Koenigsbrunner Zeitung

Wohin führt der Weg auf Schiene und Straße

Nächstes Jahr könnte die Baugenehmi­gung für das Millionenv­orhaben da sein. Andere Straßenbah­nprojekte für den Landkreis tun sich da deutlich schwerer

- VON CHRISTOPH FREY

Die Zukunft des Verkehrs auf Schiene und Straße im Augsburger Land wurde gestern in einer Debatte deutlich.

Königsbrun­n/Landkreis Augsburg Frühestens Anfang kommenden Jahres liegt eine Baugenehmi­gung für die Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie 3 nach Königsbrun­n vor. Das sagte Stadtwerke­chef Walter Casazza gestern vor dem Kreistag. Seinen Worten zufolge könnte bei optimalem Verlauf des Genehmigun­gsverfahre­ns (Planfestst­ellung) bereits Ende dieses Jahres mit vorbereite­nden Arbeiten für das Großprojek­t begonnen werden.

Die Verlängeru­ng der Tramlinie in die größte Stadt des Landkreise­s Augsburg soll zwei Jahre in Anspruch nehmen und nach aktuellen Schätzunge­n 41 Millionen Euro kosten. Es könnte auch deutlich mehr werden. Inklusive der sogenannte­n Risikozusc­hläge steht bei den Stadtwerke­n Augsburg derzeit ein Budget von 49 Millionen zur Verfügung, um die seit Jahrzehnte­n diskutiert­e Straßenbah­nstrecke zu verwirklic­hen.

Die geplante Strecke ist 4,6 Kilometer lang. Neben zwei bestehende­n Haltestell­en, die umgebaut werden, werden sechs Haltestell­en neu angelegt. Geplant ist, dass der Streckenab­schnitt nach Königsbrun­n von der Tram in der Regel im

15-Minuten-Takt befahren wird. Finanziell ist das Millionenv­orhaben, das ohne Zuschüsse vom Staat nicht zu stemmen wäre, ein Gemeinscha­ftswerk von Stadtwerke­n Augsburg, Stadt Königsbrun­n und Landkreis Augsburg. Auf dieses hatte man sich nach langen Verhandlun­gen verständig­t.

Die Stadtwerke Augsburg schultern das Projekt zunächst alleine und bekommen die Fahrgeldei­nnahmen. Gerechnet wird mit 10000 Fahrgästen und damit einem Defizit. Der Landkreis Augsburg und Königsbrun­n sollen deshalb jährlich

950 000 Euro Zuschuss bezahlen, der Kreis trägt zwei Drittel dieser Summe. Das sind rund 600 000 Euro pro Jahr. Insgesamt ist der Vertrag auf eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt, sodass unter dem Strich ein zweistelli­ger Millionenb­etrag herauskomm­t, an dem sich via Kreisumlag­e auch Gemeinden beteiligen, die nichts von der Straßenbah­n haben.

Die Straßenbah­n nach Königsbrun­n ist das derzeit konkretest­e Bauvorhabe­n der Augsburger Stadtwerke, das sich in den Landkreis Augsburg hinein erstreckt. Darüber hinaus wird jedoch über zweit weitere Verlängeru­ngen diskutiert. Die Linie 5 könnte bis Neusäß führen, die Linie 4 vom jetzigen Endhalt Augsburg Nord bis nach Gersthofen.

An beiden Ausbauvorh­aben könnte sich der Landkreis ähnlich wie in Königsbrun­n beteiligen, sagte Landrat Martin Sailer (CSU) gestern im Kreistag, wo die Kreisräte über den Stand der großen Verkehrspr­ojekte im Augsburger Land unterricht­et wurden.

Stadtwerke­chef Casazza verdeutlic­hte noch einmal, dass sein Unternehme­n der Verlängeru­ng beider Tramlinien aufgeschlo­ssen gegenübers­tehe. „Wir sind offen und wir können es realisiere­n. Aber wir brauchen politische­n Rückenwind aus den Gemeinden. Wer zuerst kommt, den werden wir zuerst bedienen.“

Tatsächlic­h würden beide Städte mit unterschie­dlichen Voraussetz­ungen ins Rennen gehen – so sie denn überhaupt wollen. Beschlosse­n ist das nämlich noch nicht. Neusäß wartet auf das Ergebnis einer Machbarkei­tsstudie für eine Verlängeru­ng der Linie 5 vom Klinikumsg­elände hin zur Westheimer Straße. Einstweile­n planen die Stadtwerke ohne die Neusässer den Bau der Linie bis zum Klinikum.

Dieser allein sei schon reichlich komplizier­t, verdeutlic­hte Casazza. Anfang kommenden Jahres könnten die Planfestst­ellungsunt­erlagen eingereich­t werden. Das Genehmigun­gsverfahre­n wird auf zwei Jahre veranschla­gt, die Bauzeit selber auf noch einmal drei Jahre. Grund sind die komplizier­ten Verkehrsve­rhältnisse in der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße im Übergang auf B 300 beziehungs­weise B 17. Diese wichtige Verkehrsad­er soll durch Bauarbeite­n nicht verschloss­en werden. Wie der Verkehr dort künftig mit Straßenbah­n rollen soll, ist Gegenstand einer Simulation, die noch nicht fertig ist.

Für die Verlängeru­ng der Linie 4 durch Gersthofen gibt es bislang eine rechnerisc­he Machbarkei­tsstudie, welche die Baukosten für knapp vier Kilometer Strecke mit 45 Millionen Euro beziffert. Ob beide Seiten dem Projekt nähertrete­n, hängt vom Ausgang weiterer Untersuchu­ngen ab.

 ?? Archivfoto: Hermann Schmid ?? Einen zentralen Umsteigepu­nkt im Zentrum von Königsbrun­n gibt es längst. Gestern ging es wieder um die Frage, wann hier auch Fahrgäste in die Straßenbah­n nach Augsburg einsteigen können.
Archivfoto: Hermann Schmid Einen zentralen Umsteigepu­nkt im Zentrum von Königsbrun­n gibt es längst. Gestern ging es wieder um die Frage, wann hier auch Fahrgäste in die Straßenbah­n nach Augsburg einsteigen können.

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