Hebammen Praxis am Krankenhaus?
Der Vorstand sucht ein neues Modell für die Entbindungsabteilung in Schwabmünchen. Es gibt verschiedene Ideen
Die Wertachkliniken suchen Wege zum Erhalt der Geburtshilfe in Schwabmünchen. Etwa eine Praxis von Hebammen. »Lokales
Schwabmünchen Die Geburtshilfeabteilung am Krankenhaus in Schwabmünchen ist seit Dienstag geschlossen. Angekündigt war, sie im Herbst wieder zu öffnen und bis dahin ausreichend viele Hebammen zu finden. Doch Martin Gösele, Vorstand der Wertachkliniken, ist nicht sicher, ob ihm das gelingen wird. Er sucht nach Alternativen. Das könnten ganz neue Betriebsmodelle sein. Das Krankenhaus ist bei der Suche nicht ganz alleine. Am Donnerstagabend gründete sich eine Bürgerinitiative (BI) zum Erhalt der Geburtenstation in Schwabmünchen.
Ihr Sprecher Josef Gegenfurtner kündigte an, die BI wolle mit Unterschriftensammlungen Druck auf die Landespolitik ausüben, kleine Krankenhäuser stärker zu fördern. Außerdem wolle die Bürgerinitiative der Wertachklinik zur Seite stehen, um bei Hebammen für den Standort Schwabmünchen zu werben und ihn attraktiver zu machen. Laut Josef Gegenfurtner sei daran gedacht, bei Stellenanzeigen nicht nur harte Daten, sondern auch weitere Attraktivität und Anreize herauszustellen.
Ferner wurde bei der Gründungsversammlung erkannt, dass Hebammen im Bereitschaftsdienst ebenso wie Pflegekräfte attraktivere Appartements für Verfügung gestellt bekommen sollten, ebenso wurde in der Diskussion mit Bürgermeister Lorenz Müller und Klinik-Vertretern ein Betriebskindergarten angedacht.
An die 80 Teilnehmer kamen zur Gründungsversammlung, um sich über die BI zu informieren. In einer Anwesenheitsliste wurde abgefragt, wer sich in diesem Kreis aktiv engagieren wolle. Wenn dies ausgewertet ist, wolle man einen Vorstand bilden, sagte Gegenfurtner gegenüber unserer Zeitung.
Mit der Leitung der Wertachkliniken wolle die Bürgerinitiative eine „transparente Zusammenarbeit“pflegen.
Eines von vielen Problemen, die an diesem Abend erörtert wurden, waren wieder die Haftpflichtprämien für Hebammen. Aber auch die Versicherungsverträge für Ärzte laufen in den kommenden beiden Jahren aus, berichteten Mediziner. Sie würden dann ebenfalls wesentlich teurer, was vielerorts die Geburtshilfeabteilungen zusätzlich belasten würde.
Eine Erstattung der Versicherungsprämien an freie Hebammen lehnte Gösele jedoch ab. Es gebe klare Regelungen für Honorare. Derartige Zuwendungen könnten strafbar sein, müssten also erst rechtlich eindeutig abgeklärt werden.
Auch will der Klinik-Vorstand die Hoffnungen nicht auf das angekündiget Förderprogramm des Freistaates für kleine Krankenhäuser konzentriert sehen: „Geld nützt uns wenig, wenn es keine Hebammen gibt, die wir gewinnen können.“Das Problem bei der Anwerbung von Fachkräften aus anderen Teilen des Landes sei, dass sich diese in Schwabmünchen niederlassen müssten, um hier Bereitschaftsdienste absolvieren zu können. Das lohne sich aber selten, zumal die Arbeit im Kreißsaal für freie Hebammen nicht lukrativ sei, es attraktivere Beschäftigungsformen für sie gebe. Hier will Gösele nun ansetzen und ein neues Modell für den Aufbau der Geburtshilfe in Schwabmünchen entwickeln. Er bietet an, eine freie Hebammenpraxis an den Wertachkliniken anzusiedeln. In ihrer eigenen Praxis könnten Hebammen selbstständig arbeiten und zudem für Bereitschaftsdienste der Geburtenstation zur Verfügung stehen. Das könnte eine Lösung zum Vorteil aller sein, zumal mit kurzen Wegen. Auch sonst würden die Anstrengungen weitergehen, die Geburtshilfe am Krankenhaus in Schwabmünchen wieder zu eröffnen: „Wir netzwerken auf allen Wegen und Kanälen,“sagt Martin Gösele. »Kommentar