Nächster Halt: Doppelvereinsheim
In Klosterlechfeld richtet Gemeinde das alte Empfangsgebäude für die Faschingsgarde und die Steinheber her / Serie (3)
Klosterlechfeld Ein Bahnhof ist ein zentraler Ort. So auch in Klosterlechfeld. So zentral, dass die Gemeinde direkt daneben ein Bürgerhaus mit Saal bauen wollte. Doch das Lärmschutzrecht ließ es nicht zu. „Nach 22 Uhr eine Autotür zu öffnen fällt bereits unter Belästigung des Nachbarn hinsichtlich des Schallschutzes“, kommentierte enttäuscht der Augsburger Architekt
Thomas Glogger das Scheitern.
Doch zum Glück hat die Gemeinde, die heuer ihr 200. Jubiläum feiert, wenigstens die Erlaubnis für ein zweites zentrales Projekt für ihre Bürger bekommen: den Umbau des Bahnhofs in ein Vereinsheim. Und das sogar für gleich zwei Vereine. Wenn alles fertig ist, kann die Faschingsgesellschaft Lecharia im Obergeschoss auf dem Schwingboden ihre Tanzschritte üben. Früher befanden sich dort zwei Wohneinheiten für die Bahnhofsvorsteher. Im Erdgeschoss, wo ehedem Schalterhalle und Stellwerk untergebracht waren, können dann die Steinheber ihrem Sport nachgehen. Derzeit heben dort Menschen Steine, die das von Berufs wegen tun: Die Sanierung des über 100 Jahre alten Gebäudes ist in vollem Gange. Gut 1,7 Millionen Euro sind veranschlagt. Vor allem zwei Argumente sprachen für das Projekt, das die Kommune durch den Kauf des Bahnhofs in Angriff nehmen konnte: die Instandsetzung eines historischen, denkmalgeschützten Gebäudes sowie die Revitalisierung des Ortskernes.
Brigitte Holzer, 68, Ehrenpräsidentin des Faschingsvereins Lecharia, kann es kaum erwarten: „Wir warten sehnsüchtig, aber wir hoffen jetzt schon seit drei Jahren darauf, das etwas vorwärtsgeht.“Derzeit übt der Verein seine Tanzschritte abwechselnd auf den harten Steinböden des TSV-Heims oder im Feuerwehrhaus: „Bis die Faschingssaison beginnt, häufen sich deshalb immer die Knöchel- und Knieprobleme.“Neben schonenderen Bodenbelägen freut sich der Verein auch auf Räumlichkeiten für ihre vielen bunten Kostüme. Die werden derzeit noch notgedrungen in Containern oder daheim gelagert.
Nicht anders geht es Michael Riedl vom Steinheberverein. Die ungewöhnliche Sportart findet erstaunlich viele Anhänger. Durch die steigenden Mitgliederzahlen war man schon lange auf der Suche nach mehr Platz. Derzeit übt sich der Nachwuchs noch in einem kleinen Trainingsraum im Keller der Schule, doch der Bahnhof an der Strecke Augsburg–Landsberg soll nach der Sanierung eine deutlich einladendere Alternative sein. Zumal die Architekten im alten Empfangsgebäude auch Duschen eingeplant haben. Das Doppelvereinsheim wird den Mitgliedern beider Vereine nicht nur in Sachen Unterkunft dienen, sondern auch eine bequeme Anreise ermöglichen: Die Mitglieder kommen nicht nur aus Klosterlechfeld selbst, sondern auch aus Landsberg und der Augsburger Region. Aus dem Zug aussteigen und schon mit einem Bein im Vereinsheim stehen, erscheint superpraktisch. Noch aber ist Geduld gefragt. Weil die Ausschreibung für das Projekt schon 2013 stattfand, sind viele skeptisch geworden: „Wann es so weit ist, weiß keiner“, meint Riedl vom Steinheberverein, der jedes Jahr im Festzelt den großen Steinheber-Cup ausrichtet – und zwar am kommenden Pfingstwochenende. Thomas Glogger vom Büro 3+Architekten aber wird jetzt schon konkret: „Im Frühjahr 2019 ist das Vereinshaus bezugsfertig.“
In unserer Serie „Bahnhofsge schichten“stellen wir den Wandel alter Empfangsgebäude in der Region vor. Die Beiträge erscheinen in loser Folge etwa im Wochenrhythmus.