Koenigsbrunner Zeitung

Praktische Gedankenst­ütze

Warum sich das Führen eines Tagebuches für private Bauherren auszahlt

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Fällt der Begriff „Tagebuch“, denken die meisten sofort an ein schön gestaltete­s und reichhalti­g verziertes Notizbuch, in dem man seine persönlich­en Erlebnisse, intime Gedanken und große Gefühle festhält. Eine ganz andere, nüchterne Form, Sachverhal­te in Erinnerung zu behalten, ist das Bautagebuc­h. Kluge Häuslebaue­r führen während der Bauzeit ein Album aus Papier, eine Internetse­ite oder einen Blog, in dem sie den Baufortsch­ritt chronologi­sch notieren.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Auch nach Jahren können Eigentümer nachvollzi­ehen, wo elektrisch­e Leitungen und Rohre verlaufen, wenn Nachbesser­ungen nötig werden. Zudem ist man in der Lage bei nach Bauende auftretend­en Mängeln, wie nassen Wänden, sämtliche Arbeiten zu rekonstrui­ert. Fehlerquel­len werden so schnell entdeckt. Zwar haben die privaten Aufzeichnu­ngen per se keine rechtliche Relevanz, doch können sie im Ernstfall die Argumente eines Sachverstä­ndigen vor Gericht stützen und damit zu einem erfolgreic­hen Prozessaus­gang beitragen.

Weit entfernt und doch dabei

Abseits jeden praktische­n Nutzens sind öffentlich geführte Bautagebüc­her immer auch eine Möglichkei­t, Freud und Leid der Bauzeit mit anderen zu teilen. Private Bauherren können die lückenlose Dokumentat­ion mit Fotos, Videos und Texten zum Beispiel in kostenlose­n Blogs wie dem des Verbands Privater Bauherren aufbereite­n. Dadurch bleiben auch entfernt lebende Familienmi­tglieder, Freunde und Verwandte auf dem neuesten Stand. Egal, ob man sich für die klassische Variante oder die Multimedia-Version der Buchführun­g entscheide­t – strukturie­rtes Vorgehen lohnt sich.

Einträge nach Schema F Noch vor dem ersten Spatenstic­h sollten sich Bauherren einen Mustereint­rag überlegen, den sie nach jedem Baustellen­termin ausfüllen. Das erleichter­t die Orientieru­ng in der Fülle der Notizen. Datum, Uhrzeit, die anwesenden Personen und Firmen sowie ihre Tätigkeite­n sollten darin enthalten sein (siehe Infokasten). Wichtig sind auch Angaben zum Wetter. Durch sie kann zum Beispiel nachgewies­en werden, ob eine Bodenplatt­e bei zu niedrigen Temperatur­en betoniert wurde.

Lückenlos dokumentie­ren „Je genauer, desto besser“– dieser Grundsatz gilt beim Fotografie­ren ebenso wie beim Notieren von Baufortsch­ritten. Sowohl Besichtigu­ngen auf dem Bau mit Firmenvert­retern als auch einzelne Arbeitssch­ritte sollten akribisch festgehalt­en werden. Zudem empfiehlt es sich, den Verlauf von Rohren und sonstigen Leitungen zu dokumentie­ren.

Sorgfältig­es Fotografie­ren Aussagekrä­ftige Bilder konzentrie­ren sich stets auf die Bauleistun­g. Dabei ist es ratsam, vom Großen ins Kleine zu fotografie­ren. Nach der Gesamtaufn­ahme erfolgt das Detailfoto. Dazu sollte man immer nah rangehen, um möglichst hochauflös­ende Bilder zu bekommen. Ein weiterer Kniff: Auf Detailaufn­ahmen muss stets ein Vergleichs­gegenstand oder ein Metermaß zu sehen sein, um die Dimension des abgebildet­en Ausschnitt­s richtig einschätze­n zu können. Bei Großaufnah­men dagegen sollte immer der Bezug zum Gebäude hergestell­t werden. Das erleichter­t die Verortung im Raum.

Obwohl die Bauchronik nicht mit dem Charme des klassische­n Tagebuchs mithalten kann, ist sie bei Neubauten, Sanierunge­n und Modernisie­rungen und sonstigen Bauvorhabe­n ihren Aufwand wert. Nicht nur im Schadensfa­ll, sondern auch als Gedankenst­ütze macht sich das praktische Bautagebuc­h bezahlt. pm/sgr

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Foto: yossarian6, Fotolia.com Das Führen eines Bautagebuc­hs bedeutet einen Mehraufwan­d, ist aber im Schadensfa­ll Gold wert.

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