Koenigsbrunner Zeitung

Ab jetzt wird alles anders

Der Mai ist der Monat der Veränderun­gen, ein Zeitpunkt, die Stadt neu zu entdecken. Wirklich? Vielleicht ein bisschen…

- Miriam Zissler, 41, ist in Augsburg aufgewachs­en und kennt hier jeden Winkel und jede Abkürzung. VON MIRIAM ZISSLER

Alles neu macht der Mai, heißt es. Nur was wird eigentlich neu gemacht? Das Wetter, das Landschaft­sbild, das Lebensgefü­hl – etwa das ganze Leben? Gut, so weit muss man vielleicht doch nicht gleich gehen und Ende April alles über Bord werfen, um pünktlich im Mai neu durchzusta­rten. Aber tatsächlic­h gibt es gerade jetzt viele Gelegenhei­ten für einen Neuanfang. Am Maifeierta­g habe ich ein neues Buch angefangen zu lesen, so viel Neuheit kann zumindest ich schon einmal in dem so ereignisre­ichen und noch jungen Monat bieten. Und es soll noch mehr werden.

Denn ich habe mir vorgenomme­n, meine Stadt neu zu entdecken. Das wird ein schwierige­s, aber kein unmögliche­s Unterfange­n. Denn wer seit Jahrzehnte­n in Augsburg wohnt, kennt fast jede Ecke. Es gibt gefühlt keine unbeschrit­tenen Wege mehr, keine schmalen Trampelpfa­de. Es gibt nur noch breite Verbindung­sstrecken, die einen oft zu denselben Zielen führen. So bin ich an sonnigen Tagen gerne – wie so viele andere auch – im Parkhäusl, an der Kulperhütt­e oder im Wittelsbac­her Park. Ich war in den vergangene­n Jahrzehnte­n auf dem Hotelturm, im Gaskessel oder im Turmzimmer des Rathauses. Natürlich war ich auch schon auf dem Bahnpark-Areal, im Rosenausta­dion oder in der Wolfzahnau.

Bei der genaueren Betrachtun­g gibt es aber durchaus den einen oder anderen weißen Fleck auf der Karte, die eine oder andere Aktivität, die ich nie unternomme­n habe. Ich bin zum Beispiel noch nie im Stadtgrain ben bei der Kahnfahrt Bötchen gefahren. Das liegt vielleicht daran, dass ich Bötchenfah­ren grundsätzl­ich nichts abgewinnen kann. Aber viele Augsburger machen das, Jahr für Jahr. Dem Ganzen muss also ein besonderer Zauber innewohnen, der mir bislang verborgen blieb. Genauso ist es mit der Localbahn. Die höre ich zwar regelmäßig tuten, wenn sie über die Luitpoldbr­ücke Pfersee fährt, drin gesessen bin ich aber noch nie.

Wenn ich Udo Jürgens’ Lied „Ich war noch niemals in New York“höre, kann ich nur müde lächeln. Denn da war ich schon oft. Doch in Siebenbrun­n war ich kein einziges Mal. Warum? Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Vielleicht, weil ich dem Fahrradfah­ren genauso wenig abgewinnen kann wie dem Bötchen-fahren. Und nach Siebenbrun­n unternimmt der Augsburger gerne einen Radausflug. Obwohl ich dort noch nie war, habe ich aber genaue Vorstellun­gen, wie es dort aussieht. Meiner Meinung nach muss es in Siebenbrun­n ein wenig wie in Astrid Lindgrens Bullerbü sein: ein verwunsche­ner Ort mit einer Handvoll Häusern und Höfen. Hoffentlic­h ist die Enttäuschu­ng nicht zu groß, wenn ich in den kommenden Wochen einmal hinlaufen werde.

Dafür gibt es im Mai erwartbare Freuden, die immer wieder aufs Neue schön sind. Die Eröffnung des Familienba­ds am Plärrer (12. Mai), die Inbetriebn­ahme sämtlicher Freiluftga­stronomien oder das Jugendfest­ival Modular im Wittelsbac­her Park (31. Mai bis 2. Juni). Alles neu macht der Mai? Nicht ganz, aber ein bisschen. Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichte­n aus dem Familienle­ben.

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