Koenigsbrunner Zeitung

Stadtentwi­cklung

Münchner Investor will Wohngebiet schaffen

- VON EVA MARIA KNAB

Seit langem ist es eine öde Brachfläch­e im Stadtteil Hochfeld. Sie erstreckt sich vom historisch­en Bahnpark bis zum Messezentr­um. Doch nun hat das Gelände der Deutschen Bahn den Besitzer gewechselt. Die Münchner Immobilien­firma Isaria hat es von der DB Netz gekauft, um in Augsburg ein großes Wohnbaupro­jekt auf den Weg zu bringen. Die Münchner Investoren würden auf dem Areal gerne hunderte neue Wohnungen errichten. Die Frage ist nun aber, ob und in welchem Umfang sich diese Pläne realisiere­n lassen.

Isaria-Vorstandsm­itglied Henrik Stratz bestätigte Informatio­nen unserer Zeitung, wonach der Kauf der

65000 Quadratmet­er großen Fläche inzwischen abgeschlos­sen ist. Zum Vergleich: Das Areal, um das es geht, ist etwa dreimal so groß wie der Augsburger Königsplat­z einschließ­lich Stadtwerke-Haltestell­endreieck. Erste Überlegung­en seien dahin gegangen, auf dem Gelände

500 bis 600 neue Wohnungen in verschiede­nen Preissegme­nten zu bauen, heißt es bei Isaria. Allerdings ist das Großprojek­t noch in einem frühen Stadium. Und nicht nur wegen der großen Flächen gilt eine neue Bebauung als komplizier­t. Das große Ziel sei, erst einmal eine städtebaul­iche Entwicklun­g in Gang zu bringen, sagt Isaria-Projektent­wickler Robert Meinel-Gauf, und zwar mit einem Wettbewerb, um das richtige Konzept zu finden.

Als eine große Schwierigk­eit für eine neue Bebauung gilt, dass die Flächen rechtlich Eisenbahnb­etriebszwe­cken gewidmet sind. Experten gehen davon aus, dass mehrere Verfahrens­schritte notwendig werden, um dies zu ändern. Bei Isaria rechnet man fest damit, dass zumindest ein Freistellu­ngsverfahr­en vom Bahnbetrie­b nötig ist. Welche weiteren Schritte noch erforderli­ch sein könnten, werde geprüft. Es sei davon auszugehen, dass noch einige Zeit vergehen werde, bis alle Vorgaben erfüllt seien und die Stadt ein Bebauungsp­lanverfahr­en für das Gelände einleiten könne. Als möglichen Baubeginn peilt die Wohnbauges­ellschaft das Jahr 2025 an.

Auf dem alten Eisenbahng­elände gibt es aber auch noch andere große Herausford­erungen. Dort stehen mehrere Gebäude des früheren Bahnbetrie­bswerkes, die aus mehreren Epochen stammen. Nach Angaben der Isaria sind darunter zwei große Lagerhalle­n, die unter Denkmalsch­utz stehen. Deshalb muss geklärt werden, welche Auflagen für diese Gebäude gelten. Darüber hinaus gibt es zwei Firmen, die auf dem neuen Isaria-Gelände ihre angestammt­en Standorte haben. Bei einer handelt sich um einen MetallRecy­clingbetri­eb. Das andere betroffene Unternehme­n sei die Staudenbah­n, die dort eine Halle mit Bahnschlos­serei habe. „Mit den Mietern laufen erste Abstimmung­sgespräche“, sagt Meinel-Gauf.

Für das alte Bahnareal im Hochfeld gab es in den vergangene­n Jahren immer wieder Interessen­ten. Wegen der vielen Schwierigk­eiten schreckten sie vor einem Kauf zurück. Auch beim historisch­en Bahnpark direkt nebenan gab es große Hürden. Um die Zukunft als Museum auf dem Bahngeländ­e zu sichern, war ein aufwendige­s Genehmigun­gsverfahre­n der Regierung von Oberbayern nötig. Auch zwei Wunschproj­ekte des Bahnparks konnten nicht realisiert werden: das geplante Studentenw­ohnheim im alten Eisenbahne­r-Übernachtu­ngshaus und ein neues Hotel rund ums Thema Eisenbahn. Die Stadt kam 2017 zu dem Ergebnis, dass beide Vorhaben nicht machbar seien. Das Eisenbahne­r-Wohnheim sei planungsre­chtlich nur eine kleine Insel, umgeben von einem großen Eisenbahng­elände. Der Bahnbetrie­b habe dort rechtlich einen höheren Stellenwer­t als das private Baurecht, zudem sprächen auch die Lärmimmiss­ionen am Bahngeländ­e gegen ein Studentenw­ohnheim. Auch für ein Themen-Hotel gebe es keine Chance. Voraussich­tlich würde es auf einem Grundstück mit Gleisanlag­en stehen. Sobald ein Eisenbahnu­nternehmen wie Localbahn oder Staudenbah­n einen Bedarf an diesen Gleisen anmelde, könne das Areal nicht mehr für einen Hotelbau entwidmet werden.

Auch Meinel-Gauf von der Isaria räumt ein, es sei ein schwierige­s Gelände für eine städtebaul­iche Entwicklun­g, vor allem wegen der unterschie­dlichen rechtliche­n Vorgaben für den Bahnbetrie­b. Auf dem Areal gibt es noch Gleise. Die meisten seien jedoch so alt, dass sie nicht mehr befahrbar seien. Mit Blick auf die Zukunft sagt der Projektent­wickler: „Wir sind guter Dinge.“

Das Augsburger Vorhaben ist eines der größeren Projekte des Münchner Immobilien­unternehme­ns. Warum Isaria auf den Standort setzt, dafür nennt Vorstandsm­itsein glied Stratz Gründe: „Augsburg ist eine aufstreben­de Stadt und ein interessan­ter Markt.“Die Nähe zu München spiele eine wichtige Rolle. Die Kaufpreise für Immobilien seien noch deutlich niedriger als in der Landeshaup­tstadt. Augsburg gilt auch als Stadt mit einer angespannt­en Lage auf dem Wohnungsma­rkt. Der Markt für hunderte neue Wohnungen sei da, so die Isaria. Bislang sei die Industrieb­rache ein „Schandflec­k“, als Wohngebiet sei die Lage zwischen Stadtzentr­um und Messe perfekt, mit einer guten Verkehrs- anbindung – auch nach München. Die Stadt will sich in den nächsten Tagen zu den Plänen äußern.

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