Am Anfang steht die Niederlage
So bitter das Aus für die Münchner ist, so wundervoll war der Fußballabend von Madrid für all jene, die für sich reklamieren, zu der seltenen Spezies der „neutralen“Zuschauer zu gehören. Sie sahen einen Kampf, für den das Adjektiv „heroisch“auch im Fußball seine Daseinsberechtigung hat. Den Münchnern freilich hilft das nicht. Sie hätten lieber einen unverdienten Erfolg gefeiert, als Lob für eine gute Leistung zu erhalten, die doch nur das Ausscheiden bedeutet.
Den Bayern immerhin ist gewiss, dass sich das Glück auch ihnen wieder zuwendet, sollten sie sich nur lange genug darum bemühen. Die größten Siege sind oft Resultat schlimmer Niederschläge.
Ehe die Bayern 2013 den Champions-League-Pokal in die Luft strecken durften, verloren sie zwei Finalspiele. Gegen Mourinhos Effizienzfußball fehlte es ihnen 2010 noch an der nötigen Erfahrung. Zwei Jahre später wären im „Finale Dahoam“einzig sie der verdiente Sieger gewesen. Statt an der Niederlage zu zerbrechen, zogen sie die Kraft daraus, im folgenden Jahr gegen Dortmund zu triumphieren – mit jenem Glück, das sich zuvor gegen sie entschieden hatte.
Der heutigen Mannschaft ist eine ähnliche Geschichte zuzutrauen. Statt Schweinsteiger und Lahm machen nun Kimmich und Hummels den Eindruck, zu den prägenden Gesichtern des Teams werden zu können. Sollte Jérôme Boateng seine vor kurzem geäußerten Gedankengänge tatsächlich verfolgen, vielleicht andernorts eine neue Herausforderung anzunehmen, stünde mit Niklas Süle eine Alternative parat, die in den kommenden Jahren zur Weltklasse heranreifen könnte.
Mit Niko Kovac bekommen die Münchner einen Trainer, der sein internationales Format erst noch beweisen muss. Seine Frankfurter Jahre lassen aber immerhin vermuten, dass er es versteht, eine Mannschaft zu formen, in der der Teamgedanke über Einzelinteressen steht. Bei allen taktischen Raffinessen ist diese Basistugend oft entscheidend für Erfolg und Misserfolg. Die Bayern haben Real großartige Duelle geliefert. Sie sind fähig, das auch in Zukunft zu tun. Dann mit einem anderem Ausgang.