Durch diese enge Schneise soll sie rollen
Noch bis Anfang Mai läuft die Frist für Einwände gegen die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn. Zwei Anwohner erklären, warum sie mit der derzeitigen Planung nicht einverstanden sind und was sie sich wünschen
Königsbrunn Die Straßenbahn kommt nach Königsbrunn, das ist beschlossene Sache. Derzeit können die Bürger, die entlang der Trasse leben, Einwendungen geltend machen. Die Frist dafür läuft noch bis zum 4. Mai. Manche Anlieger haben teils massive Einwände gegen die derzeitigen Planungen formuliert. Zwei von ihnen haben die Gründe dafür im Gespräch mit unserer Redaktion begründet. Ihre Namen möchten sie wegen des laufenden Verfahrens nicht in der Zeitung lesen. Wichtig ist ihnen die Feststellung: Die Straßenbahn als Ganzes verhindern wollen sie nicht. Sie würden aber zum Beispiel gerne weiterhin in der warmen Jahreszeit bei gekipptem Fenster schlafen.
Einige Anlieger wohnen in ganz unmittelbarer Nachbarschaft der geplanten Trasse. Zwischen ihrer Grundstücksgrenze und den Straßenbahnzügen wird der Abstand knapp einen Meter betragen, zu den Häusern sind es nur zehn Meter. Wenn die Straßenbahn einmal fährt, wird es kaum zu überhören sein. Nach dem momentanen Planungsstand wird an Schlaf bei gekipptem Fenster nicht mehr zu denken sein. Die hierzu vom Landesamt für Umwelt empfohlenen Schallpegel werden nach dem derzeitigen Planungsstand nicht eingehalten. Die Anwohner möchten daher zu dem angedachten tief liegenden Rasengleis, das den Schall nur minimal dämpft, zusätzlich eine Lärmschutzwand errichtet wissen, die sowohl den Schall als auch die Blicke der Fahrgäste in der Tram abhält.
Über die bisherigen Planungen ärgern sie sich. Denn aus ihrer Sicht wurden die Belange der Anwohner zu wenig berücksichtigt und stattdessen alle Grenzwerte bis zum Maximum ausgereizt. Wenn man sich die für die einzelnen Häuser ermittelten Messwerte einmal näher anschaut, fällt ins Auge: Viele liegen nur deshalb noch ganz knapp innerhalb der Grenzwerte, weil man bei der Berechnung eine Ausnahmeregelung einbezogen hat, die Ende des Jahres abgeschafft wird.
Den sogenannten Schienenbonus gibt es in der gegenwärtigen Form seit 1990. Er sieht vor, dass beim Schienenverkehr weniger strenge Regeln gelten als beim Straßenverkehr. Der Grenzwert liegt dabei um 5 dB(A) höher. Die Maßeinheit dB(A) bezieht sich auf den hörbaren Schall. Diese Regelung ist allerdings mittlerweile überholt. Seit 2015 wird der Bonus bei neuen Eisenbahntrassen nicht mehr gewährt, ab dem 1. Januar 2019 endet die Übergangsfrist auch für Straßenbahnen. Da wundere es nicht, dass die Planungen jetzt noch forciert angegangen werden, sagen die beiden Gesprächspartner. Zudem befürchten sie, dass der Takt erhöht wird, wenn das neue Baugebiet „HaunstettenSüdwest“fertig ist. Die jetzt grenzwertige Belastung werde sich dann noch steigern.
Auch die Berechnung der Lärm- missfällt den Anwohnern. In der Nacht gilt entlang einer solchen Strecke in einem Wohngebiet ein Grenzwert von 49 dB(A). Ermittelt wird dieser, indem ein Mittelwert für die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr berechnet wird. Eingeschlossen sind darin allerdings auch die Stunden, in denen die Straßenbahn gar nicht fährt. Man werde als Anlieger aber nicht von einem Mittelwert geweckt, sondern vom Maximalwert, wenn die Bahn gegen Mitternacht oder in der Früh vorbeirumpelt. Wenn man sich bei den Berechnungen auf die reine Betriebszeit beschränke, sei der Grenzwert nicht einzuhalten.
Eine weitere Möglichkeit, die Schallbelastung für die Anwohner zu reduzieren, wäre eine Senkung der Geschwindigkeit, wie sie bereits in einem anderen Streckenabschnitt vorgesehen ist. Die Reduzierung der Geschwindigkeit von 50 auf 40 Stundenkilometer würde die Bahn in dem 420 Meter langen Bereich von der Mindelheimer Straße bis zur Haltestelle Brunnenzentrum gerade einmal sechs Sekunden kosten, aber die Immissionen reduzieren.
Die Anwohner hoffen auf die Unterstützung der Stadt Königsbrunn. Vom Bürgermeister fühlen sich die Anlieger gut informiert. Die Beschlusslage bewerten sie als weniger beruhigend: Bisher haben die Stadträte nur einer Gleisbauweise mit einem tief liegenden Rasengleis zugestimmt. Die Stadtverwaltung wurde aber beauftragt, weitere Möglichkeiten zur Verbesserung des Schallwerte schutzes zu untersuchen. Außerdem hat die Stadt eigene Berechnungen zum Schall in Auftrag gegeben.
Bürgermeister Franz Feigl betonte auf Nachfrage, dass er selbst und der Stadtrat sich für einen guten Lärm- und Sichtschutz für die Anwohner einsetzen. Eine begrünte Schallschutzwand kann sich der Bürgermeister in dem Bereich gut vorstellen: „Wir hoffen, dass wir die Betreiber oder die Regierung von Schwaben überzeugen können, dass die Schallschutzwand eine sinnvolle Maßnahme ist und dass dann auch die Kosten übernommen werden.“Denn Feigl teilt die Einschätzung der Anwohner, dass der Takt der Tram verdichtet wird, wenn das neue Wohngebiet an der B17 fertig ist.