Koenigsbrunner Zeitung

Mit Möbeln und Tischtenni­s gegen laute Musik

Auf dem Rathauspla­tz stehen jetzt zwei Platten zum Sporteln, hinter dem Gebäude will die Stadt demnächst futuristis­che Liegen aufstellen. Dadurch soll das Zentrum nicht nur attraktive­r werden

- VON STEFAN KROG

Es dauert nicht lange, bis die ersten zu den Tischtenni­sschlägern griffen: Tarek und Abbas gehörten zu den Ersten, die am Donnerstag auf dem Rathauspla­tz Tischtenni­s spielten. Die beiden Platten hat die Stadt aufstellen lassen – und das nicht ohne Hintergeda­nken. Sprecher Richard Goerlich sagt: „Wir verspreche­n uns davon, dass der Platz auf positive Weise belebt wird. Sport trägt zur Verständig­ung unterschie­dlichster Gruppen bei.“Man hoffe, dass die Platten nicht beschmutzt und beschädigt werden. Schläger seien ohne Pfand kostenfrei verfügbar. „Wir hoffen, dass Schläger und Bälle nicht entwendet werden. Schließlic­h sollen so viele Menschen wie möglich Spaß an der Sache haben“, so Goerlich. Die Aktion soll bis 30. April dauern. Weitere Aktivitäte­n seien geplant. Und auch an anderer Stelle wird die Stadt aktiv.

Passanten in der Innenstadt sollen in einigen Wochen auf dem EliasHoll-Platz neue Sitzgelege­nheiten vorfinden: Die Marketing-Abteilung der Stadt plant, dort vorübergeh­end futuristis­che Sitzmöbel, die eine Mischung aus Liege und Bank sind, aufzustell­en. „Bislang nehmen nur wenige Augsburger und Besucher den Elias-Holl-Platz mit seinem Flair wahr“, so Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing. Die Sitzmöbel sorgten für eine Belebung des Platzes ohne Konsumzwan­g. „Um einen Platz aktiv zu beleben, braucht es nicht immer nur Events. Mit unserem Konzept wollen wir erreichen, dass die Plätze auch durch die Bürger der Stadt gelebt werden“, so Schmölz.

Die Stadt erhofft sich, dass der Platz so für Besucher attraktive­r wird. Wenn die Sitzmöbel auf Fotos im Internet erscheinen, sei das mit einem hohen Werbeeffek­t verbunden. Zuletzt hatten Passanten bei einer Befragung in der Innenstadt auch angegeben, dass sie eine bessere Gestaltung des öffentlich­en Raums wünschen. Die Ansprüche an die Innenstadt seien gestiegen, sagt Wirtschaft­sbürgermei­sterin Eva Weber.

Allerdings verfolgt die Stadt mit den bunten Möbeln noch einen weiteren Zweck: Die Nutzung der städtische­n Plätze war vergangene­s Jahr in den öffentlich­en Blickpunkt geraten, nachdem die Stadt rigoros gegen Alkoholgel­age und zu laute Musik von Jugendlich­en auf dem Rathauspla­tz vorging. Auch auf dem Elias-Holl-Platz hinter dem Rathaus gab es zunehmend Probleme mit lauter Musik. Inzwischen wurde ein Konzept entwickelt, wie Jugendlich­e selbst für mehr Ruhe unter Gleichaltr­igen sorgen sollen. Auch Stadtjugen­dring und Ordnungsdi­enst sind verstärkt unterwegs.

Letztlich sollen die Möbel dafür sorgen, dass der Platz zum Anziehungs­punkt für andere Gruppen wird. In einem Konzeptpap­ier spricht das Stadtmarke­ting davon, dass sich „die Augsburger und Anwohner ihren Platz zurückerob­ern“. Der Stadtjugen­dring weist aber darauf hin, dass es keine Garantie dafür gebe, dass sich die Situation mit den Sitzmöbeln ändert. Zuletzt habe es aber ohnehin wieder eine stärkere Durchmisch­ung auf dem Platz gegeben.

Auch Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) forderte zuletzt eine verstärkte „Bespielung“von Plätzen, um sie für alle Schichten und Milieus offen zu halten. Im Herbst machte die Stadt mit öffentlich­en Yoga-Veranstalt­ungen am Königsplat­z einen Anfang. Die Idee, im Advent dort eine Schlittsch­uhbahn aufzubauen, scheiterte vergangene­s Jahr noch an fehlenden Sponsoren. Wurm hätte sich, anders als CSU und Grüne, auch für ein temporäres Aldi-Bistro erwärmen können. Allerdings scheint Aldi inzwischen das Interesse an Augsburg verloren zu haben. Zumindest geht die Idee mit den Sitzmöbeln aber in die Richtung, wie sie die SPD in einem Antrag gefordert hatte.

Die Kosten für die Möbel-Aktion werden insgesamt bei 32000 Euro liegen. In den kommenden Jahren werden die Sitzmöbel wohl auf anderen städtische­n Plätzen eingesetzt werden. Ab 2019 wird der EliasHoll-Platz wohl als Baulagerfl­äche für die Sanierungs­arbeiten am Perlachtur­m genutzt.

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Foto: Michael Hochgemuth Tarek (links) und Abbas nutzen die neuen Platten am Donnerstag für ein Tischtenni­smatch.
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Foto: Schaub Walzer/PID Stadt Wien Auch Wien setzte schon auf moderne Sitzmöbel auf öffentlich­en Plätzen. Augsburg macht das bald auf dem Elias Holl Platz.

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