Augsburgs Forscher live im Rathaus
In der Langen Nacht der Wissenschaft am 5. Mai zeigen die Hochschulen, was sie zu bieten haben. Andere Städte sind mit diesem Format schon erfolgreich
Nein, das ist kein Traum. In Augsburg kann jeder eine Nacht lang Student sein. Möglich wird das bei der „Langen Nacht der Wissenschaft“im Rathaus am Samstag, 5. Mai. Universität, Hochschule und Stadt bieten gemeinsam ein umfangreiches Programm, in dem Augsburger Forscher ihre spannendsten Projekte einer breiten Bevölkerung nahebringen wollen. Das Veranstaltungsformat hat in Augsburg Premiere. In anderen Universitätsstädten wie Berlin, Nürnberg/Fürth/Erlangen oder Konstanz ist die Lange Nacht der Wissenschaft längst ein Renner. Und es gibt Gründe, warum sie regelmäßig Tausende Besucher anzieht.
Es geht nicht nur um Liebe und Krieg, wenn das Augsburger Rathaus zum großen Hörsaal für alle wird. Dort laufen rund 40 Veranstaltungen aus vielen Bereichen der Wissenschaft. Ein Blick ins Programm zeigt, wie nahe die Vorträge und Vorführungen am Leben der Menschen sind. Die Wirtschaftswissenschaftler der Uni wollen beispielsweise erklären, wann ein Heiratsantrag ein Liebesbeweis ist und wann er der Einkommensaufbesserung dient. Die Juristen beschäftigen sich mit einem Thema, das oft in den Nachrichten ist: Welche Regeln gelten eigentlich im Krieg zwischen Staaten oder bei Militäreinsätzen gegen Terrorgruppen? Auch das Thema Verkehr spielt eine große Rolle. Maschinenbauer der Hochschule erklären etwa, welche Leichtbaukonzepte es bei Fahrrädern gibt.
Spannend dürfte es bei vielen Vorführungen zum Mitmachen werden. Besucher können beobachten, wie verschiedene Roboter zusammenarbeiten. Sie können in einem speziellen „Sandkasten“der Geografen schaufeln und mithilfe von Spezialsoftware erleben, wie sich ganze Landschaften verändern. Ein anderes Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Drohnen, die in Augsburg bei Messungen der Luftqualität eingesetzt werden sollen. Aber auch die Unterhaltung wird nicht zu kurz kommen. In einem „Science-Slam“wollen Studenten und junge Forscher ihre Projekte vorstellen.
Die „Lange Nacht der Wissenschaft“wurde in Augsburg in einem Spitzengespräch zwischen Hoch- schulen und Stadt auf den Weg gebracht. Besonders Oberbürgermeister Kurt Gribl und Bürgermeisterin Eva Weber hätten sich dafür eingesetzt, dass aus der Idee Wirklichkeit wird, so Stadtsprecher Richard Goerlich.
Er nennt auch die Fragestellung hinter dem Projekt: Wie schaffen wir es gemeinsam, die akademische Qualität unserer Uni und unserer Hochschule mitten in der Stadt zu zeigen? Und wie erreichen wir damit auch ein Publikum, das sich sonst vielleicht nur am Rande für die Wissenschaft interessiert? „Es geht auch darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass wir in einer Universitätsund Hochschulstadt leben – und welchen Beitrag beide Institutionen für das gesellschaftliche und akademische Leben der Stadt leisten“, sagt Goerlich. Im öffentlichen Bewusstsein gelte München als der große Wissenschaftsstandort in Bayern, sagt Unisprecher Michael Hallermayer. Augsburg werde mehr als Studienstandort wahrgenommen. Dabei habe es gerade auch in Augsburg in den vergangenen Jahren eine dynamische Entwicklung in der Forschung gegeben. „Augsburg muss sich nicht verstecken“, sagt Hallermayer.
Das Format der „Langen Nacht“kennen die Augsburger schon aus dem Kulturbereich. An den Hochschulen und bei der Stadt geht man davon aus, dass es sich auch dafür eignet, Wissenschaft populär unters Volk zu bringen. „Man kann mal die eine, mal die andere Veranstaltung besuchen, sich dazwischen mit anderen Besuchern über das Erlebte austauschen und das Ganze so zu einem besonderen Abend und Gemeinschaftserlebnis werden lassen“, sagt Goerlich.
In anderen Universitätsstädten ist das Format schon länger sehr beliebt, weil Wissenschaft populär vermittelt wird. Im Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen wurden zuletzt rund 1000 Programmpunkte angeboten. In Konstanz kamen 2017 weit über 7000 Besucher.
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Veranstaltung Die Lange Nacht der Wissenschaft im Augsburger Rathaus läuft am 5. Mai von 18.30 bis 23 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldung ist nicht nö tig. Tipp: Wer bestimmte Beiträge besu chen will, sollte rechtzeitig kommen.
Es geht um Liebe und Krieg, aber um noch viel mehr