Von wegen alte Ente
Nach Autenried kamen gestern Tausende, um stilechte Fahrzeuge, Limousinen und Traktoren zu bewundern. Warum diese Zusammenkünfte so beliebt sind
Auf Autenrieder ist Verlass. Zum Tag des Deutschen Bieres, der gestern stilecht im Brauereihof mit tausenden Gästen gefeiert wurde, bescherte Petrus mildes Frühlingswetter. Ein einziger Schlag reichte Bürgermeister Robert Strobel beim Bieranstich. Die Bräu-Familie Feuchtmayr hob zu den Prosit-Klängen der Blasmusik die Gläser und stieß auf ein gelungenes Fest an. Nicht nur Bier, schwäbische Spezialitäten, Brauereiführungen und das Kinderprogramm zogen die Besucher an, sondern auch Hunderte von Oldtimern mit zwei, drei, vier und mehr Rädern.
Zum fünften Mal organisierte René Günther, einer der „Freunde alter Fahrzeuge aus Augsburg Stadt & Land“und im Hauptberuf Getränkehändler, das Autenrieder Oldtimer-Treffen. Es sollten viele kommen, die 40 Helfer hatten alle Hände voll zu tun, die Fahrzeuge und Limousinen entsprechend zu sortieren und auf den für sie vorgesehenen Ausstellungsplatz zu leiten. „Oldtimer sind in“, findet Günther, der einen Audi 80, einen Golf GTI und einen Mercedes in seiner Garage hat und seit 20 Jahren in der Szene dabei ist. Er macht drei Kategorien an Oldtimer-Besitzern aus. „Diejenigen, die wie ich Freude am Fahren der Oldtimer haben. Dann die Schrauber, die alles auseinandernehmen und restaurieren. Und zuletzt die Gruppe, die sich Garagengold kauft und damit die Preise gerade von Porsche und Mercedes nach oben treibt.“
Günther sind bei den Treffen die richtig „Alten“am Liebsten. Bei den Traktoren fängt das vor Baujahr
1976 an. Vom Gesetzgeber her ist ein Fahrzeug nach 30 Jahren ein Oldtimer. Josef Raab von der Oldtimergemeinschaft Krumbach ist mit so einem gekommen. Das Feuerwehrauto TLF 15/52 ist Baujahr
1953 und wurde im selben Jahr noch für die Feuerwehr der Stadt Krumbach mit dem Kennzeichen „AB 181
582“zugelassen. „AB steht für Amerikanische Zone Bayern“, erklärt Raab. Aufwendig von ihm hergerichtet, ist es heute wieder voll „Im Tank sind 2500 Liter Wasser. Wir können jederzeit loslegen.“Einen Jugendtraum hat sich Josef Schenk mit seinem Ford Mustang Baujahr 1966 erfüllt. Aus Aindling ist er mit Gattin Sandra über die A 8 hergefahren. Für ihn zählt die Liebe zu den Autos und nicht deren Wert – und natürlich die Liebe zur Frau. „Eine Geduldige ist da gefragt“, meint dieselbe augenzwinkernd. Ganz allein sitzt Manfred Schindler junior aus Krumbach in seinem VW Bus T2b, in Originallackierung und Originalaufkleber vom Autohaus „Deihl Neuburg/Kammel“. Dort hat sein Vater den VW-Bus gekauft. Zweimal sei die Familie damit in den Urlaub gefahren. Später sollte der Bus dann sein Hochzeitsauto werden. „Ich fahre so wenig Kilometer wie möglich. 29000 Kilometer hat er drauf.“Ganz schön wenig bei Baujahr 1976, möchte man meinen.
Eine nette Runde hat sich rund um eine hellblaue Ente 2 CV 6, Baujahr 1980 eingefunden. Besitzer Werner Kupka aus Remshart hat Holztisch, Häkeldecke und Klapp- stühle samt Polstern aufgestellt und versichert: „Das hat alles im Kofferraum Platz.“Zur Clique gehören Erhard Schüssler aus Remshart mit einem Triumph Spitfire, Marina Mader aus Harthausen mit einem Fiat 500 und Hans-Peter Weber, der mit Gattin Leni aus Günzburg mit einem VW Karmann Ghia gekommen ist. Sie lieben die Oldtimer-Treffen und Ausfahrten, repariert wird alles selber. Werner Kupfunktionstüchtig. ka verfügt über ein riesiges Ersatzteillager, neben der Ente stehen noch ein Triumph, ein alter Mercedes, ein VW Jetta und ein Bulldog in der Garage. Kupka ist überzeugter Oldtimerfahrer im Alltag, der VW Jetta kommt auch bei Regen und im Winter aus der Garage. Wenn das Wetter bei Ausfahrten schön ist, holt die Clique auch die Klamotten der 60er-Jahre aus dem Schrank. „Wir Frauen ziehen unsere Petticoat-Kleider an, die Männer schwarze Hosen, Hemden und ihre Hüte“, erzählt Leni Weber. Und wie steht Brauereichef Rudolf Feuchtmayr zu den Oldtimern? „Ganz positiv. Unser Fendt Geräteträger ist in der Brauerei seit 52 Jahren unfallfrei im Einsatz.“