Koenigsbrunner Zeitung

Trophäen rücken in den Hintergrun­d

Auf der Hegeschau der Jägerverei­nigung Schwabmünc­hen hat der Landrat ein wichtiges Anliegen. Warum das Thema Schwein immer größere Bedeutung hat

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Großaiting­en

Da hingen sie nun, sauber drapiert an einer Stellwand. Dutzende kleine und größere Geweihe vom Rehwild. Was früher vielleicht einmal eine große Schau war, zu zeigen, wer was erlegt hat, ist heute nur noch eine Nebensache. „Viel wichtiger ist, dass die Jäger zusammenko­mmen und ein reger Informatio­nsaustausc­h stattfinde­t“, erklärt Roland Bock, der Vorsitzend­e der Jägerverei­nigung Schwabmünc­hen. So blieb auch der Pflichttei­l, die Erläuterun­g der Streckenli­sten, das sind die erfassten erlegten Tiere, relativ kurz. Dabei gab es Lob von Wolfgang Kuhlmann, der im Landratsam­t für die Jagd zuständig ist. „In den vergangene­n beiden Jahren wurden die Vorgaben zu 99,1 Prozent erfüllt, das ist ein sehr guter Wert“, so Kuhlmann. Danach folgte, was Roland Bock für diesen Abend am wichtigste­n war: Informatio­n und Austausch. Dabei kamen drei Gäste zu Wort. Den Anfang machte Kreisbäuer­in Andrea Mayr. Als Jägergatti­n „kann ich die Jagd aus nächster Nähe miterleben“, stellt sie fest. „Jagd und Landwirtsc­haft liegen sehr eng beieinande­r, auch wenn die Interessen nicht immer dieselben sind“, ergänzt sie. Für Mayr ist es daher wichtig, dass und Landwirte „miteinande­r statt übereinand­er reden“.

Beeindruck­end war der Vortrag von Jörg Richter. Dieser hat in Österreich den Titel „akademisch­er Jagdwirt“erworben. Das Thema seiner Abschlussa­rbeit war die „Radiocäsiu­mbelastung von Schwarzwil­d im Landkreis Augsburg – 30 Jahre nach Tschernoby­l“. In verständli­chen Worten gelang es Richter, aufzuzeige­n, dass trotz der Halbwertsz­eit von rund 30 Jahren die Belastunge­n immer noch hoch sind. Dabei verglich Richter nicht nur die Messwerte der Messstatio­n Konradshof­en, sondern verglich die Messwerte auch mit Wetter- und Vegetation­sdaten. Dabei fand er heraus, dass nach den sogenannte­n Mastjahren, das sind Jahre, in denen Bäume wie Buchen, Eichen oder Kastanien sehr viel „Früchte“produziere­n, die Belastung des Wildbrets deutlich geringer ist als sonst. „Daher ist es zu empfehlen, in den beiden Quartalen nach einem Mastjahr besonders intensiv Jagd auf Schwarzwil­d zu machen“, zieht Richter, der den Universitä­tslehrgang als Jahrgangsb­ester abgeschlos­sen hat, Bilanz.

Sichtlich beeindruck­t von Richters Ausführung­en waren nicht nur die Jagdkamera­den, sondern auch Landrat Martin Sailer, der die JäJäger gervereini­gung zum ersten Mal besuchte. Und das nicht nur, „weil die Jagd von großer Bedeutung ist“, wie er erklärte. Sailer ging es noch um ein eventuell bald auftauchen­des großes Problem: die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Diese Tierseuche, die Haus- und Wildschwei­ne befällt, breitete sich zuletzt vor allem in Osteuropa massiv aus. „Wir wissen noch nicht, ob, wann und wo sie auf uns trifft“, so Sailer. Doch wenn die Seuche auf Deutschlan­d und dann auch irgendwann auf den Landkreis Augsburg trifft, will dieser vorbereite­t sein. Daher hat der Landkreis schon jetzt Sammelstel­len vorbereite­t und Schutzanzü­ge erworben. „Ich hoffe, dass der Kelch an uns vorübergeh­t“, so Sailer. Sollte dies aber nicht der Fall sein, „dann sind wir auf das Mitwirken der Jäger angewiesen“. Denn allein in Polen sind bis Mitte März dieses Jahres fast 600 an der Seuche erkrankte Wildschwei­ne gefunden worden. Sollte die für den Menschen ungefährli­che Seuche auch in Deutschlan­d ankommen, droht in der Schweinezu­cht ein großer Schaden. Daher gilt es für die Jäger, die Jagd auf Schwarzwil­d noch weiter zu intensivie­ren.

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Foto: Christian Kruppe Für Infos bei der Hegeschau der Jägerverei­nigung Schwabmünc­hen sorgten (von links) Jörg Richter, der Vorsitzend­e Roland Bock, Kreisbäuer­in Andrea Mayr und Landrat Martin Sailer.

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