Margot Käßmann spricht Frauen aus der Seele
Katholischer Frauenbund setzt in der Stadthalle von Schwabmünchen starke Zeichen für die Ökumene und zeigt die ganze Vielfalt christlicher Kulturen weltweit
Schwabmünchen
Stehende Ovationen für eine evangelische Theologin. Der Frauentag in Schwabmünchen sendete starke Signale für die Einheit in der Vielfalt der Kirchen. Unter dem Motto „Lebendig und bunt – Glaube verbindet Kulturen“veranstaltete der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) diesen Diözesanfrauentag in der Stadthalle. Etwa 200 Frauen und einige wenige Männer warteten gespannt auf die prominente Gastrednerin Margot Käßmann.
Käßmann kam erst kurz vor ihrer Rede mit der Bahn in Schwabmünchen an. Die aus der Diözese Regensburg kommende Marianne Bäumler machte das Ziel des KDFB, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen Lebensbereichen, deutlich. Domkapitular Wolfgang Hacker war der einzige Mann, der an diesem Tag ans Rednerpult durfte. Er forderte dazu auf, „die Zeichen der Zeit zu sehen und im Lichte des Evangeliums zu deuten“.
Der Glaube solle nicht trennen, sondern die Menschen in dieser einen Welt verbinden, ohne dabei seine Kontur zu verlieren. Nach der beschwingten Einstimmung mit modernen geistlichen Liedern durch den Schwabegger Kirchenchor „Mosaik“entfaltet Käßmann ihr Thema „Christliche Verantwortung statt Ja und Amen“. Der Glaube gehöre nicht hinter Kirchenmauern, sondern mitten ins Leben und das Evangelium könne nicht ohne Bezug zur Realität gepredigt werden, sagte sie und verteidigte sich gegen den Vorwurf, dass ihre Predigten und Vorträge zu politisch seien. „Wir können nicht sagen, dass wir vom Leid in der Welt nicht betroffen wären“, sagte Käßmann und verwies auf die vielen Helfer in den Kirchen, ohne die die kritische Situation der Flüchtlingszuwanderung 2015 nicht so bewältigt worden wäre. Demnach sei es auch richtig, wenn die Kirchen es kritisieren, dass in Deutschland gebaute Panzer im Syrienkrieg etwa durch Afrin rollen. „Wir Christen glauben, dass es andere Konfliktlösungen gibt, als Bombendrohungen“, so verwies die Theologin auf das Jesuswort „Liebet eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen“. Sie räumte ein, dass auch ihr das nicht immer leicht falle, wenn zum Beispiel Gemeinheiten über sie geschrieben werden oder der Umgangston beleidigend wird. „Doch jeder kann kleine Schritte tun und viele kleine Schritte verändern die Welt“. Die Freiheit des Glaubens müsse verteidigt werden. Das bedeute aber auch, Respekt vor dem anderen Glauben der Juden und Moslems zu haben und diesen friedlich zu tolerieren.
Dennoch dürfen Christen ihren Glauben an Jesus, der sich von diesen Religionen unterscheide, behaupten. Zum islamistischen Terrorismus sagte sie klar: „Es gibt kein Recht, im Namen Gottes zu töten“. Die Frage nach „heißen Tipps“, wie Frauen Pfarrerinnen werden können, beantwortete sie mit dem Bibelwort „Seid geduldig in der Trübsal, beharrlich im Gebet, aber vor allem fröhlich in der Hoffnung“. Auch Papst Franziskus ermutige ja durchaus dazu, eigene Wege zu finden. Käßmann hatte nach ihrer Rede nur noch wenig Zeit zum Signieren ihres neuen Buches „Mehr als Ja und Amen“, denn um 12.20 Uhr kam der Zug.
Afrikanische Musik des VaterSohn-Duos Joao und Markus Dontana leitete hinüber zum Kennenlernen der vielen christlichen Kulturen. Die Teilnehmerinnen befassten sich damit in 18 Workshops, Arbeitskreisen und kreativen Angeboten. Dazu waren Christinnen aus aller Welt eingeladen, über ihre Kulturen und Bräuche zu sprechen und so die Vielfalt des Christentums vor Augen zu führen. Zusammen gebunden wurde der bunte Strauß beim abschließenden Wortgottesdienst. Die bewegenden Lieder bis zum gemeinsamen Schlusslied „Großer Gott wir loben Dich“wurden vom Schwabmünchner Frauenchor SingGoldies mit ihrer Leiterin Ingrid Jürges gesungen.
Christen glauben, dass es andere Konfliktlösungen gibt als Bombendrohungen