„Mich traf fast der Schlag“
Die Telekom will vor dem Grundstück von Conny Biedermann einen „Internet-Breitbandkasten“aufstellen. Dagegen versucht die Schwabmünchnerin vorzugehen
Die Telekom will vor dem Grundstück von Conny Biedermann einen Kasten für Internet-Breitbandversorgung aufstellen. Die Schwabmünchnerin möchte dies verhindern. Warum die Stadt Schwabmünchen die Telekom nicht am Aufstellen des Kastens hindern kann und warum Conny Biedermann so verärgert ist.
Schwabmünchen Der Ärger bei Conny Biedermann aus Schwabmünchen ist riesig. Er betrifft gleich zwei Institutionen: die Telekom und die Stadt Schwabmünchen. Beide zusammen handeln ihrer Meinung nach nicht in ihrem Sinne, wenn auf dem Gehweg vor ihrem Grundstück ein riesiger Blechkasten für Internet-Breitbandversorgung aufgestellt wird. Hat sie die Möglichkeit, gegen diese Installation vorzugehen?
Conny Biedermann ist stinksauer. Auf dem Gehweg vor ihrem schönen Grundstück an der Ferdinand-Wagner-Straße in Schwabmünchen soll ein Kasten für Internet-Breitbandversorgung aufgestellt werden: „Ich finde dieses Ding dort scheußlich. Das verschandelt unseren schönen Garten und das Haus meiner Mutter“, sagt sie. Deshalb rief sie empört den Stadtbaumeister Stefan Michelfeit an. Doch der konnte ihr nicht weiterhelfen: „Das Telekommunikationsgesetz für Deutschland sinngemäß, dass die zuständigen Firmen öffentliche Wege zur Verlegung von Leitungen und zum Aufstellen von Verteilerkästen nutzen dürfen. Der Bürger hat also kein Einspruchsrecht.“Die Stadt hat es schon, doch das könne unter anderem nur herangezogen werden, wenn durch die Tiefe des Kastens der Gehweg zu schmal werde.
„Wir haben uns auf den Einspruch von Frau Biedermann hin die Stelle angesehen und nach Alternativen in vertretbarer Nähe gesucht. Das ist leider nicht gelungen. Da dort der Gehweg ziemlich breit ist, haben wir keine Möglichkeit, die Telekom am Aufstellen des Kastens zu hindern“, so der Stadtbaumeister.
Der Einspruch der Grundstückseigentümerin sei übrigens der erste in Schwabmünchen, obwohl schon Dutzende dieser Kästen aufgestellt wurden. „Die meisten Anwohner freuen sich, denn je näher er an ihrem Haus steht, umso besser ist die Internet-Verbindung“, erklärte Michelfeit, der außerdem mitteilt, dass Schwabmünchen bis auf Teile der Stadtmitte und ein paar Randbezirke bereits gut mit Glasfaserkabel versorgt sei.
„Wie andere auf den Kasten reagieren, ist mir gleich. Ich will ihn nicht haben. Mich traf fast der Schlag, als die Telekom das hässliche Dinge einfach so hingestellt hat, ohne mich vorher zu fragen oder zu informieren. Ich wollte mit den Leuten reden, doch das waren Ausländer und deshalb war mit ihnen keine Kommunikation möglich“, sagte Biedermann.
Auch dem hält Michelfeit entgegen, dass keine Grundstücks-Eigentümer-Informationspflicht bestehe, weder seitens der Telekom noch der Stadt.
Biedermann ist sehr stolz auf ihren schön angelegten Garten hinter dem Zaun, vor dem bisher schon zwei kleinere Kästen stehen: einer für die Ampelversorgung und einer von der Telekom. „Jetzt soll noch ein viel größerer scheußlicher Kasten dazukommen“, schimpft sie und erzählt: „Wir haben den Bereich dabesagt hinter als Entschleunigungsgarten angelegt, unter anderem mit Teilen einer Fliegerbombe als Mahnmal und dem Restmauerwerk des ehemaligen Pfitzmayer-Häuschens. Außerdem soll der Garten jetzt optisch sogar noch verlängert werden, und zwar als riesiges Kunstwerk von einer renommierten Schwabmünchner Künstlerin an der Wand des Hauses meiner Mutter. Wir bemühen uns immer, Schwabmünchen noch schöner zu machen und jetzt das. Dadurch wird der Blick auf das Gesamtkunstwerk extrem gestört.“
Außerdem glaubt sie, dass die Stadt Schwabmünchen so langsam zu einem „Sammelsurium von architektonischen Scheußlichkeiten“verkomme. „Alles geschieht nur noch nach dem Gesichtspunkt der verdichteten Bebauung. Die Ästhetik bleibt auf der Strecke. Auf Schwabmünchen kann man wirklich nicht mehr stolz sein.“
Conny Biedermann sucht weiter nach Lösungen, um das schreckliche Ding vor ihrem Garten doch noch irgendwie loszuwerden.