Neuer Standortleiter bei Amazon
Ernst Schäffler spricht über millionenschwere Investitionen und warum Scheibenwischer problematisch sind
Graben
Der Neue ist zugleich ein alter Bekannter: Der Standortleiter des Amazon-Logistikzentrums in Graben heißt seit wenigen Wochen wieder Ernst Schäffler. Er hatte diese Funktion bereits bei der Eröffnung Ende 2011 inne, war jedoch zuletzt ein Jahr lang in Barcelona und baute dort ein Robotics-Werk auf. Die Leitung des Logistikzentrums auf dem Lechfeld übernahm in dieser Zeit Johannes Weingärtner. Schäffler zeigte vor Kurzem einer Delegation der FDP – darunter mit Nadja Hirsch die Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament – die Arbeitsabläufe und neuesten Investitionen am Standort Graben.
Mehrere Millionen Euro investierte der Online-Versandhändler 2016 für ein Hochregallager. Auf einer Gesamtfläche von rund 15000 Quadratmetern – das entspricht etwa der Fläche von zwei Fußballfeldern – entstanden etwa 3700 Regale, die das Herz manches Schuhliebhabers höherschlagen lassen. 142000 neue Lagerplätze für Schuhe wurden nach Angaben des Unternehmens errichtet. Die Erweiterung verlangt einen hohen Prozessaufwand. Schuhe brauchen viel Platz, erklärte Standortleiter Schäffler, und die Regale können nur von speziellen Fahrzeugen angefahren werden, um Waren aus den oberen Bereichen zu erhalten.
Am Standort Graben werden etwa 1,5 Millionen Artikel gelagert, richtig schwere Geräte wie Kühlschränke sucht man aber dort vergeblich. Diese gibt es nur in speziellen Logistikzentren, sagt ein Unternehmenssprecher. Schäffler hebt die hohen Sicherheitsanfordern für die rund 1900 Mitarbeiter hervor, deshalb gebe es auch weniger als zwei Unfälle pro 200 000 Arbeitsstunden. Von Graben aus können Kunden in Augsburg, München, Nürnberg und Stuttgart noch am selben Tag beliefert werden, auch wenn manche Artikel das Unternehmen vor Herausforderungen stellen – zum Beispiel Scheibenwischer. „Lange und schmale Sachen sind problematisch bei der Verpackung, da sie selten vorkommen“, sagt Schäffler. Pro Stunde schaffe ein Verpacker durchschnittlich 80 bis 90 Artikel.
Die Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament, Nadia Hirsch, zeigte sich von der Größe des Logistikzentrums – rund 15 Fußballfelder – beeindruckt. Sie sei fasziniert, wie strukturiert dort gearbeitet werde. Hirsch zeigte sich in einem Punkt aber überrascht. „Ich hätte mir die Arbeitsabläufe automatisierter vorgestellt; es wird doch noch viel von Menschenhand erledigt“, sagte die 39-Jährige bei dem Ortstermin. Das sei allerdings gut für die Region, da dadurch viele Arbeitsplätze entstanden sind.
Die in Straßburg sitzungsfreie Osterzeit nutzt die Münchnerin für Kontakte mit der Basis. Hirsch besuchte den Landsberger SIP-Scootershop, fuhr zu Amazon in Graben und ging danach zu einer Veranstaltung der Thomas-Dehler-Stiftung in Augsburg. Im Europaparlament hat Hirsch vor allem die Digitalisierung und Bürgerrechte im Blick und gehört dem Handelsausschuss an. Nadja Hirsch wurde 2009 ins Europaparlament gewählt, 2014 verpasste sie den Wiedereinzug, rückte jedoch im November 2017 für Alexander Graf Lambsdorff nach, der in den Bundestag wechselte.