seinen Darbietungen“, sagte Müller anerkennend mit Blick in die Runde der Sänger.
Bevor der finale Moment für Wewior kam, ließ er das vergangene Vereinsjahr für die Mitglieder noch einmal aufleben. „Der Verein ist sehr lebendig, wie das Jahr zeigte. Ob bei der Serenade, beim SchwarzWeiß-Ball, beim Auftritte im Johann-Müller-Altenheim in Langerringen, bei der Andacht auf dem Ausflug zur Wallfahrtskirche Maria Hilf in Speiden oder beim ,Licht im Advent‘ in der Schwabmünchner Frauenkirche. Überall präsentierte sich der Chor hervorragend“, dankte Wewior den Sängern und insbesondere der Chorleiterin Ingrid Jürges. Sie habe durch Motivation, Planung und Durchführung der Proben einen großen Anteil am Erfolg des Chores. Diese wiederum bekannte spontan: „Ich bin begeistert von eurem Sound.“
Eine besondere Ehrung wurde Johannes Schaumann zuteil. Für 40-jähriges aktives Singen verlieh im Brigitte von Kirchbaum, stellvertretend für den Präsidenten des Chorverbandes Bayerisch-Schwaben, die Ehrennadel des Verbandes. Weiterhin ernannte Wolfgang Wewior in seiner letzten offiziellen Amtshandlung den aus dem Amt des Schatzmeisters ausscheidenden Hans Plunger in Würdigung seiner Leistungen für den Verein zum Ehrenmitglied der Liedertafel.
Die vereinsrechtliche Entlastung des Vorstandes nach dem Kassenbericht von Schatzmeister Hans Plunger, der ebenfalls nicht mehr für ein Amt im Vereinsvorstand kandidierte, war eine Formalie. „Die Kasse ist im besten Zustand“, stellte Kassenprüfer Siegfried Markus fest. Keine Überraschungen gab es bei der Neuwahl des Vorstandes, dessen Mitglieder alle einstimmig von den Mitgliedern gewählt wurden. „Wir als traditioneller Männerchor haben viel zu bieten. Mir ist sehr am Fortbestand des Chores und des Vereins gelegen. Deshalb habe ich die Wahl angenommen“, sagte Reinhard Liepert nach der Wahl zum Vorsitzenden. Da sich die Qualität des Chores sehen lassen könne, hoffe er, auch jüngere Sänger gewinnen zu können. „Es gibt keine schönere Beschäftigung“, sagte er. Dabei dankte er ebenfalls Chorleiterin Ingrid Jürges, die eine gesunde Mischung sowohl aus traditionellem Liedgut als auch modernen Chorsätzen in die Probenarbeit einbeziehe. „Ich habe mich nicht in das Amt gedrängt, jedoch ist es eine Ehre, einem Verein mit solch sagenhafter Tradition vorzustehen“, dankte Liepert für das Vertrauen bei der Wahl.
Den Mitgliedern war die Erleichterung und Freude über die erfolgreiche Versammlung direkt anzuhören, als sie, wiederum einer Tradition folgend, das Treffen mit einem gemeinsamen Lied beendeten und Anwesenden mit den „Irischen Segenswünschen“in die Nacht entließen.