Koenigsbrunner Zeitung

Als die Welt nach München kam

100 Jahre Freistaat Der Umzug des Flughafens Riem ins Erdinger Moos ging vor 26 Jahren in die Geschichte ein. So lief die logistisch­e Meisterlei­stung ab

- VON ANDREA KÜMPFBECK

München

Am Ende drängelte sich eine Maschine der Charterflu­ggesellsch­aft Aero Lloyd vor. Sie hatte auf dem Weg von Izmir nach München entweder einen guten Jetstream erwischt – oder tüchtig Gas gegeben. Denn eigentlich war die erste Landung auf dem neuen Münchner Flughafen im Erdinger Moos genauso generalsta­bsmäßig geplant wie der gesamte Umzug des Airports. Mit einer spektakulä­ren Doppelland­ung der Lufthansa-Maschinen „Erding“und „Freising“auf beiden Startbahne­n sollte der Flughafen „Franz Josef Strauß“offiziell in Betrieb gehen. Doch der Urlauber-Jet aus der Türkei setzte fünf Minuten früher auf – um 4.55 Uhr. Und in MünchenRie­m – immerhin 52 Jahre lang Verkehrsfl­ughafen und einst modernster Airport Europas – gingen die Lichter aus.

Es war der größte Umzug der europäisch­en Fluggeschi­chte, als in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1992 ein ganzer Flughafen durch München wanderte. 16 Stunden lang und 40 Kilometer weit waren 1600 Lastwagen und Schwertran­sporter, 5000 Helfer und 80 Speditione­n unterwegs, um Gepäckwage­n, Fluggasttr­eppen, Schlepper und hunderte von Kartons umzuziehen. Der neue Flughafen MUC II hatte über acht Milliarden Mark gekostet – da konnte man nicht auch noch alles neu kaufen. Manche der Gegenständ­e sind übrigens heute noch in Betrieb.

Es klappte alles wie am Schnürchen, Umzug und Inbetriebn­ahme waren logistisch­e Meisterlei­stungen. Dafür werden die Münchner noch heute von anderen Flughäfen angerufen und um Rat gefragt – wie kürzlich aus Bangkok. „Die 16 heißen Stunden“, schrieb unser Korrespond­ent damals, „waren für die Beobachter kaum aufregende­r als der Umzug von Nachbar Müller ins Eigenheim mit Gärtchen“. Und: „Das war das wohl fadeste Großereign­is des Jahrhunder­ts.“

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