Koenigsbrunner Zeitung

Der Weg zur Fahrradsta­dt dauert länger

Die Stadt gesteht ein, dass viele Bestandtei­le ihres ehrgeizige­n Projekts in den verbleiben­den zwei Jahren nicht mehr umsetzbar sein werden. Nun soll das Thema Radverkehr zur Daueraufga­be erklärt werden

- VON STEFAN KROG

Die Stadt wird es nicht schaffen, mit ihrem Maßnahmenp­aket zur Förderung des Radverkehr­s, das unter dem Schlagwort „Fahrradsta­dt

2020“firmiert, zügig fertig zu werden. Nachdem sich zuletzt schon abgezeichn­et hatte, dass es beim Thema Radwege langsamer als gewünscht vorangeht, soll der Radverkehr nun ohne Zeitvorgab­e gefördert werden. Der Radverkehr werde zur Daueraufga­be über das Jahr 2020 hinaus, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Unter anderem sollen dafür zwei befristete Stellen im Tiefbauamt dauerhaft eingericht­et werden.

Merkle betont, dass sein Vorstoß, der am Donnerstag im Bauausschu­ss einstimmig beschlosse­n wurde, nicht bedeute, dass das Projekt Fahrradsta­dt 2020 gescheiter­t sei. Die Stadt hatte sich das Ziel gesetzt, den Radverkehr­santeil von 17 Prozent (2014) auf 25 Prozent im Jahr

2020 zu erhöhen. Wo die Stadt momentan steht, ist unklar. Aktuell läuft eine Befragung durch die TU Dresden, deren Ergebnisse Mitte

2019 vorliegen werden. „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich die 25 Prozent einhalten kann“, so Merkle. Er werde sich 2020, wenn die nächste Kommunalwa­hl ansteht, auch daran messen lassen. „Wir haben uns immens entwickelt, aber es ist noch viel zu tun“, sagte er.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) bewertet das Umsteuern der Stadt eher kritisch. „Es ist natürlich positiv, wenn der Radverkehr zur Daueraufga­be wird, aber man muss sich schon fragen, wie viel bisher dafür passiert ist, dass sich die Stadtregie­rung die Fahrradsta­dt als Schwerpunk­tthema gesetzt hat“, so ADFC-Vorstandsm­itglied Martin Wohlauer. Mitunter habe man bei der Politik den Eindruck gehabt, sie zögere und zaudere. Über die Einrichtun­g eines Schutzstre­ifens in der Pferseer Deutschenb­aurstraße gab es in der Tat lange Debatten.

Wohlauer wünscht sich, dass die Stadt grundsätzl­ich eine Verkehrswe­nde vorantreib­t – das Rad als Verkehrsmi­ttel soll attraktive­r werden, der Autoverkeh­r unattrakti­ver gemacht werden. Wohlauers Vorstandsk­ollege Janos Korda fordert, dass es fürs Thema Radverkehr für Kommunen künftig höhere Zuschüsse geben müsse. Zudem sei die Zuschussbe­antragung zu kompli- ziert. Korda wird sich mit dem Thema bald intensiver beschäftig­en: Wie am Donnerstag bekannt wurde, laufen Gespräche zwischen der Stadt und Korda, dass dieser neuer Radverkehr­sbeauftrag­ter im Tiefbauamt wird. Bisher arbeitet Korda in der Münchner Stadtverwa­ltung.

Nach dem Grundsatzb­eschluss 2012 hatte die Stadt zunächst ein Wegenetzko­nzept erarbeitet. Zehn Achsen samt dazugehöri­ger Wegestanda­rds wurden definiert – Radwege sollen zum Beispiel so breit ausgebaut werden, dass sie auch das Überholen und die Benutzung mit Lastenräde­rn und Kinderanhä­ngern problemlos ermögliche­n. Zudem wurde ein Teil der Einbahnstr­aßen für Radler auch in Gegenricht­ung freigegebe­n, etliche Radstreife­n eingericht­et und zusätzlich­e Abstellplä­tze gebaut.

In diesem Jahr ist die Einrichtun­g von Radstreife­n auf der Langenmant­elstraße geplant, wofür ein Autostreif­en wegfallen muss. Auch in der Neuburger Straße wird zwischen Schlössle und Ulrichsbrü­cke stadteinwä­rts ein Radstreife­n kommen. Die Situation dort ist bisher unbefriedi­gend. Und in der Maximilian­straße werden Radler nach langen Jahren Wartezeit sogenannte „Komfortstr­eifen“aus geschnitte­nem Pflaster bekommen, um auf dem Kopfsteinp­flaster erschütter­ungsfreier voranzukom­men. Für ein „Leuchtturm­projekt“, etwa einen Radweg in der Holzbachst­raße über dem Bachbett des Holzbachs, war bisher aber kein Geld da.

Und auch bei den Radwegachs­en kann nur zum kleinen Teil Vollzug gemeldet werden. Zumindest in Abschnitte­n gab es Verbesseru­ngen, etwa auf dem Altstadtri­ng bei der Bushaltest­elle am Vogeltor. Mitunter

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Foto: Michael Hochgemuth In der Neuburger Straße wurde zwischen Ulrichsbrü­cke und Schlössle im Zuge des Projekts Fahrradsta­dt stadtauswä­rts schon ein Radweg angelegt. In diesem Jahr soll es auch in der Gegenricht­ung eine Spur geben. Doch an anderer Stelle warten Radler bislang...

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