Das Schlot Ende naht
Trevira hat sich zum Abbruch entschlossen
Bobingen Der Abbruch des Fabrikschornsteins von Trevira in Bobingen wird immer wahrscheinlicher. Das Unternehmen hat seine Absicht nun der Stadt auch offiziell angezeigt.
Darüber wird Bürgermeister Bernd Müller am Dienstagabend den Bauausschuss in der öffentlichen Sitzung ab 18 Uhr im Rathaus näher informieren. Ein Spielraum der Stadt ist laut derzeitigem Stand kaum erkennbar. Eine Zustimmung ist für den Abriss nicht erforderlich.
Die Ankündigung des Abbruchs bedeutet lediglich, dass eine Monatsfrist für eventuelle Gegenvorschläge abläuft. Sie gibt laut Baurecht der Kommune die Chance zu entscheiden, ob nach dem Planungsrecht Maßnahmen zum Erhalt ergriffen werden sollen. Dazu könnte eine Erhaltungssatzung erlassen werden. Doch die bisherige Diskussion ergab dafür kaum Ansatzpunkte.
Anlass des geplanten Abbruchs ist nämlich, dass der Schornstein dringend saniert werden müsste. Bereits jetzt fallen innen und außen Ziegelteile ab (wir berichteten). Der Abbruch würde zwar teuer, zumal eine Sprengung wegen der Nähe zu Industrieanlagen nicht in Betracht kommt und die Entsorgungskosten der schadstoffbelasteten Innenwand beträchtlich sein werden. Doch auch der weitere Unterhalt wäre kostenintensiv, wie Trevira im Vorfeld mitgeteilt hat.
Andererseits stufen nicht nur ehemalige Mitarbeiter des Werkes Bobingen den 83 Meter hohen Schlots als Symbol der Industriegeschichte der Stadt ein. Auch der Heimatverein der Hochsträßler sieht in ihm eine „Landmarke“, die aus allen Richtungen nach Bobingen kommend sichtbar ist. Der Kamin „stellt ein herausragendes Zeugnis für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des ehemaligen Bauerndorfes zum Textilproduktionsstandort dar,“so der Verein.
Dieser hatte dazu eine Internetumfrage gestartet, diese musste allerdings vergangene Woche abgebrochen werden, sagt Vorsitzende Corinna Kammerer. Grund seien technische Manipulationen von außen. Wie öfters bei Internetvotings, umgehen Unbekannte oft ohne erkennbares Motiv die Sicherheitsmaßnahmen und klicken serienweise verschiedene Wahlmöglichkeiten. In diesem Fall sollen sich diese tendenziell für den Erhalt des Turms ausgesprochen haben.
Kammerer orientiert sich jedoch an den Abstimmungswerten vor der Manipulation. Bis dahin hätten annähernd 500 Menschen abgestimmt. Das Ergebnis sei nicht eindeutig. Tendenziell könne man sagen: Jeweils die Hälfte stimmte für oder gegen Maßnahmen zum Erhalt des Schornsteins. „Also keine Klarheit“, bedauert Kammerer.
Die Hoffnung des Vereins war, einen Förderkreis bilden zu können, der mithilfe eines noch zu findenden Investors den Schornstein zugänglich macht und einer sinnvollen Nutzung zuführt, etwa mit Gastronomie und Ausstellungen. Doch dagegen spricht nach mehreren Erkundungen die Lage im nicht frei zugänglichen Werksbereich.
Ein weiterer Rückschlag für alle, die den Schlot gerne als Teil der Stadtsilhouette erhalten hätten, ist eine Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege. Es erkennt am Kamin keine Denkmaleigenschaften.
Eine weithin sichtbare Landmarke