Der Ritter, der nackend kämpfte
Das Theater in der Allgäu-Metropole inszeniert den sagenhaften mittelalterlichen Stoff des mutigen Heinrich von Kempten
Er war ein rechter Haudegen und ein impulsiver Mensch: Heinrich von Kempten brachte es fertig, nackend aus dem Badezuber zu springen, um Kaiser Otto bewaffnet, aber im Adamskostüm, zu Hilfe zu kommen. Eine Heldentat, die den Ritter wieder mit dem Kaiser versöhnte, nachdem er wegen einer Gewalttat an der kaiserlichen Tafel zu Bamberg eigentlich für immer in Ungnade gefallen war.
Den sagenhaften Stoff aus dem Mittelalter inszeniert Silvia Armbruster nun für das Theater in Kemp
ten. Premiere ist am 12. April. Für die Regisseurin ist es „eine Geschichte zwischen tragischem Ernst und burlesker Ironie“, auf die sie aus Sicht der Witwen Heinrichs (Julia Jaschke) und seines Kaisers Otto (Annette Wunsch) musikalisch begleitet (Rainer von Vielen, Michael Schönmetzer) zurückblickt.
Heinrich zieht nach dem Versepos des mittelalterlichen Dichters Konrad von Würzburg seinen jähzornigen Kaiser buchstäblich über den Tisch, um ihm Jahre später nackt aus dem Badezuber springend das Leben zu retten. Er ist ein Ritter, der sich bei aller Derbheit richtig und vorbildlich, selbstbewusst, mutig und treu, ja tugendhaft verhält, fast eine Art Kemptener „Michael Kohlhaas“. Seine Geschichte ist als Wandmalerei an der Fassade des Kemptener Rathauses verewigt.
Es ist ein Stück über die testosterongeschwängerte Ritterwelt vor 750 Jahren. Im Zentrum steht das Ziel des Maßhaltens, das alle Beteiligten mehr oder weniger bewusst verletzen. Das rechte Maß zu missachten zeitigt furchtbare Folgen: Schuld ruft neue Schuld hervor, Gewalt erzeugt Gegengewalt. Erzählt mit befreiendem Humor gibt es doch ein versöhnliches und heiteres Ende.
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Karten für die fünf Vorstellungen im AZ Service Center, Bahnhofstraße 13, Kempten, Tel. 08 31/20 64 30, und unter www.muenchenticket.de