Koenigsbrunner Zeitung

Tüftler entwickelt verblüffen­des Schutzblec­h

Gabriel Kenzel hat eine ultraleich­te Lösung aus „Flexi-Carbon“für Radler gefunden. Jetzt sucht er Finanziers für die Serienfert­igung. Bei seiner Kampagne helfen ihm Experten der Universitä­t

- VON EVA MARIA KNAB

Gabriel Kenzel ist passionier­ter Radler. Und er ist leidenscha­ftlicher Tüftler. Nun ist es dem Augsburger gelungen, ein kniffliges Problem zu lösen, um Radlern das Leben leichter zu machen. Kenzel hat ein neues Fahrradsch­utzblech mit extrem wenig Gewicht und überrasche­nden Eigenschaf­ten entwickelt. Man kann es sogar um die Faust wickeln, ohne dass es kaputt geht. Das Geheimnis ist ein ungewöhnli­ches Leichtbau-Material: Flexi-Carbon.

„Räder sind meine Leidenscha­ft“, sagt der 53-Jährige. Als Jugendlich­er machte er große Touren durch seine Heimat Rumänien. Mit 15 Jahren strampelte er über die Karpaten bis ans Schwarze Meer. In Deutschlan­d machte Kenzel aus seinem Hobby einen Beruf. Er hat einen Fahrradlad­en im Univiertel. Heute ist er mit dem Fahrrad vor allem im Alltag unterwegs – auch im Winter, wenn es nass und beschwerli­ch werden kann. Eines Tages stellte sich der gelernte Elektrotec­hniker selbst eine Aufgabe: „Ich wollte ein leichtes Rad haben, das man das ganze Jahr über fahren kann, ohne dass man schmutzig wird.“

Als er sich im Handel genauer umschaute, fand er viele passende Teile für sein Projekt. Nur bei extrem leichten und bezahlbare­n Schutzblec­hen sei er nicht fündig geworden, erzählt er. Es gab zwar Schutzblec­he aus Carbon, aber nur in teurer Einzelanfe­rtigung. Das war der Punkt, an dem der Augsburger den Entschluss fasste, selber eine bessere Lösung zu finden. Das war nicht einfach, wie sich heraus- Zwar gelang es Kenzel recht bald, Schutzblec­he aus dem innovative­n Leichtbaus­toff Carbon zu entwickeln – einem Material, aus dem auch Teile von Autos und Flugzeugen hergestell­t werden. Das Problem in diesem Fall: Die Bleche waren hart und spröde, so wie es Carbonfase­rn eben sind. Kenzel war klar, dass er sie so nicht an Kunden verkaufen konnte. Die Gefahr, dass sie bei einem Unfall splittern und Radler verletzen, war zu groß. „Das wäre für mich als Händler ein zu großes Risiko gewesen.“Der Augsburger gab nicht auf. Er testete viele weitere Herstellun­gsmethoden, bei denen Carbon und Spezialhar­z verwendet werden. Irgendwann stieß er auf das Vakuum-Infusionsv­erfahren, das er über Jahre hinweg für seine Zwecke weiterentw­ickelte. Nun hat er den Durchbruch geschafft: Kenzel kann einen carbonstel­lte. faserverst­ärkten Kunststoff herstellen, der leicht und stabil ist, aber gleichzeit­ig so biegsam, dass er nach seinen Angaben nicht splittert. Der Augsburger kann auch beeindruck­end zeigen, was seine Schutzblec­he aushalten: Er wickelt sie um seine Faust, so ähnlich, wie man es mit einem Ledergürte­l machen kann. Wenn er sie wieder loslässt, springen die Teile in ihre Form zurück. Damit das „Schutzcarb­on“am Rad nicht unangenehm vibriert, wird es mit speziellen Haltern befestigt.

Ein Paar seiner ultraleich­ten Radlbleche wiegt nur 125 Gramm, halb so viel wie die besten aus Aluminium. Derzeit fertigt der Händler sie auf Bestellung – für knapp 140 Euro. Nachfrage von Kunden sei da, sagt er. Im Internet habe sich seine Erfindung schon herumgespr­ochen. Kürzlich war er auf einer Spezialrad­messe bei Karlsruhe. Auch dort sei das Interesse groß gewesen. Doch nun hat der Tüftler einen Traum, den er sich erfüllen möchte. Er will mit seinen Schutzblec­hen in Serienfert­igung gehen, um den Preis weiter senken zu können. „Dann werde ich Erfolg haben“, sagt er.

Für eine größere Produktion ist allerdings eine Vakuumpump­e notwendig, die enorm kostspieli­g ist. Kenzel hat deshalb eine Crowdfundi­ng-Kampagne im Internet gestartet und sich dafür Hilfe von Experten der Universitä­t Augsburg geholt. Dennis Steininger vom Augsburger Center for Entreprene­urship (ACE) der Uni erklärt, wie es geht: Die Schwarmfin­anzierung funktionie­rt so, dass Kleinunter­nehmer von vielen Privatleut­en niedrige Geldbeträg­e bekommen, um ihr Projekt zu finanziere­n. Studentin Tanja Cermak brachte die Kampagne profession­ell in die Gänge. Kenzel will bis 25. Mai 20 000 Euro einsammeln. Nur wenn er das Ziel schafft, werden die Beträge von seinen Unterstütz­ern abgebucht. Wenn nicht, geschieht nichts. Steiniger sagt: Das wäre doch schade, oder?

Kampagne Sie läuft unter crowdfund.flexi carbon.de

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Foto: Bernd Hohlen Gabriel Kenzel hat ultraleich­te Fahrradsch­utzbleche entwickelt. Sie sind stabil, aber auch so flexibel, dass man sie um die Hand wickeln kann, ohne dass sie kaputt gehen.

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