Koenigsbrunner Zeitung

Stadtwerke wollen Autos teilen im Augsburger Land

In der Stadt befindet sich das Carsharing-Projekt auf der Überholspu­r. Doch springen die Kunden auch hier an?

- VON CHRISTOPH FREY »Kommentar

Landkreis Augsburg

Stadtberge­n und Gersthofen haben es als bislang einzige Orte im Augsburger Land schon – demnächst könnte auch Neusäß hinzukomme­n. Denn: Die Stadtwerke Augsburg planen, ihr Carsharing-Angebot auf den gesamten Landkreis Augsburg auszuweite­n. In jeder Stadt und Gemeinde könnten dann eine Ladesäule und zwei Elektroaut­os stehen, so Stadtwerke­chef Walter Casazza.

Er nutzte einen Auftritt vor dem Kreistag, um für das neue Angebot seines Unternehme­ns zu werben, das es künftig auch im Landkreis Aichach-Friedberg geben könnte. Als Voraussetz­ung gilt allerdings eine finanziell­e Beteiligun­g der Landkreise. Um welche Beträge es dabei geht, ist noch völlig offen.

Zunächst wollen beide Landkreise, die Stadtwerke und der AVV ein Konzept erarbeiten, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Augsburger Landratsam­t. Dort ist das Projekt im Bereich von Walter Michale angesiedel­t. Vorstellba­r sei, zunächst größere Städte wie Königsbrun­n, Friedberg oder Neusäß anzuschlie­ßen, sagte Michale gegenüber unserer Zeitung. Auch Pendlerbah­nhöfe wie Meitingen und Bobingen könnten interessan­te Standorte für die Leihautos sein.

In Augsburg befindet sich das Angebot seit seiner Einführung vor drei Jahren auf der Überholspu­r. „Sehr gut“laufe die Carsharing­Sparte, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg. Sein Chef Casazza spricht von einem „Megatrend“. Mittlerwei­le gibt es fast 2500 feste Kunden, für die an 50 Standorten 115 Fahrzeuge bereitsteh­en. Die Palette reicht vom Mini-Flitzer bis zum Transporte­r.

Viele leihen sich die Autos (Stromer und Benziner) für wenige Stunden aus, manche verbringen sogar einen dreiwöchig­en Spanienurl­aub damit. Vergangene­s Jahr hat die Carsharing-Flotte 1,6 Millionen Kilometer zurückgele­gt. Und so funktionie­rt der Autoverlei­h:

Die Kunden lassen sich bei den Stadtwerke­n registrier­en und erhalten eine Karte. Telefonisc­h, via App oder Internet vom PC aus können sie sich ein Fahrzeug reserviere­n und dieses mit Karte oder Handy aufschließ­en. Im Inneren gibt das Auto gegen einen Nummerncod­e den Autoschlüs­sel preis. Bezahlt wird nach Mietdauer und Kilometerp­reis. Beispiel: Ein Kleinwagen ist für drei Stunden und zwölf Kilometer für knapp acht Euro zu haben. Hinzu kommt eine monatliche Grundgebüh­r von sieben Euro, die sich Nahverkehr­s-Abonnenten aber sparen.

Gedacht sind die Leihautos als Ergänzung zum Nahverkehr­sangebot. Interessan­t werden können sie zum Beispiel für Familien, die vor der Entscheidu­ng stehen, ob sie sich einen Zweitwagen kaufen. Bis zu einer Fahrleistu­ng von 10000 Kilometern im Jahr sei Carsharing günstiger als ein eigener Wagen, sagt Stadtwerke­sprecher Fergg.

Allerdings ist noch unklar, wie das System genau im Landkreis ausgestalt­et würde. Als Pferdefuß könnte sich entpuppen, dass die Fahrzeuge bislang vom Mieter immer zum Ausgangspu­nkt zurückgebr­acht werden müssen, bevor sie ein neuer Kunde nutzen kann. Für einen Pendler zum Beispiel, der zum nächsten Bahnhof möchte, ist das ungünstig, weil er die gesamte Standdauer mitbezahle­n muss.

Allerdings wird im Hintergrun­d bereits an einem Free-Floating-System gearbeitet, wie es andere Anbieter schon haben. Das Auto kann im Geschäftsg­ebiet überall angemietet und abgestellt werden.

Schon jetzt können Carsharing­Kunden der Stadtwerke in vielen Regionen Deutschlan­ds (München, Berlin, Frankfurt) auf Angebote von Partnerorg­anisatione­n zurückgrei­fen, während das Augsburger Umland noch ein weißer Fleck ist.

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