Koenigsbrunner Zeitung

So essen Schwaben und Altbayern

Die Küchen in Altbayern und Schwaben haben ihre eigenen Exportschl­ager. Im Wirtshaus bestimmt auch die Einstellun­g der Gäste, was auf ihren Teller kommt. Weißwürste und Kässpatzen kommen überall an

- VON CLAUDIA DEENEY

Bayerns Küche ist reich an Schmankerl­n. Dabei haben die Regionen Gemeinsamk­eiten und Unterschie­de.

Auf die Frage, wie bayerisch essen wir Schwaben, antwortet Resi Bayrle ohne zu zögern: „Ziemlich bayerisch“! Aber umgekehrt ist auch manche schwäbisch­e Kost ein Exportschl­ager – in altbayeris­chen Wirtshäuse­rn ebenso wie auf alpinen Berghütten. Aber auch die Franken mischen sich auf den Speisekart­en ein.

Die Wirtin muss es wissen, denn zusammen mit ihrem Mann Gerhard und Tochter Anna betreibt sie ganz im Süden von Königsbrun­n Resi‘s Jägerhaus und bietet nicht nur bayerisch-schwäbisch­e Gerichte an, sondern ist dafür auch schon zweimal mit der bayerische­n Raute des Landwirtsc­haftsminis­teriums sowie des Hotel- und Gaststätte­nverbandes geehrt worden. Das Zeichen steht für ausgezeich­nete bayerische Küche, und die kommt bei ihren Gästen, egal woher sie stammen, sehr gut an.

Als ganz typisch bayerische Gerichte hat sie als Beispiele gerade zwei Mahlzeiten aus ihrer Karte auf dem Tisch: „Rahmschwam­merl mit Semmelknöd­el sowie Altbayeris­che Schnitzel mit Kartoffels­alat.“Letzteres wird vor dem Panieren auf einer Seite mit süßem Senf und auf der anderen Seite mit Meerrettic­h bestrichen und wem das geschmackl­ich noch nicht bayerisch genug ist, kann den süßen Senf noch extra dazu essen, was dem BavariaBra­uchtum sozusagen die Krone aufsetzt.

Süßer Senf ist genau wie Weißwürste eine bayerische Tradition und zusammen wird beides gerne zum späten Frühstück verzehrt. Tradition wird in Resi‘s Jägerhaus großgeschr­ieben und daher gibt es jeden Dienstag ab 10 Uhr solch ein bayerische­s Weißwurstf­rühstück.

Wer die weißen leckeren Würste aber mal ganz anders probieren möchte, kann sie als Vorspeise bestellen. In kleine Scheiben geschnitte­n und paniert, dazu passend Kartoffels­alathäppch­en und extra kleingebac­kene Brezeln. So werden die im Jahr 1857 in München kreierten Würstchen im heutigen Bayern und Schwabenla­nd modernisie­rt auf den Tisch gebracht.

Es gibt aber natürlich auch schwäbisch­e Gerichte, die ihren Siegeszug nach Bayern antraten und heute überall zu bestellen sind. „Kässpätzle mit gerösteten Zwiebeln, gerne mit Salat serviert, sind beispielsw­eise eine schwäbisch­e Tradition“, sagt Resi Bayrle und hat auch dieses Lieblingse­ssen vieler ihrer Gäste auf der Karte.

„Die schmecken nicht nur sehr lecker, sondern machen auch Vegetarier richtig glücklich“, lautet ihr Resümee. Der Käse sei ihr Geheimreze­pt. Die Mischung aus verschiede­nen Sorten, zu denen unter anderem Bergkäse, Emmentaler und Limburger gehören, bestellt sie extra in Ruderatsho­fen im Allgäu.

Typisch altbayeris­ch hingegen sind für Resi Bayrle Schweinsha­xen, die im Wechsel mit den fränkische­n Schäufele bei ihr montags serviert werden.

Schäufele? „Das ist Schweinesc­hulter“, erklärt Bayrle. Sie merkt den Lauf der Zeit gar nicht so sehr am Essverhalt­en ihrer Gäste, sondern daran, dass Begriffe, wie eben das Schäufele, immer mehr verschwind­en und durch allgemeine Bezeichnun­gen der Hauptzutat­en ersetzt werden. So wird zum Beispiel Kalbsschni­tzel statt Wienerschn­itzel bestellt.

Ihre Gäste verschwind­en jedoch sicher nicht, sie hat zusammen mit ihrem Team alle Hände voll zu tun und sagt: „Ich stehe zu meiner bayerisch-schwäbisch­en Küche.“

Einen Unterschie­d zwischen Bayern und Schwaben hat sie im Laufe der Jahre aber ausgemacht: „Die Schwaben haben nach oben hin eine Preisgrenz­e die sie nicht überschrei­ten wollen, die Gäste aus Altbayern zahlen gerne für Qualität und honorieren diese ohne Wenn und Aber.“

So geht’s weiter Die Macht der Tracht – und wann es keine ist. Dirndl und Lederhose alleine machen es nicht aus.

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Foto: Claudia Deeney Resi Bayrle mit dem typisch schwäbisch­en Gericht: Kässpätzle und Salat dazu. Die sind ebenso wie Weißwürste beidseits des Lechs beliebt. Doch Altbayern und Schwaben machen auch Unterschie­de.

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