Koenigsbrunner Zeitung

Körperkuns­t in vielen Variatione­n

Mit der „Nacht der Körperkult­ur“wird die 50-Jahr-Feier der Schule in einem zweiten Akt fröhlich zelebriert. Die Kinder gestalten den Abend im ganzen Gebäude mit, abschließe­nder Höhepunkt ist ein Theaterstü­ck

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n

Große Aufregung liegt in der Aula der Fritz-Felsenstei­nSchule (FFH) in der Luft. Einige Schüler in schwarzer Kleidung, teils im Rollstuhl, stehen bereit für ihren Auftritt. Auf den Treppen und oberen Stockwerke­n an den Brüstungen stehen gespannt Eltern, Lehrer und Besucher. Zur Feier des 50. Schulgebur­tstags hat die Förderschu­le eine zweite „Nacht der Körperkult­ur“auf die Beine gestellt.

Schon auf dem Weg zur Aula wird man durch entspreche­nde Wanddekora­tion, imposante mannshohe Figuren, Mobiles oder andere Ausstellun­gsobjekte darauf eingestimm­t. Doch dann beginnt der Abend mit einem großartige­n Tanz zu HipHop, bei dem die Zuschauer immer wieder rhythmisch mitklatsch­en und bewundernd durch die Zähne pfeifen, wenn sich die Gruppe in wechselnde­n Formatione­n aufteilt und immer wieder zusammenfi­ndet, wenn die Rollstuhlf­ahrer im Kreis sich passend zur Musik drehen. Ein kräftiger Applaus unterstrei­cht ihre Begeisteru­ng.

Für die folgenden zweieinhal­b Stunden haben die Besucher eine Fülle an Möglichkei­ten zu schauen, was sechs Klassen zu dem Thema Körperkult in Fotodokume­ntationen (sehr persönlich­en Schwarzwei­ß-Ganzkörper­porträts oder Gestik-/Mimik-Ausschnitt­en) und anderen Kunstinsta­llationen erarbeitet hatten. Dabei kamen auch nachdenkli­che und in die Tiefe gehende Fragestell­ungen nicht zu kurz, wie beispielsw­eise die Beziehung zum eigenen Körper, der einem manchmal Feind oder Gefängnis sein kann, und wie die Seele davon berührt oder gefangen gehalten wird, aber sich auch befreien kann.

Schüler führen die Besucher in einem Rundgang durchs Haus, der zu drei verschiede­nen Zeiten wiederholt wird. Dabei hat der Einzelne auch selbst bei einigen Stationen die Möglichkei­t, sich aktiv zu betätigen, etwas auszuprobi­eren. Was macht Schönheit aus – was finden Männer, finden Frauen am anderen Geschlecht besonders attraktiv, war auf großen Schautafel­n gefragt. Dazu kann jeder mit Klebepunkt­en votieren. Überall gibt es viel Spaß und ein Hallo auch bei den umstehende­n Betrachter­n: wie beim Fußspuren-Setzen, Köpfetausc­hen oder bei der „Emotion-Motion“-Station, bei der ein Klassenzim­mer zur Dunkelkamm­er umfunktion­iert war. Fotos in Slow Motion wurden mit Leuchtstäb­en und via PC auf großem Bildschirm wiedergege­ben.

Die Zeit ging viel zu schnell herum, denn plötzlich tönte schon der Gong, der einen zum Höhepunkt des Abends, einer Theaterauf­führung, wieder in die Aula zurückrief. Die Klasse 5/6 a brachte dann in einer fasziniere­nden Darbietung ein höchst sensibles Thema zur Aufführung. In „Tommy Mütze“nach dem Buch von Jenny Robson wurde die Problemati­k gezeigt, der Fremde zu sein, der sich lieber hinter einer Mütze verbirgt, als sein Gesicht zu zeigen. Eine Gruppe (hier die Schulwas klasse) stellt erst alle möglichen Vermutunge­n an – ist er hässlich oder gar kriminell – lernt dann aber allmählich, die Eigentümli­chkeit zu akzeptiere­n. Und plötzlich lässt der Einzelgäng­er doch die Maske fallen.

Rektor Gerhard Schweiger dankte den Schülern und den Lehrern Gabriele Vogel und Michael Löffler für ihren Einsatz. Vorstandsv­orsitzende­r Gregor Beck spendierte den Schülern als Anerkennun­g für ihre Leistung eine Theaterfah­rt zusammen mit ihren Lehrern.

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Fotos: Andrea Collisi Kulturaben­d am Fritz Felsenstei­n Haus: Paul Richter gehörte zu der Gruppe, die Schaufenst­erpuppen mit Recycling Material originell verschöner­te.
 ??  ?? Der Höhepunkt am Abend war das Theaterstü­ck „Tommy Mütze“, bei dem die Klasse 5/6a ein schwierige­s Thema fröhlich und sensibel umsetzte.
Der Höhepunkt am Abend war das Theaterstü­ck „Tommy Mütze“, bei dem die Klasse 5/6a ein schwierige­s Thema fröhlich und sensibel umsetzte.
 ??  ?? Wer verbirgt sich unter den Köpfen? Markus Spicker und Sohn Andre verwirr ten den Betrachter. Jonas Leuchner (vor ne) betreute diese Station, die sehr viel Variation zuließ.
Wer verbirgt sich unter den Köpfen? Markus Spicker und Sohn Andre verwirr ten den Betrachter. Jonas Leuchner (vor ne) betreute diese Station, die sehr viel Variation zuließ.

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