Flaniermeile und Reise in die Vergangenheit
Der Freiluftmarkt erfreut sich großer Beliebtheit. Die Besucher kommen aus unterschiedlichen Gründen
Der launische April zeigt sich aktuell von seiner besten Seite und die Sonne lockt Jung und Alt nach draußen – zum Beispiel zur Dult. Die Osterdult, die am Karsamstag ihre Pforten öffnete, ist für viele Augsburger ein beliebter Zeitvertreib im Freien. Als Flaniermeile lädt der traditionelle Jahrmarkt zum „Schlendern und Schauen“ein, wie Veronika Piccini, 31, erzählt, die mit ihrem Mann Massimiliano unterwegs ist. Das Sortiment ist bunt und vielfältig. Von Pfannen, die als qualitativ hochwertig angepriesen werden, über Schleckereien bis zu Handyhüllen.
Der Besuch geht bei den meisten Dult-Gängern aber über das bloße
Ein Verkaufsschlager ist die Riesenbosna
Umherstreifen und Gucken hinaus. Schließlich gibt es viel einzukaufen oder zu essen. Einer der kulinarischen Verkaufsschlager ist die Riesenbosna, die sich auch die beiden Augsburger Sami Rashwan, 23, und Gaspare Bonventre, 22, nicht entgehen lassen. Aber nicht für alle ist die scharfe Wurst ein Pflichtimbiss. Die Mirjam, 18, erfreut sich wie ihre kleine Schwester Magdalena an einem zuckerhaltigen Snack.
Wenn die körperlichen Verlangen erst mal gestillt sind, widmet man sich der abwechslungsreichen und mitunter kuriosen Welt der Waren. Nicht immer endet der Bummel mit einem Kauf. Sieglinde Schneider, 74, aus Kissing „mag alles, was farbig ist“. Sie sagt, sie lasse sich hier eher inspirieren, zum Beispiel von den Gewändern für Hasen oder den Gewürzen, die sie dann frisch im Ausland kaufe.
Vielen Besuchern geht es um Waren, andere genießen die AtmosphäAugsburgerin re. Für Marlene Engelhardt, 25, aus dem Landkreis Augsburg bedeutet die Dult, unbeschwerte Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Simone Werner, 32, verweist mit Augenzwinkern auf die partnerfreie Zeit, sodass man sich beispielsweise in Ruhe nach Schmuck umschauen könne. Dieser ist auch für Magdalena und Mirjam die Hauptattraktion, wie die stolz präsentierten Ringe und Ketten erahnen lassen.
Was zieht die Leute noch auf diesen Jahrmarkt? Das geschichtsträchtige Kaufhaus unter freiem Himmel setze Erinnerung an ihre Kindheit frei, so der Konsens der meisten Gäste. Schon immer sei man auf die Dult gegangen, ob als kleines Kind mit den Großeltern oder als Jugendliche mit seinen Freunden. Und diese Tradition lässt man wieder aufleben – man unternimmt eine Reise in eine unbeschwerte Zeit.
Überhaupt verfallen Besucher ins Schwelgen, wenn man über die frühere Zeit spricht. Markus Zittenzieher, 57, erinnert sich an den „Stand mit dem türkischen Honig neben dem mit den Hornhauthobeln“, welcher leider nicht mehr da sei.
Andere wie Sieglinde Schneider wandeln auch auf den Spuren der Zeit und prüfen, ob „es was Neues gibt“.