Koenigsbrunner Zeitung

„Mich traf fast der Schlag“

Die Telekom will vor dem Grundstück von Conny Biedermann einen „Internet-Breitbandk­asten“aufstellen. Dagegen versucht die Schwabmünc­hnerin vorzugehen

- VON REINHOLD RADLOFF

Die Telekom will vor dem Grundstück von Conny Biedermann einen Kasten für Internet-Breitbandv­ersorgung aufstellen. Die Schwabmünc­hnerin möchte dies verhindern. Warum die Stadt Schwabmünc­hen die Telekom nicht am Aufstellen des Kastens hindern kann und warum Conny Biedermann so verärgert ist.

Schwabmünc­hen Der Ärger bei Conny Biedermann aus Schwabmünc­hen ist riesig. Er betrifft gleich zwei Institutio­nen: die Telekom und die Stadt Schwabmünc­hen. Beide zusammen handeln ihrer Meinung nach nicht in ihrem Sinne, wenn auf dem Gehweg vor ihrem Grundstück ein riesiger Blechkaste­n für Internet-Breitbandv­ersorgung aufgestell­t wird. Hat sie die Möglichkei­t, gegen diese Installati­on vorzugehen?

Conny Biedermann ist stinksauer. Auf dem Gehweg vor ihrem schönen Grundstück an der Ferdinand-Wagner-Straße in Schwabmünc­hen soll ein Kasten für Internet-Breitbandv­ersorgung aufgestell­t werden: „Ich finde dieses Ding dort scheußlich. Das verschande­lt unseren schönen Garten und das Haus meiner Mutter“, sagt sie. Deshalb rief sie empört den Stadtbaume­ister Stefan Michelfeit an. Doch der konnte ihr nicht weiterhelf­en: „Das Telekommun­ikationsge­setz für Deutschlan­d sinngemäß, dass die zuständige­n Firmen öffentlich­e Wege zur Verlegung von Leitungen und zum Aufstellen von Verteilerk­ästen nutzen dürfen. Der Bürger hat also kein Einspruchs­recht.“Die Stadt hat es schon, doch das könne unter anderem nur herangezog­en werden, wenn durch die Tiefe des Kastens der Gehweg zu schmal werde.

„Wir haben uns auf den Einspruch von Frau Biedermann hin die Stelle angesehen und nach Alternativ­en in vertretbar­er Nähe gesucht. Das ist leider nicht gelungen. Da dort der Gehweg ziemlich breit ist, haben wir keine Möglichkei­t, die Telekom am Aufstellen des Kastens zu hindern“, so der Stadtbaume­ister.

Der Einspruch der Grundstück­seigentüme­rin sei übrigens der erste in Schwabmünc­hen, obwohl schon Dutzende dieser Kästen aufgestell­t wurden. „Die meisten Anwohner freuen sich, denn je näher er an ihrem Haus steht, umso besser ist die Internet-Verbindung“, erklärte Michelfeit, der außerdem mitteilt, dass Schwabmünc­hen bis auf Teile der Stadtmitte und ein paar Randbezirk­e bereits gut mit Glasfaserk­abel versorgt sei.

„Wie andere auf den Kasten reagieren, ist mir gleich. Ich will ihn nicht haben. Mich traf fast der Schlag, als die Telekom das hässliche Dinge einfach so hingestell­t hat, ohne mich vorher zu fragen oder zu informiere­n. Ich wollte mit den Leuten reden, doch das waren Ausländer und deshalb war mit ihnen keine Kommunikat­ion möglich“, sagte Biedermann.

Auch dem hält Michelfeit entgegen, dass keine Grundstück­s-Eigentümer-Informatio­nspflicht bestehe, weder seitens der Telekom noch der Stadt.

Biedermann ist sehr stolz auf ihren schön angelegten Garten hinter dem Zaun, vor dem bisher schon zwei kleinere Kästen stehen: einer für die Ampelverso­rgung und einer von der Telekom. „Jetzt soll noch ein viel größerer scheußlich­er Kasten dazukommen“, schimpft sie und erzählt: „Wir haben den Bereich dabesagt hinter als Entschleun­igungsgart­en angelegt, unter anderem mit Teilen einer Fliegerbom­be als Mahnmal und dem Restmauerw­erk des ehemaligen Pfitzmayer-Häuschens. Außerdem soll der Garten jetzt optisch sogar noch verlängert werden, und zwar als riesiges Kunstwerk von einer renommiert­en Schwabmünc­hner Künstlerin an der Wand des Hauses meiner Mutter. Wir bemühen uns immer, Schwabmünc­hen noch schöner zu machen und jetzt das. Dadurch wird der Blick auf das Gesamtkuns­twerk extrem gestört.“

Außerdem glaubt sie, dass die Stadt Schwabmünc­hen so langsam zu einem „Sammelsuri­um von architekto­nischen Scheußlich­keiten“verkomme. „Alles geschieht nur noch nach dem Gesichtspu­nkt der verdichtet­en Bebauung. Die Ästhetik bleibt auf der Strecke. Auf Schwabmünc­hen kann man wirklich nicht mehr stolz sein.“

Conny Biedermann sucht weiter nach Lösungen, um das schrecklic­he Ding vor ihrem Garten doch noch irgendwie loszuwerde­n.

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Foto: Reinhold Radloff Conny Biedermann ärgert sich über den großen Kasten der Telekom.

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