Mord in der „Pralinenschachtel“
Krimi Dinner Die Theatergruppe Königsbrunn unterhält wieder im Café Müller. Dabei hauchten gleich drei Akteure ihr Leben aus
So viele Tote gab es im Café Müller noch nie. Seit fünf Jahren präsentieren dort die Theatergruppe Königsbrunn und die kulinarische Abteilung des Hauses jährlich ein Krimi-Dinner-Wochenende. Heuer hauchten zur Unterhaltung des Publikums im Laufe des Abends gleich drei Akteure ihr Leben aus – und damit 75 Prozent des Ensembles in Birgit Diebels kurzweiligem Stück „Solo für Vier“.
Dabei prangt auf der Bühne der Schriftzug „Take Five“. Das ist der Titel einer berühmten Jazz-Komposition und auch der Name der – dem Aussehen nach eher rockig orientierten – Band, die ihren Auftritt vorbereitet. Nacheinander trudeln die vier Mitglieder ein, drängen sich durch die Reihen der Dinner-Gäste auf die Bühne. Doch statt den Auftritt vorzubereiten, entfalten die vier Akteure (siehe Infokasten) ein Panorama von schrägen Eigenheiten und bissigen Eifersüchteleien.
Da ist Bassist Harry, ein alter Rockmusiker, wie er im Buche steht, den Elmar Müller mit rauchiger Stimme und ständiger Suche nach Whisky und Zigaretten überzeugend rüberbringt. Da ist die Keyboarderin Mona, seine frühere Frau, gestylt als Rockerbraut und von Tanja Müller kühl und schnippisch angelegt. Sie ist jetzt allerdings mit dem 15 Jahre jüngeren Gitarristen Michael verheiratet, den Wilhelm Peter Haggenmüller als naiven Jüngling spielt. Und da ist noch die überdrehte Sängerin Sarah, die Carolin Kappeller überzeugend in Szene setzt. Sie ist entsetzt über den Auftritt „in dieser Pralinenschachtel“und träumt von einer großen Karriere.
Sarah sorgt mit spitzen Bemerkungen für Zoff im Quartett: Ist Mona nur deshalb für Michael attraktiv, weil sie kürzlich viel geerbt hat? Und wie laut tickt bei dieser die biologische Uhr? Hätte Harry Mona früher weniger häufig betrogen, wenn er ihre finanzielle Perspektive geahnt hätte? Harry will sich jedenfalls mit seiner Ex-Frau wieder gut stellen und Michael davon überzeugen, dass er für Mona zu jung ist. Und er sorgt für Nervosität bei Sarah, als er ankündigt, dass er Alex, die frühere Sängerin der Band, wieder an Bord holt. Die revanchiert sich, indem sie ausplaudert, dass Alex und Harry ein Kind haben was Mona explodieren lässt.
Es gibt im Quartett also mehrere, die Harry das Gift in den Whisky gemischt haben könnten, an dem er am Ende des dritten Akts lautstark röchelnd hinter der Bühne verstirbt. Während die Zuschauer den dritten Gang des Krimi-Dinners, „Böfflamot vom Weiderind mit glaciertem Gemüse und Brezenknödel“, genießen, können sie auch abstimmen, wer von den verbliebenen drei Bandmitgliedern als Täter infrage kommt.
Aufklärung liefert im vierten Akt kein Kommissar, sondern die Handlung selbst. Da steht nämlich nur noch Sängerin Sarah auf der Bühne. Sie hat gerade Mona vergiftet – um deren Erbe für sich und ihren Bruder Michael zu sichern – und dann auch noch den Bruder erdolcht, weil der vor Trauer um Mona bei dem perfiden Plan nicht mehr mitspielen wollte. Sarah fantasiert sich dann in eine Karriere als Sängerin hinein und verabschiedet sich vom Publikum süffisant: „Genießen Sie ihren letzten Gang!“
„Sie war eine ganz hinterfotzige Frau“, urteilt Marianne Schulz, deren Lösung unter allen richtigen ausgelost und mit einer Schokoladenskulptur belohnt wurde. Sie besuchte mit ihrem Mann erstmals ein Krimi-Dinner und erlebte einen „untypischen Krimi“. Nach dem zweiten Gang, einem „Curry-Zitronengras Schaumsüppchen mit Entensate-Spieß“, und all dem Zoff in der Band, sei sie schon etwas ungeduldig geworden: „Jetzt könnte mal was passieren.“Das brachte das Finale dann zur Genüge. Das PubliDie kum honorierten den Einsatz der Theatergruppe – die auch als Servicepersonal zwischen den Akten glänzte – mit langem Applaus.