Geschichte mit drei Buchstaben
Ein sportlicher Golf begründete 1976 den Mythos GTI. Der Erfolg ist ungebrochen, aber heute gibt ein anderer den Star der Modellfamilie
Es sind vielleicht die drei bekanntesten Buchstaben im Motor-Breitensport: GTI. Unter diesem Kürzel verkauft die Marke Volkswagen seit mehr als vier Jahrzehnten die Dynamiker ausgewählter Baureihen. Die Historie im Schnelldurchlauf: Schon 1976 debütiert der Golf GTI, der inzwischen zur Ikone aufgestiegen ist. 1998 folgt der Polo GTI und weitere 20 Jahre später erblickt der Up! GTI das Licht der Welt.
Der jüngste und gleichzeitig kleinste GTI aller Zeiten quetscht 115 PS aus einem Einliter-Turbomotörchen. Mit dieser Leistung und einem Gewicht von nur etwas mehr als einer Tonne schlägt er die Brücke zum Golf GTI der ersten Stunde, der auf ähnliche Werte kam.
Damals wie heute „bist du mit einem GTI gut angezogen“, meint jedenfalls Rennfahrer-Legende HansJoachim Stuck, der als VW-Markenbotschafter auftritt. Stimmt ja auch: Das Auto war – und ist – muskulös, agil, vor der Disco ein Hingucker und an der Ampel immer ein Sieganwärter. Den Ausschlag gegenüber der (Premium-)Konkur- renz gibt oft aber ein anderes Argument: Ein GTI ist auch für Otto Normalverbraucher, sofern sie Benzin im Blut haben und ihr Glück nicht im 08/15-Segment suchen, halbwegs erschwinglich. Aktuell beginnt der Up! bei 16975 Euro, der Polo bei 23 950 Euro und der Golf bei 32475 Euro. Letzterer trägt in der modernsten Ausprägung außer- dem den Namenszusatz „Performance“und bildet mit 245 PS auch die Leistungsspitze. Dass man ihn auf 40 000 Euro aufrüsten kann, verklärt ein wenig die Legende von der Bezahlbarkeit.
Bei Testfahrten auf abgesperrter Strecke erwies sich ohnehin ein anderer als heimlicher Superstar der GTI-Familie: der Polo. Wie schon das Standardmodell verfügt er auf Wunsch über die praktisch gleiche Ausstattung wie der Golf – zum Beispiel das super hochauflösende Display, die zahlreichen Fahrassistenten und ein Doppelkupplungsgetriebe –, bleibt aber mit etwas weniger Gewicht und geringeren Ausmaßen näher an der ursprünglichen GTI-Idee. Die 200 PS haben mit dem Auto leichtes Spiel und vermitteln ein Go-Kart-artiges Fahrgefühl. Dazu entwickelt der Kleine einen ausgewachsenen, rotzfrechen Motorsound. So macht GTI-Räubern Spaß. Objektiv „braucht“den Golf nur noch, wer häufiger Fondpassagiere mit auf die flotte Reise nimmt. Und natürlich sind die 245 PS des großen Bruders ein Wort – und ein Golf ist ein Golf.
In allen GTI-Modellen wird die Kraft ausschließlich auf die Vorderräder übertragen. Allrad ist leider den Sportskameraden der KonzernSchwester Audi vorbehalten. An sich ist der Frontantrieb für Sportfahrer immer die ungünstigste Wahl. VW schafft es aber, unerwünschte Auswirkungen auf die Lenkung sowie den Schlupf minimal zu halten. Im Golf GTI arbeitet zudem eine Vorderachse-Quersperre, die gerade in schnellen Kurven noch mehr Grip bringt.
Alle Mitglieder der GTI-Familie warten mit netten Details wie roten Ziernähten, Sitzbezügen mit KaroMuster und Sportlenkrädern auf. Bedeutsamer sind freilich die geschärften Turbo-Triebwerke, die direktere Lenkung und das straffere Fahrwerk. Diese Komponenten verfehlen ihre Wirkung nicht. Für die ganz Ambitionierten sind zudem spezielle Reifen im Angebot. Und wer dann immer noch nicht genug (und ungefähr 120000 Euro übrig) hat, kann sich dem KundensportProgramm von VW widmen: Für die Rennstrecke – und nur für die – schicken die Wolfsburger den rassigen Golf GTI TCR an den Start. Er zeigt mit 350 PS, wie viel Potenzial im Mythos GTI noch steckt.