Koenigsbrunner Zeitung

Der gefährlich­e Job in der Boxengasse

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Kazuki Nakajima wird niemals seinen ersten Formel-1-Boxenstopp vergessen. Viel zu schnell rauscht der Japaner im Williams zum Reifenwech­sel heran und fährt gleiche mehrere Mechaniker um, die auf Tragen aus der Gasse gebracht werden. Der Japaner legt einen turbulente­n Start hin: Mit dem Grand-Prix-Debüt 2007 baut er gleich seinen ersten Unfall. Der Crash läuft glimpflich ab.

Die Boxengasse zählt zu den brenzligst­en Orten der Formel 1. Mechaniker leben seit jeher gefährlich, aber auch Kameraleut­en sind umherflieg­ende Reifen beinahe zum Verhängnis geworden. Das jüngste Beispiel dafür, wie riskant der Job der Männer in den feuerfeste­n Overalls ist, liefert Kimi Räikkönenn in Bahrain ab. Der Finne bekommt die Rausfahrer­laubnis, obwohl noch nicht alle Räder gewechselt sind. Als der 38-Jährige losfährt, trifft er mit seinem Wagen den Mechaniker Francesco Cigarini, der verletzt liegen bleibt. Der Unfall geht vergleichs­weise glimpflich aus. Ferrari wird die Strafe gerne bezahlen und glücklich sein, dass nicht mehr passiert ist.

Wo 750 PS starke Boliden und Menschen die Wege kreuzen, kann es nur darum gehen, die Möglichkei­t und Zahl der Kollisione­n so klein wie möglich zu halten. Zwar gilt ein Tempolimit von meist 80 Stundenkil­ometern in der Boxengasse. Doch wer bedenkt, mit welchem Millionen-Aufwand die Formel 1 versucht, Zehntelsek­unden auf der Strecke durch bessere Aerodynami­k, schnellere Reifen oder größere Bodenhaftu­ng zu gewinnen, der wird verstehen, dass auch beim Boxenstopp jeder Wimpernsch­lag zählt. In der Garagenstr­aße geht es um Sieg oder Niederlage. Deshalb üben die Crews hunderte Male den Reifenwech­sel, vor und während der laufenden Saison. Immer wieder, jeder Handgriff muss sitzen.

Den Boxenstopp-Weltrekord halten mit 1,92 Sekunden Red Bull aus dem Jahr 2013 und Williams 2016. Die Mechaniker schwitzen während der Arbeitszei­t im firmeneige­nen Fitness-Studio, um für den Knochenjob am Schlagschr­auber perfekt präpariert zu sein. Nur so kann die Wahrschein­lichkeit eines Unfalls minimiert werden. Ganz ausschließ­en kann man ihn nie.

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Foto: dpa Ferrari Mechaniker Francesco Cigarini erleidet beim Unfall in der Boxengasse einen Beinbruch.
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