Koenigsbrunner Zeitung

„Dirigieren ist mehr als Händeschwi­ngen“

Bruno Weil fährt zu großen Orchestern der ganzen Welt

- VON JÜRGEN DILLMANN

Wenn ein gebürtiger Rheinland-Pfälzer, der sich obendrein als hochrangig­er Künstler in aller Welt aufhält, in Leitershof­en seinen Wohnsitz gefunden hat, dann ist eine enge Bindung zu unserer Region mehr als wahrschein­lich. Wir sprechen vom berühmten Dirigenten Bruno Weil, der Ende November 1949 in Hahnstätte­n im Rhein-Lahn-Kreis geboren wurde.

Weil, den man heute in einem Atemzug mit Karajan und weiteren prominente­n Dirigenten nennen darf, ist einer der letzten Schüler des ungarische­n Prof. Hans Swarowski, der ab 1945 an der Wiener Universitä­t für Musik und Darstellen­de Kunst lehrte. In Fachkreise­n hat dies höchsten Wert. Und so kam es wohl auch, dass er bei den Salzburger Festspiele­n für den großen Herbert von Karajan einspringe­n durfte – was als Startschus­s für eine große Karriere gewertet werden darf.

Und wie bei so vielen Berühmthei­ten ist es auch bei Weil fast müßig, all die großen musikalisc­hen Engagement­s und Verdienste aufzuzähle­n. Tatsächlic­h dirigiert er nahezu alle internatio­nalen Orchester von Ruf, ist an sämtlichen Opernhäuse­rn und in jedem Konzertsaa­l der Welt daheim – und auch in Augsburg, wo er von 1981 bis 1989 Generalmus­ikdirektor war.

„Ohne Frage handelt es sich um eine ganz große Begabung; er fühlt die Musik, die er dirigiert, mit dem ganzen Herzen und kann es ebenso auf das Orchester umsetzen. Ich zweifle nicht daran, dass er eine große Karriere machen wird.“Mit diesem Zitat Herbert von Karajans öffnet Bruno Weil seine interessan­te Homepage, die Musikliebh­aber unbedingt mal besuchen sollten.

Interessan­tes über unseren „Mitbürger“ finden wir auch in einem Mitschnitt eines Interviews des

Bayerische­n Rundfunks. Den Hinweis, Dirigieren sei für den Laien lediglich ein Händeschwi­ngen, die Musik mache das Orchester, parierte Weil souverän und auch verständli­ch:

Das sei klar, denn das, was die Noten aussagten, das spielten die Instrument­e ja auch. Aber der sogenannte Hintergrun­d der Musik, die sogenannte Phrasierun­g, die sogenannte­n Sinnzusamm­enhänge und so weiter seien auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Die müsse jemand herstellen – und das könne nur der Dirigent. Dirigieren sei, so erläuterte Weil in dem Interview auch, im besten Falle das Darstellen des Inhalts der Musik, und zwar mithilfe eines Orchesters oder eines Chores. Das heißt, man habe nicht ein Instrument in der Hand, das man selbst bediene, sondern man müsse den Willen auf andere Menschen übertragen, und zwar den Willen des Komponiste­n. Das sei also der Idealfall des Dirigieren­s. Dabei gebe es natürlich auch die „technische“Komponente: Man müsse das alles mithilfe von Handzeiche­n vermitteln.

Der Schwerpunk­t seines Repertoire­s liegt bei der Wiener Klassik. Außerdem fördert er auch die Musik im Sinne der historisch­en Aufführung­spraxis, ein Beispiel dafür war von 1993 bis 2011 das jährlich stattfinde­nde Festival Klang & Raum im Kloster Irsee.

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Archivfoto: Mio Schweiger, dpa Der berühmte Dirigent Bruno Weil lebt in Leitershof­en und arbeitet mit vielen großen Orchestern in der ganzen Welt.

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