Gregoritsch ist ein gefragter Mann
Im Trikot des FC Augsburg hat sich der Österreicher zu einem der torgefährlichsten Bundesligaspieler entwickelt. Andere Klubs sollen Interesse haben. So reagiert er darauf
Wer sich am Trainingsplatz des FC Augsburg auf Autogramm- und Selfiejagd begibt, hat aussichtsreiche Chancen, Beute zu machen. Die Fluchtmöglichkeiten für die Fußballprofis sind begrenzt und der Andrang rund um die Kicker ist überschaubar. Selbst in den Osterferien. Dem Fannachwuchs wird es mitunter aber noch leichter gemacht. Er muss nicht einmal selbst aktiv werden. „Braucht ihr noch was?“, fragt Michael Gregoritsch ein paar Kinder in Trikots, ehe er am Mittwochmittag das Übungsareal nahe der Arena verlässt.
Nun ließe sich dies geflissentlich als Desinteresse an Augsburger Spielern interpretieren, Gregoritsch ist dessen aber nicht verdächtig. Denn der Österreicher ist in der laufenden Saison ein Gesicht des Erfolgs. Wenige Augsburger können von sich behaupten, dem Begriff „Star“nahe zu kommen, Gregoritsch schon.
Mit elf Treffern und fünf Torvorlagen ist der 23-Jährige einer der besten Scorer in der Bundesliga. Der gebürtige Grazer spielt mit Verve Fußball, dieser hat sich aus seinem Wechsel vom Hamburger SV zum FCA ergeben. Sein Marktwert ist in die Höhe geschossen, bewegt sich inzwischen im zweistelligen Millionenbereich. Zuletzt hat er obendrein sein erstes Länderspieltor für Österreich erzielt. Manch aufstrebenden Jungprofi steigt derartiger Erfolg zu Kopf. Gregoritsch indes sind Allüren fern, er gibt sich nahbar, auch wenn manchmal der Schelm in ihm spricht. Er ist klar im Kopf, weiß sich auszudrücken und gibt sich als auskunftsfreudiger Gesprächspartner. Ein Leichtes wäre es für ihn, das jüngste Wechselgerücht zum VfL Wolfsburg mit einem Verweis auf seine Vertragslaufzeit bis Sommer 2022 abzublocken. Doch Gregoritsch erzählt die Geschichte, warum ein Transfer zu den Niedersachsen für ihn nicht in Betracht komme.
Zunächst mit Schmäh: „Tut mir leid, dass ich euch nicht erzählen kann, dass ich einen Vorvertrag unterschrieben habe“, scherzt er gegenüber den Journalisten. Dann weitaus ernster: Er sehe absolut keinen Grund, hier, also aus Augsburg, wegzugehen. „Ich muss nicht irgendwo anders hingehen, um mich zu profilieren“, bekräftigt Gregoritsch. „Das Gesamtkonzept ist in dieser Saison so, dass ich mich hundert Prozent wohlfühle. Für mich gibt es überhaupt keinen Gedanken, dass ich etwas ändere.“Gregoritsch, den in der Mannschaft alle nur „Gregerl“nennen, begründet, warum es in dieser Spielzeit für ihn so gut läuft: Der Trainer setze auf ihn, der Verein setzte auf ihn, er fühle sich wohl in der Mannschaft. Nicht zu vergessen, die Nähe zu seiner Heimat.
Dass er mit der österreichischen Nationalmannschaft die FußballWM in Russland verpasst hat, diese Enttäuschung hat er verarbeitet. Auch wenn er einwirft: „Nach dieser Saison wäre das der absolute Höhepunkt gewesen.“Inzwischen sieht Gregoritsch die Dinge pragmatisch, er sei jung, könne sich also noch für andere Turniere qualifizieren. Ein Stück weit sind Österreichs Fußballer dennoch Teil der Weltmeisterschaft. Im Vorfeld des Turniers dient Österreich den WMTeilnehmern Russland, Deutschland und Brasilien als Testspielgegner. „Das sind drei Weltklasse-Länderspiele. Da freue ich mich riesig darauf“, sagt Gregoritsch. Die WM selbst will er stilecht als Fan erleben, mit Grillen und Spiele schauen vor dem Fernseher.
Bis dahin will Gregoritsch die Spielzeit im Augsburger Trikot möglichst erfolgreich beenden. In Abstiegsgefahr dürfte der FCA nicht mehr geraten, in den Kampf um die Teilnahme an der Europa League wird er wohl ebenso wenig eingreifen können. Gregoritsch verwehrt sich aber gegen den Eindruck, dass Langeweile aufkommen könnte. „Wir wollen den Klassenerhalt klarmachen und dann schauen, was noch möglich ist.“
Dass es am Wochenende schwierig werden wird zu punkten, dessen ist sich der Offensivspieler bewusst. Am Samstag empfängt der FCA den FC Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr). Für Gregoritsch „das schwerste Spiel der Saison“. Dass die Münchner Meister werden, daran besteht kein Zweifel. Stellt sich lediglich die Frage: Wann? Ein Sieg gegen Augsburg würde der Mannschaft von Trainerroutinier Jupp Heynckes zum sechsten Titel in Serie verhelfen. Gregoritsch verspricht, alles dafür zu tun, um dies zu verhindern. „Keiner von uns will, dass unser Stadion zum Partyhaus wird, wenn wir nicht die Hauptbeteiligten sind“, sagt er.
„Ich muss nicht irgendwo anders hingehen, um mich zu profilieren.“Michael Gregoritsch