Aha, so fährt sich ein Elektro Auto
Auf der dem Freigelände der Augsburger Frühjahrsausstellung können Besucher Fahrzeuge mit Elektroantrieb testen. Die Neugier ist groß. Viele sind nach dem ersten Fahrerlebnis überrascht
Horst und Petra Hinterbrandner aus Augsburg geht es wie vielen Autofahrern. Sie haben noch nie in ihrem Leben in einem Elektroauto gesessen. Eine Probefahrt sei schon interessant, sagen sie, aber sie wollen dafür nicht in ein Autohaus gehen. Doch dann machen die Hinterbrandners beim Rundgang über die Augsburger Frühjahrsausstellung (afa) eine Entdeckung: Auf dem Freigelände der Messe kann jeder, der will und einen Führerschein hat, kostenlos E-Autos ausprobieren. Diese Gelegenheit lässt sich das Ehepaar nicht entgehen.
Einiges ist anders an diesen E-Autos. Deshalb sind sie für den Neuling erklärungsbedürftig. Das wissen auch die Berater am Testgelände der Lechwerke (LEW) auf der afa. „Elektromobilität muss man erleben und erfahren“, sagt Rebecca Golling, zuständig für diesen Bereich bei LEW. Eine Erfahrung der Berater ist aber auch, dass viele Autofahrer noch Berührungsängste gegenüber Elektroautos haben. Das soll sich ändern.
Auf dem Testgelände stehen deshalb acht Pkw vieler verschiedener Hersteller für Autofahrer mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen bereit – angefangen beim winzigen Stadtflitzer „Twizy“von Renault über einen Nissan-Transporter als Großraumkutsche bis hin zum BMW i3 oder Mercedes SUV für gehobene Ansprüche.
Aber wie geht man mit einem solchen E-Fahrzeug im Alltag um? Viele Besucher auf dem Testgelände suchen erst einmal ganz pragmatisch, wo eigentlich der Tankdeckel ist. Das kann, je nach Modell, an ganz unterschiedlichen Stellen der Fall sein. Bei einem Renault versteckt sich die Steckdose zum Stromzapfen hinter dem Firmenlogo an der Front, beim Mercedes unter dem Rücklicht. Als Neuling würde man sie nicht unbedingt finden.
Das Rentnerehepaar Wilhelm und Anneliese Schmidt aus Achsheim (Kreis Augsburg) sieht erst einmal zu, wie die anderen Besucher Probe fahren. „Super, wie leise die E-Autos sind“, sagen sie. Trotzdem sind sie skeptisch, was die Reichweite dieser Fahrzeuge angeht. „Für die Fahrt zum Arbeitsplatz wären sie ideal, aber wenn man weitere Strecken fahren will, fährt man ins Ungewisse“, befürchtet der 76-jährige Schmidt.
Die Frage nach der nächsten Stromzapfstelle treibt viele Interessenten für E-Fahrzeuge um, das auch LEW-Pressesprecher Eckart Wruck. Aus seiner Sicht ist diese Sorge nicht mehr begründet. In Augsburg und der Region gebe es bereits eine relativ gute Versorgung mit Stromtankstellen. Allein die LEW habe rund 150 Ladepunkte und wolle ihr Angebot in diesem Jahr auf 300 verdoppeln. Dazu kommen weitere Ladestationen anderer Anbieter wie beispielsweise den Augsburger Stadtwerken. Auch bundesweit sei das Netz von LEW/ Innogy inzwischen so ausgebaut, dass ein E-Autofahrer beispielsweise ohne Probleme von Augsburg nach Hamburg fahren könne, so Wruck. Wartezeiten an den Ladepunkten gebe es derzeit normalerweise nicht.
Allerdings: Normale Tankstellen für Benzin und Diesel gibt es fast an jeder größeren Straße. Aber wie findet man schnell zur nächsten Stromtankstelle, wenn der Akku leer wird? Das erfährt afa-Besucher Maximilian Klose, als er sich in den BMW i3 setzt. In diesem Modell zeigt ein Bordcomputer an, wo die nächstgelegenen Ladestationen fürs E-Auto stehen. Das Navi soll den Fahrer dann dorthin dirigieren. Der 18-Jährige hätte aber auch eine andere Möglichkeit: Er könnte sich auf sein Smartphone eine App mit einer solchen Tankstellen-Anzeige herunterladen.
Maximilian Klose ist so begeistert
Wo ist die nächste Ladestation?
von seiner Probefahrt, dass er mindestens 20 Runden dreht. „Ich interessiere mich schon länger für ein Elektroauto, besonders für den BMW i3, der hat was“, erzählt der junge Mann, der sich als technikbegeistert und umweltbewusst bezeichnet. Sein Problem sei aber, dass er sich ein solches Auto auf absehbare Zeit nicht leisten könne, sagt er. „Für Normalbürger ist es nicht bezahlbar.“
In Augsburg ist die Zahl der zugelassenen E-Autos noch sehr überschaubar. Aktuell gibt es etwas über 140 E-Pkw und rund 1150 Hybridweiß Pkw mit Augsburger Kennzeichen. LEW-Sprecher Wruck sagt, „seit dem Dieselskandal wird der Interesse an E-Mobility spürbar größer, aber bei der Kaufentscheidung sind viele noch zurückhaltend, da würden wir uns mehr wünschen“.
Am Zaun des Testgeländes auf der afa stehen mehrere Schüler und schauen den Testfahrern zu. „E-Autos sind cool und umweltfreundlich“, sagen Noel und Nicolas. „Es wäre toll, wenn sie noch verbessert und bezahlbarer würden, bis wir unseren Führerschein haben.“