Stadtwerke wollen Autos teilen im Augsburger Land
In der Stadt befindet sich das Carsharing-Projekt auf der Überholspur. Doch springen die Kunden auch hier an?
Landkreis Augsburg
Stadtbergen und Gersthofen haben es als bislang einzige Orte im Augsburger Land schon – demnächst könnte auch Neusäß hinzukommen. Denn: Die Stadtwerke Augsburg planen, ihr Carsharing-Angebot auf den gesamten Landkreis Augsburg auszuweiten. In jeder Stadt und Gemeinde könnten dann eine Ladesäule und zwei Elektroautos stehen, so Stadtwerkechef Walter Casazza.
Er nutzte einen Auftritt vor dem Kreistag, um für das neue Angebot seines Unternehmens zu werben, das es künftig auch im Landkreis Aichach-Friedberg geben könnte. Als Voraussetzung gilt allerdings eine finanzielle Beteiligung der Landkreise. Um welche Beträge es dabei geht, ist noch völlig offen.
Zunächst wollen beide Landkreise, die Stadtwerke und der AVV ein Konzept erarbeiten, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Augsburger Landratsamt. Dort ist das Projekt im Bereich von Walter Michale angesiedelt. Vorstellbar sei, zunächst größere Städte wie Königsbrunn, Friedberg oder Neusäß anzuschließen, sagte Michale gegenüber unserer Zeitung. Auch Pendlerbahnhöfe wie Meitingen und Bobingen könnten interessante Standorte für die Leihautos sein.
In Augsburg befindet sich das Angebot seit seiner Einführung vor drei Jahren auf der Überholspur. „Sehr gut“laufe die CarsharingSparte, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Sein Chef Casazza spricht von einem „Megatrend“. Mittlerweile gibt es fast 2500 feste Kunden, für die an 50 Standorten 115 Fahrzeuge bereitstehen. Die Palette reicht vom Mini-Flitzer bis zum Transporter.
Viele leihen sich die Autos (Stromer und Benziner) für wenige Stunden aus, manche verbringen sogar einen dreiwöchigen Spanienurlaub damit. Vergangenes Jahr hat die Carsharing-Flotte 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt. Und so funktioniert der Autoverleih:
Die Kunden lassen sich bei den Stadtwerken registrieren und erhalten eine Karte. Telefonisch, via App oder Internet vom PC aus können sie sich ein Fahrzeug reservieren und dieses mit Karte oder Handy aufschließen. Im Inneren gibt das Auto gegen einen Nummerncode den Autoschlüssel preis. Bezahlt wird nach Mietdauer und Kilometerpreis. Beispiel: Ein Kleinwagen ist für drei Stunden und zwölf Kilometer für knapp acht Euro zu haben. Hinzu kommt eine monatliche Grundgebühr von sieben Euro, die sich Nahverkehrs-Abonnenten aber sparen.
Gedacht sind die Leihautos als Ergänzung zum Nahverkehrsangebot. Interessant werden können sie zum Beispiel für Familien, die vor der Entscheidung stehen, ob sie sich einen Zweitwagen kaufen. Bis zu einer Fahrleistung von 10000 Kilometern im Jahr sei Carsharing günstiger als ein eigener Wagen, sagt Stadtwerkesprecher Fergg.
Allerdings ist noch unklar, wie das System genau im Landkreis ausgestaltet würde. Als Pferdefuß könnte sich entpuppen, dass die Fahrzeuge bislang vom Mieter immer zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden müssen, bevor sie ein neuer Kunde nutzen kann. Für einen Pendler zum Beispiel, der zum nächsten Bahnhof möchte, ist das ungünstig, weil er die gesamte Standdauer mitbezahlen muss.
Allerdings wird im Hintergrund bereits an einem Free-Floating-System gearbeitet, wie es andere Anbieter schon haben. Das Auto kann im Geschäftsgebiet überall angemietet und abgestellt werden.
Schon jetzt können CarsharingKunden der Stadtwerke in vielen Regionen Deutschlands (München, Berlin, Frankfurt) auf Angebote von Partnerorganisationen zurückgreifen, während das Augsburger Umland noch ein weißer Fleck ist.