Koenigsbrunner Zeitung

Aus dem Gerücht wird eine Tatsache

Mit Christoph Ullmann kommt einer der bekanntest­en deutschen Spieler nach Augsburg. Der 34-Jährige soll die Panther wieder in einstellig­e Tabellenre­gionen führen

- VON ANDREAS KORNES

Der Name Christoph Ullmann geistert schon seit Tagen durch die sozialen Netzwerke und EishockeyF­oren. Orte also, an denen sich Experten und solche, die sich selbst dazu ernannt haben, tummeln. Gerüchte haben dort geringe Halbwertze­iten. Erweist sich eines als falsch oder langweilig, taucht schnell das nächste auf. Der April ist ein besonders gerüchtein­tensiver Monat. Die Klubs sortieren ihre Kader neu. Personal wird ausgetausc­ht, in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auch gerne mal im Dutzend. In diesem Jahr kehren beispielsw­eise die Adler Mannheim mit dem groben Besen durch ihre Reihen. Nach einer unbefriedi­genden Saison müssen gleich 13 Profis den Verein verlassen.

Als klar war, dass Ullmann einer davon ist, wurde er sofort mit Augsburg in Verbindung gebracht. Gestern entpuppte sich das Gerücht als Tatsache. Der 34-jährige Mittelstür­mer spielt kommende Saison in Augsburg. Ullmann ist nach Henry Haase, Matt Fraser, Markus Keller und John Rogl der fünfte Neuzugang. Der 34-Jährige hat bisher eine beeindruck­ende Karriere gespielt. In 832 Partien für Köln und Mannheim erzielte er 216 Tore und 252 Assists. 2002, 2007 und 2015 gewann er den Meistertit­el – einmal mit den Haien, zweimal mit den Adlern. Dazu kommen 130 Länderspie­le. Und jetzt also Augsburg.

Bei seiner Vorstellun­g in den Katakomben des Curt-Frenzel-Stadions wurde Ullmann gefragt, wie es für ihn sei, nach so vielen Jahren bei Top-Klubs zu einem Team mit so bescheiden­em Etat zu wechseln. Davon habe er noch gar nichts gemerkt, antwortete Ullmann. Wer spitzfindi­g sein wollte, könnte das darauf beziehen, dass er in Augsburg keine Einbußen beim Gehalt machen muss. Wer allerdings das Gehaltsgef­üge in Mannheim und das Verhandlun­gsgeschick eines Lothar Sigls kennt, weiß, dass dies ein Trugschlus­s wäre, wenngleich Ullmann in Augsburg vermutlich zu den Topverdien­ern zählen wird.

Der Stürmer spielte also vielmehr auf das Umfeld bei den Panthern an. hat sich in den vergangene­n Jahren stetig weiterentw­ickelt. Nur wenige DEL-Klubs betreuen ihr Personal derart fürsorglic­h. „Jeder, den ich gefragt habe, hat mir das bestätigt“, sagte Ullmann. Ernährungs­berater, Fitnesstra­iner, Mentaltrai­ner – Augsburg muss seinen finanziell­en Nachteil mit einer Wohlfühl-Atmosphäre ausgleiche­n.

In Mannheim war Ullmann Publikumsl­iebling. Als er vergangene Woche verabschie­det wurde, feierten ihn die Fans. Insgesamt zwölf Spielzeite­n war er ein Adler. Die letzte endete im Play-off-Halbfinale gegen München. Ullmanns Abschied hatte sich angedeutet, während der Hauptrunde saß er einige Male nur auf der Tribüne.

Im Herbst seiner Karriere wagt sich der Waldkraibu­rger nun noch einmal an eine neue Aufgabe, die ihn möglicherw­eise in eher unbekannte Tabellenge­filde führen wird. Mannheim, ausgestatt­et mit einem ZehnMillio­nen-Euro-Etat, sieht sich immer als Titelkandi­dat. In Augsburg steht ein gerade mal halb so großer Betrag zur Verfügung. Das Erreichen der Play-offs ist deshalb das Saisonziel.

Zuletzt gelang das nicht, die Mannschaft von Trainer Mike Stewart landete nach der Hauptrunde auf Platz zwölf. Mit Ullmann als Führungssp­ieler soll die kommende wieder im einstellig­en Tabellenbe­reich enden. Es sei gelungen, einen der bekanntest­en und besten deutDieses schen Spieler des vergangene­n Jahrzehnts nach Augsburg zu holen, sagte Stewart. Und: „Er ist ein Vorbild an Einsatz und Wille, von seiner immensen nationalen und internatio­nalen Erfahrung kann jeder Spieler in unserem Team profitiere­n.“Der so Gelobte ist sich sicher, „dass ich noch einige Jahre Eishockey auf höchstem Niveau spielen kann“.

Ullmanns Frau und die beiden Kinder bleiben in Mannheim wohnen und sollen an den Wochenende­n nach Augsburg kommen. Am wichtigste­n sei seinem achtjährig­en Sohn Lennox ohnehin gewesen, „dass ich meine Nummer 47 behalten kann. Und das Curt-Frenzel-Stadion kennt er auch schon, weil er dort beim Bambini-Cup gespielt hat.“

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Dass Verteidige­r John Rogl (links) und Torwart Markus Keller (Mitte) nach Augsburg kommen, war schon bekannt. Mit der Ver pflichtung von Christoph Ullmann (rechts) ist den Panthern ein echter Coup gelungen.
Foto: Siegfried Kerpf Dass Verteidige­r John Rogl (links) und Torwart Markus Keller (Mitte) nach Augsburg kommen, war schon bekannt. Mit der Ver pflichtung von Christoph Ullmann (rechts) ist den Panthern ein echter Coup gelungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany