Mit Möbeln und Tischtennis gegen laute Musik
Auf dem Rathausplatz stehen jetzt zwei Platten zum Sporteln, hinter dem Gebäude will die Stadt demnächst futuristische Liegen aufstellen. Dadurch soll das Zentrum nicht nur attraktiver werden
Es dauert nicht lange, bis die ersten zu den Tischtennisschlägern griffen: Tarek und Abbas gehörten zu den Ersten, die am Donnerstag auf dem Rathausplatz Tischtennis spielten. Die beiden Platten hat die Stadt aufstellen lassen – und das nicht ohne Hintergedanken. Sprecher Richard Goerlich sagt: „Wir versprechen uns davon, dass der Platz auf positive Weise belebt wird. Sport trägt zur Verständigung unterschiedlichster Gruppen bei.“Man hoffe, dass die Platten nicht beschmutzt und beschädigt werden. Schläger seien ohne Pfand kostenfrei verfügbar. „Wir hoffen, dass Schläger und Bälle nicht entwendet werden. Schließlich sollen so viele Menschen wie möglich Spaß an der Sache haben“, so Goerlich. Die Aktion soll bis 30. April dauern. Weitere Aktivitäten seien geplant. Und auch an anderer Stelle wird die Stadt aktiv.
Passanten in der Innenstadt sollen in einigen Wochen auf dem EliasHoll-Platz neue Sitzgelegenheiten vorfinden: Die Marketing-Abteilung der Stadt plant, dort vorübergehend futuristische Sitzmöbel, die eine Mischung aus Liege und Bank sind, aufzustellen. „Bislang nehmen nur wenige Augsburger und Besucher den Elias-Holl-Platz mit seinem Flair wahr“, so Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing. Die Sitzmöbel sorgten für eine Belebung des Platzes ohne Konsumzwang. „Um einen Platz aktiv zu beleben, braucht es nicht immer nur Events. Mit unserem Konzept wollen wir erreichen, dass die Plätze auch durch die Bürger der Stadt gelebt werden“, so Schmölz.
Die Stadt erhofft sich, dass der Platz so für Besucher attraktiver wird. Wenn die Sitzmöbel auf Fotos im Internet erscheinen, sei das mit einem hohen Werbeeffekt verbunden. Zuletzt hatten Passanten bei einer Befragung in der Innenstadt auch angegeben, dass sie eine bessere Gestaltung des öffentlichen Raums wünschen. Die Ansprüche an die Innenstadt seien gestiegen, sagt Wirtschaftsbürgermeisterin Eva Weber.
Allerdings verfolgt die Stadt mit den bunten Möbeln noch einen weiteren Zweck: Die Nutzung der städtischen Plätze war vergangenes Jahr in den öffentlichen Blickpunkt geraten, nachdem die Stadt rigoros gegen Alkoholgelage und zu laute Musik von Jugendlichen auf dem Rathausplatz vorging. Auch auf dem Elias-Holl-Platz hinter dem Rathaus gab es zunehmend Probleme mit lauter Musik. Inzwischen wurde ein Konzept entwickelt, wie Jugendliche selbst für mehr Ruhe unter Gleichaltrigen sorgen sollen. Auch Stadtjugendring und Ordnungsdienst sind verstärkt unterwegs.
Letztlich sollen die Möbel dafür sorgen, dass der Platz zum Anziehungspunkt für andere Gruppen wird. In einem Konzeptpapier spricht das Stadtmarketing davon, dass sich „die Augsburger und Anwohner ihren Platz zurückerobern“. Der Stadtjugendring weist aber darauf hin, dass es keine Garantie dafür gebe, dass sich die Situation mit den Sitzmöbeln ändert. Zuletzt habe es aber ohnehin wieder eine stärkere Durchmischung auf dem Platz gegeben.
Auch Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) forderte zuletzt eine verstärkte „Bespielung“von Plätzen, um sie für alle Schichten und Milieus offen zu halten. Im Herbst machte die Stadt mit öffentlichen Yoga-Veranstaltungen am Königsplatz einen Anfang. Die Idee, im Advent dort eine Schlittschuhbahn aufzubauen, scheiterte vergangenes Jahr noch an fehlenden Sponsoren. Wurm hätte sich, anders als CSU und Grüne, auch für ein temporäres Aldi-Bistro erwärmen können. Allerdings scheint Aldi inzwischen das Interesse an Augsburg verloren zu haben. Zumindest geht die Idee mit den Sitzmöbeln aber in die Richtung, wie sie die SPD in einem Antrag gefordert hatte.
Die Kosten für die Möbel-Aktion werden insgesamt bei 32000 Euro liegen. In den kommenden Jahren werden die Sitzmöbel wohl auf anderen städtischen Plätzen eingesetzt werden. Ab 2019 wird der EliasHoll-Platz wohl als Baulagerfläche für die Sanierungsarbeiten am Perlachturm genutzt.