Ein modernes Heimatgefühl
Heimat? Das ist für viele junge Bayern weit mehr als nur der Dreiklang von Leberkäs, Oktoberfest und dem alljährlichen Titelgewinn der Münchner in der Fußballbundesliga. Besucht man eine Probe der jungen Trachtler von D’Lechauer, dann spürt man dort einen ganz anderen, tieferen Heimatgeist. Und der ist traditionell und modern zugleich.
Für die Jugendgruppe in Königsbrunn gehören die historischen Trachten, die Dirndl mit der weißen Schürze und die Trachtenhemden mit der blauen Krawatte, zu einem Lebensgefühl. Sie zeigen, dass Geschichte ein lebendiger Teil der Gegenwart sein kann. Und zwar ganz unverkrampft, ohne Wehmut und Nostalgie. Denn die jungen Plattler glauben nicht daran, dass „früher alles besser war“– auch wenn Opa das vielleicht behauptet. Es geht ihnen vielmehr um den Sportsgeist und das Gemeinschaftserlebnis.
Jeden Freitagabend Volkstanz? Das wirkt auf den Hipster aus der Großstadt wohl nicht gerade wie der Gipfel der Coolness. „Viele Leute denken: Wenn man im Trachtenverein ist, hat man auch einen Bauernhof“, sagt der Vorplattler Josef. Doch dann sitzt neben ihm, auf der Eckbank im Vereinsheim, der junge, erfolgreiche Softwareentwickler Daniel, der zu den besten Schuhplattlern im Verein gehört. Und dass der Verein sogar Kontakte in die USA pflegt, zu zwei Trachtenvereinen in Chicago, das zeigt, wie sich die Zeiten ändern.
Denn Heimat muss kein Ort sein und keine alte Geschichte. Die Geschichte bewahren zu wollen und dabei nur zurückzublicken, das allein schafft noch kein Heimatgefühl. Das gilt auch in Zeiten, in denen rechte politische Parteien mit einem Heimatbegriff werben, der streng national ist und bestimmte Menschengruppen von vornherein ausschließt. Dabei liegt Heimat im menschlichen Miteinander. In den Trachtengruppen, und auch in Musikund Sportvereinen, lernen junge Menschen fürs Leben: Teamgeist, Offenheit und Vertrauen.