Ab jetzt wird alles anders
Der Mai ist der Monat der Veränderungen, ein Zeitpunkt, die Stadt neu zu entdecken. Wirklich? Vielleicht ein bisschen…
Alles neu macht der Mai, heißt es. Nur was wird eigentlich neu gemacht? Das Wetter, das Landschaftsbild, das Lebensgefühl – etwa das ganze Leben? Gut, so weit muss man vielleicht doch nicht gleich gehen und Ende April alles über Bord werfen, um pünktlich im Mai neu durchzustarten. Aber tatsächlich gibt es gerade jetzt viele Gelegenheiten für einen Neuanfang. Am Maifeiertag habe ich ein neues Buch angefangen zu lesen, so viel Neuheit kann zumindest ich schon einmal in dem so ereignisreichen und noch jungen Monat bieten. Und es soll noch mehr werden.
Denn ich habe mir vorgenommen, meine Stadt neu zu entdecken. Das wird ein schwieriges, aber kein unmögliches Unterfangen. Denn wer seit Jahrzehnten in Augsburg wohnt, kennt fast jede Ecke. Es gibt gefühlt keine unbeschrittenen Wege mehr, keine schmalen Trampelpfade. Es gibt nur noch breite Verbindungsstrecken, die einen oft zu denselben Zielen führen. So bin ich an sonnigen Tagen gerne – wie so viele andere auch – im Parkhäusl, an der Kulperhütte oder im Wittelsbacher Park. Ich war in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Hotelturm, im Gaskessel oder im Turmzimmer des Rathauses. Natürlich war ich auch schon auf dem Bahnpark-Areal, im Rosenaustadion oder in der Wolfzahnau.
Bei der genaueren Betrachtung gibt es aber durchaus den einen oder anderen weißen Fleck auf der Karte, die eine oder andere Aktivität, die ich nie unternommen habe. Ich bin zum Beispiel noch nie im Stadtgrain ben bei der Kahnfahrt Bötchen gefahren. Das liegt vielleicht daran, dass ich Bötchenfahren grundsätzlich nichts abgewinnen kann. Aber viele Augsburger machen das, Jahr für Jahr. Dem Ganzen muss also ein besonderer Zauber innewohnen, der mir bislang verborgen blieb. Genauso ist es mit der Localbahn. Die höre ich zwar regelmäßig tuten, wenn sie über die Luitpoldbrücke Pfersee fährt, drin gesessen bin ich aber noch nie.
Wenn ich Udo Jürgens’ Lied „Ich war noch niemals in New York“höre, kann ich nur müde lächeln. Denn da war ich schon oft. Doch in Siebenbrunn war ich kein einziges Mal. Warum? Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Vielleicht, weil ich dem Fahrradfahren genauso wenig abgewinnen kann wie dem Bötchen-fahren. Und nach Siebenbrunn unternimmt der Augsburger gerne einen Radausflug. Obwohl ich dort noch nie war, habe ich aber genaue Vorstellungen, wie es dort aussieht. Meiner Meinung nach muss es in Siebenbrunn ein wenig wie in Astrid Lindgrens Bullerbü sein: ein verwunschener Ort mit einer Handvoll Häusern und Höfen. Hoffentlich ist die Enttäuschung nicht zu groß, wenn ich in den kommenden Wochen einmal hinlaufen werde.
Dafür gibt es im Mai erwartbare Freuden, die immer wieder aufs Neue schön sind. Die Eröffnung des Familienbads am Plärrer (12. Mai), die Inbetriebnahme sämtlicher Freiluftgastronomien oder das Jugendfestival Modular im Wittelsbacher Park (31. Mai bis 2. Juni). Alles neu macht der Mai? Nicht ganz, aber ein bisschen. Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichten aus dem Familienleben.