Koenigsbrunner Zeitung

Mehr Platz und Duschen für Geflüchtet­e

Die Kreisversa­mmlung der Grünen will die Situation in Kaufering verbessern und beschließt Forderunge­n an den Landkreis

- VON STEPHANIE MILLONIG

Kaufering

Drei funktionie­rende Duschen für 95 Männer – für die Grünen ist dies ein nicht haltbarer Zustand. In der Kreisversa­mmlung in Riederau beschlosse­n die 30 Anwesenden, vom Landkreis eine Verbesseru­ng der Situation der Geflüchtet­en in der ehemaligen Soccerhall­e in Kaufering zu fordern. Die Kreistagsf­raktion hat auch einen Antrag formuliert, der bereits im Landratsam­t eingegange­n ist.

In der Versammlun­g referierte Kreisrätin Helga Gall über einen Besuch der Grünen in der Einrichtun­g. Die Männer aus Syrien, Afghanista­n, Kongo, Sierra Leone, Somalia, dem Iran und anderen Ländern lebten in vier auf vier Meter Kabinen, die nach oben offen seien. Das Licht in der Halle brenne für alle von 8 bis 24 Uhr. Wie Gall und ihre Begleiter erfuhren, herrsche in der Nacht keine Ruhe, da Radios liefen oder Handys klingelten. „Flüchtling­e, die eine Arbeit oder eine Ausbildung haben, finden so nicht die notwendige Ruhe.“Für die Männer stünden nur drei funktionie­rende Duschen zu Verfügung, der Bereich der Frauen sei geschlosse­n. In der ehemaligen Cafeteria, wo der Koch- und Hauswirtsc­haftsberei­ch angesiedel­t sei, könne entweder gekocht oder gewaschen werden, beides gleichzeit­ig sei aufgrund der Stromverso­rgung nicht möglich.

Gall erläuterte, dass die Soccerhall­e anfangs als „Drehscheib­e“für neue Flüchtling­e gedacht war, die in weitere Unterkünft­e kommen sollten. Mittlerwei­le ist es jedoch so, dass dezentrale Einrichtun­gen aufgelöst und Geflüchtet­e wieder zurückverl­egt werden. Dies ist eine Vorgabe der Regierung von Oberbayern und Helga Gall sagte, dass der Landkreis die Unterkünft­e in den Dörfern für die Bezirksreg­ierung angemietet habe. Unter denen, die in der Soccerhall­e leben, sind 30 Asylbewerb­er, die sich in einer normalen Wohnung einmieten könnten – wenn sie denn eine fänden. Gall berichtete auch, dass sich die Mitarbeite­r im Landratsam­t bemühten, die Eigentümer der bisherigen Unterkünft­e dazu zu bewegen, bereits anerkannte Asylbewerb­er als Mieter zu übernehmen.

In der Kreisversa­mmlung wurden Forderunge­n für eine kurzfristi­ge Verbesseru­ng gefordert: Das Stromnetz solle so ertüchtigt werden, dass die Bewohner jederzeit waschen und kochen könnten, der abgesperrt­e Duschberei­ch der Frauen solle zur Verfügung gestellt werden und der bestehende Anbau mit genutzt werden, damit sich die Situation entzerrt. Um Integratio­n möglich zu machen, muss man nach Ansicht der Grünen zurück zu den kleinen dezentrale­n Wohnungen. Gefordert wird auch ein Konzept für die Zeit nach 2019, wenn der Vertrag für die Soccerhall­e ausläuft. Für traumatisi­erte Flüchtling­e müsse eine angemessen­e soziale Betreuung geschaffen werden. Auch eine Anfrage der Kreistagsf­raktion beschäftig­t sich mit dem Thema: Gefragt wird unter anderem, ob es möglich sei, Auszubilde­nde und Berufsschü­ler anderweiti­g unterzubri­ngen und den Menschen mehr Privatsphä­re zu verschaffe­n.

Laut dem Sprecher des Landratsam­tes, Wolfgang Müller, wird sich Landrat Thomas Eichinger im sozialpoli­tischen Ausschuss äußern. Müller bestätigt, dass es die Stromverso­rgung nicht zulässt, gleichzeit­ig zu kochen und zu waschen. Eine Ertüchtigu­ng der Anlage wäre sehr teuer. Seines Wissens nach kämen die Flüchtling­e damit aber gut zurecht. Über die Sanitäranl­agen weiß Müller, dass alle vier Herren- und vier Damendusch­en nutzbar sind.

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Archivfoto: Thorsten Jordan Unter anderem die beengten Verhältnis­se in der Asylunterk­unft in der ehemaligen Soccerhall­e in Kaufering kritisiere­n die Grünen.

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