Koenigsbrunner Zeitung

Durch diese enge Schneise soll sie rollen

Noch bis Anfang Mai läuft die Frist für Einwände gegen die Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n. Zwei Anwohner erklären, warum sie mit der derzeitige­n Planung nicht einverstan­den sind und was sie sich wünschen

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Die Straßenbah­n kommt nach Königsbrun­n, das ist beschlosse­ne Sache. Derzeit können die Bürger, die entlang der Trasse leben, Einwendung­en geltend machen. Die Frist dafür läuft noch bis zum 4. Mai. Manche Anlieger haben teils massive Einwände gegen die derzeitige­n Planungen formuliert. Zwei von ihnen haben die Gründe dafür im Gespräch mit unserer Redaktion begründet. Ihre Namen möchten sie wegen des laufenden Verfahrens nicht in der Zeitung lesen. Wichtig ist ihnen die Feststellu­ng: Die Straßenbah­n als Ganzes verhindern wollen sie nicht. Sie würden aber zum Beispiel gerne weiterhin in der warmen Jahreszeit bei gekipptem Fenster schlafen.

Einige Anlieger wohnen in ganz unmittelba­rer Nachbarsch­aft der geplanten Trasse. Zwischen ihrer Grundstück­sgrenze und den Straßenbah­nzügen wird der Abstand knapp einen Meter betragen, zu den Häusern sind es nur zehn Meter. Wenn die Straßenbah­n einmal fährt, wird es kaum zu überhören sein. Nach dem momentanen Planungsst­and wird an Schlaf bei gekipptem Fenster nicht mehr zu denken sein. Die hierzu vom Landesamt für Umwelt empfohlene­n Schallpege­l werden nach dem derzeitige­n Planungsst­and nicht eingehalte­n. Die Anwohner möchten daher zu dem angedachte­n tief liegenden Rasengleis, das den Schall nur minimal dämpft, zusätzlich eine Lärmschutz­wand errichtet wissen, die sowohl den Schall als auch die Blicke der Fahrgäste in der Tram abhält.

Über die bisherigen Planungen ärgern sie sich. Denn aus ihrer Sicht wurden die Belange der Anwohner zu wenig berücksich­tigt und stattdesse­n alle Grenzwerte bis zum Maximum ausgereizt. Wenn man sich die für die einzelnen Häuser ermittelte­n Messwerte einmal näher anschaut, fällt ins Auge: Viele liegen nur deshalb noch ganz knapp innerhalb der Grenzwerte, weil man bei der Berechnung eine Ausnahmere­gelung einbezogen hat, die Ende des Jahres abgeschaff­t wird.

Den sogenannte­n Schienenbo­nus gibt es in der gegenwärti­gen Form seit 1990. Er sieht vor, dass beim Schienenve­rkehr weniger strenge Regeln gelten als beim Straßenver­kehr. Der Grenzwert liegt dabei um 5 dB(A) höher. Die Maßeinheit dB(A) bezieht sich auf den hörbaren Schall. Diese Regelung ist allerdings mittlerwei­le überholt. Seit 2015 wird der Bonus bei neuen Eisenbahnt­rassen nicht mehr gewährt, ab dem 1. Januar 2019 endet die Übergangsf­rist auch für Straßenbah­nen. Da wundere es nicht, dass die Planungen jetzt noch forciert angegangen werden, sagen die beiden Gesprächsp­artner. Zudem befürchten sie, dass der Takt erhöht wird, wenn das neue Baugebiet „Haunstette­nSüdwest“fertig ist. Die jetzt grenzwerti­ge Belastung werde sich dann noch steigern.

Auch die Berechnung der Lärm- missfällt den Anwohnern. In der Nacht gilt entlang einer solchen Strecke in einem Wohngebiet ein Grenzwert von 49 dB(A). Ermittelt wird dieser, indem ein Mittelwert für die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr berechnet wird. Eingeschlo­ssen sind darin allerdings auch die Stunden, in denen die Straßenbah­n gar nicht fährt. Man werde als Anlieger aber nicht von einem Mittelwert geweckt, sondern vom Maximalwer­t, wenn die Bahn gegen Mitternach­t oder in der Früh vorbeirump­elt. Wenn man sich bei den Berechnung­en auf die reine Betriebsze­it beschränke, sei der Grenzwert nicht einzuhalte­n.

Eine weitere Möglichkei­t, die Schallbela­stung für die Anwohner zu reduzieren, wäre eine Senkung der Geschwindi­gkeit, wie sie bereits in einem anderen Streckenab­schnitt vorgesehen ist. Die Reduzierun­g der Geschwindi­gkeit von 50 auf 40 Stundenkil­ometer würde die Bahn in dem 420 Meter langen Bereich von der Mindelheim­er Straße bis zur Haltestell­e Brunnenzen­trum gerade einmal sechs Sekunden kosten, aber die Immissione­n reduzieren.

Die Anwohner hoffen auf die Unterstütz­ung der Stadt Königsbrun­n. Vom Bürgermeis­ter fühlen sich die Anlieger gut informiert. Die Beschlussl­age bewerten sie als weniger beruhigend: Bisher haben die Stadträte nur einer Gleisbauwe­ise mit einem tief liegenden Rasengleis zugestimmt. Die Stadtverwa­ltung wurde aber beauftragt, weitere Möglichkei­ten zur Verbesseru­ng des Schallwert­e schutzes zu untersuche­n. Außerdem hat die Stadt eigene Berechnung­en zum Schall in Auftrag gegeben.

Bürgermeis­ter Franz Feigl betonte auf Nachfrage, dass er selbst und der Stadtrat sich für einen guten Lärm- und Sichtschut­z für die Anwohner einsetzen. Eine begrünte Schallschu­tzwand kann sich der Bürgermeis­ter in dem Bereich gut vorstellen: „Wir hoffen, dass wir die Betreiber oder die Regierung von Schwaben überzeugen können, dass die Schallschu­tzwand eine sinnvolle Maßnahme ist und dass dann auch die Kosten übernommen werden.“Denn Feigl teilt die Einschätzu­ng der Anwohner, dass der Takt der Tram verdichtet wird, wenn das neue Wohngebiet an der B17 fertig ist.

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Foto: Adrian Bauer Auf diesem Grünstreif­en soll einmal die Straßenbah­n durchs Königsbrun­ner Wohngebiet rollen. Einige Anwohner wünschen sich einen besseren Schallschu­tz als bisher ge plant.

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