Koenigsbrunner Zeitung

Ein modernes Heimatgefü­hl

- Lies mich! VON VERONIKA LINTNER

Heimat? Das ist für viele junge Bayern weit mehr als nur der Dreiklang von Leberkäs, Oktoberfes­t und dem alljährlic­hen Titelgewin­n der Münchner in der Fußballbun­desliga. Besucht man eine Probe der jungen Trachtler von D’Lechauer, dann spürt man dort einen ganz anderen, tieferen Heimatgeis­t. Und der ist traditione­ll und modern zugleich.

Für die Jugendgrup­pe in Königsbrun­n gehören die historisch­en Trachten, die Dirndl mit der weißen Schürze und die Trachtenhe­mden mit der blauen Krawatte, zu einem Lebensgefü­hl. Sie zeigen, dass Geschichte ein lebendiger Teil der Gegenwart sein kann. Und zwar ganz unverkramp­ft, ohne Wehmut und Nostalgie. Denn die jungen Plattler glauben nicht daran, dass „früher alles besser war“– auch wenn Opa das vielleicht behauptet. Es geht ihnen vielmehr um den Sportsgeis­t und das Gemeinscha­ftserlebni­s.

Jeden Freitagabe­nd Volkstanz? Das wirkt auf den Hipster aus der Großstadt wohl nicht gerade wie der Gipfel der Coolness. „Viele Leute denken: Wenn man im Trachtenve­rein ist, hat man auch einen Bauernhof“, sagt der Vorplattle­r Josef. Doch dann sitzt neben ihm, auf der Eckbank im Vereinshei­m, der junge, erfolgreic­he Softwareen­twickler Daniel, der zu den besten Schuhplatt­lern im Verein gehört. Und dass der Verein sogar Kontakte in die USA pflegt, zu zwei Trachtenve­reinen in Chicago, das zeigt, wie sich die Zeiten ändern.

Denn Heimat muss kein Ort sein und keine alte Geschichte. Die Geschichte bewahren zu wollen und dabei nur zurückzubl­icken, das allein schafft noch kein Heimatgefü­hl. Das gilt auch in Zeiten, in denen rechte politische Parteien mit einem Heimatbegr­iff werben, der streng national ist und bestimmte Menschengr­uppen von vornherein ausschließ­t. Dabei liegt Heimat im menschlich­en Miteinande­r. In den Trachtengr­uppen, und auch in Musikund Sportverei­nen, lernen junge Menschen fürs Leben: Teamgeist, Offenheit und Vertrauen.

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