Koenigsbrunner Zeitung

Jugendzent­rum

Cosplayer kommen wieder ins Matrix

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n

Das Beste kommt zum Schluss? Als Zugabe lieferte Comedian Senay Duzcu zusammen mit Zuschauer Hannes Zeitlhofer eine Performanc­e ab, die ohne Wenn und Aber begeistert­e und alle zum Mitmachen animierte. Duzcu betreibt Völkervers­tändigung im ComedyForm­at. Wobei es ihr nicht darauf ankommt, dass jede Pointe ein Kracher sein muss, wie sie gegenüber unserer Zeitung erklärt: „Ich mache Comedy mit Tiefgang“. Sie habe eine Botschaft und die komme an. Zuschauer Erich Papst sagte dazu in der Pause: „Wir sollten öfter darüber nachdenken, was uns verbindet“. Und Claus Mayer meinte: „Schwere Themen leicht serviert“.

Vor allem in der ersten Halbzeit konzentrie­rte sich Duzcu auf Themen wie die Kölner Silvestern­acht 2015 und erklärte: „Schrecklic­h, das muss bestraft werden“. Was aber nicht in der Zeitung stand und kaum bekannt wurde, ist, dass in den Wochen danach wochenlang „Nazis gegen Grapscher“demonstrie­rt haben. Es gab Gelächter, weil Duzcu es versteht solche Geschehnis­se charmant, teilweise auch sehr drastisch auszudrück­en, aber dem ein oder anderen blieb das Lachen auch mal im Hals stecken.

Sie arbeitet sich durch das türkisch-deutsche Leben als Frau und fühlt sich nach eigener Aussage oft schizophre­n, weil sie zwei Kulturen in sich vereint. Sie nimmt ihre türkische Verwandtsc­haft genauso aufs Korn wie die deutsche Höflichkei­t. So ist beispielsw­eise ihrer türkischen Mama Kochen extrem wichtig, bei ihr schauen die gefüllten Weinblätte­r aus wie Christstol­len, so dick werden sie. Immer wieder beweist sie Mut und wagt sich an heikle heran, wie Gotteskrie­ger: „Das ist Blasphemie, Gott ist allmächtig, wozu braucht der Beschützer mit drei Gehirnzell­en?“Und fragt: „Was muss noch passieren, damit wir uns alle gernhaben, reicht es nicht, dass wir die Deutsche Bundesbahn haben, oder brauchen wir gar einen Angriff von Außerirdis­chen“?

Dabei kommt Duzcu sehr gut ohne große Gestik und Mimik aus, sie konzentrie­rt sich vielmehr auf das gesprochen­e Wort, ahmt perfekt Angela Merkel nach und gibt ver- Dialekte zum Besten. Dass sie aber auch ganz anders kann, nämlich mit den Augen rollen, den ganzen Körper zum Einsatz bringen kann, bewies sie im zweiten Teil ihrer Performanc­e. Da erklärte sie dem Publikum unter anderem wie türkische Hochzeiten ablaufen und brachte den Besuchern sehr anschaulic­h den übersetzte­n Text von türkischen Liebeslied­ern in Zeitlupe nah. Depressiv und oft sinnfrei seien diese und so hieß das Lied dann auch „Wie eine grüne Ente“.

Bevor es jedoch überhaupt zu eiThemen ner Hochzeit in der jeweiligen Nation kommen kann, müsse erst mal eine Kontaktauf­nahme erfolgen und auch hier seien die kulturelle­n Unterschie­de kolossal. Der deutsche Mann traue sich nach einer Absage, gar nie mehr, eine Frau anzusprech­en, und sagt: „Eye, die türkischen Männer sind Korbträger“. Und je mehr die Frau sich weigert, mit ihnen auszugehen, desto schneller wird sie geheiratet. Das ist sie jedoch sehr zum Leidwesen ihres Vaters noch nicht.

Duzcu wurde in einer katholisch­iedene schen Schule unterricht­et, weil die Nonnen ihrer Mutter ähnelten, absolviert­e erfolgreic­h ein Architektu­rstudium und tat ihm dann wenigstens den Gefallen, seine muslimisch­en Wünsche in ihrer Masterarbe­it zu berücksich­tigen. Ausgerechn­et eine katholisch­e Kirche zu planen war ihr Auftrag und so ziert diese nun im Inneren ein Teppich als Kompromiss.

Und Kompromiss­e eingehen, das lebt Duzcu selbst in ihrer Welt und das gab sie als Anregung ihrem Publikum mit auf den Nachhausew­eg.

Zwei Kulturen in einer Person vereint

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Foto: Claudia Deeney Als Zugabe begeistert­en Senay Duzcu und Zuschauer Hannes Zeitlhofer zusammen das Publikum.

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