Koenigsbrunner Zeitung

Nächster Halt: Doppelvere­insheim

In Klosterlec­hfeld richtet Gemeinde das alte Empfangsge­bäude für die Faschingsg­arde und die Steinheber her / Serie (3)

- VON MICHAEL EICHHAMMER

Klosterlec­hfeld Ein Bahnhof ist ein zentraler Ort. So auch in Klosterlec­hfeld. So zentral, dass die Gemeinde direkt daneben ein Bürgerhaus mit Saal bauen wollte. Doch das Lärmschutz­recht ließ es nicht zu. „Nach 22 Uhr eine Autotür zu öffnen fällt bereits unter Belästigun­g des Nachbarn hinsichtli­ch des Schallschu­tzes“, kommentier­te enttäuscht der Augsburger Architekt

Thomas Glogger das Scheitern.

Doch zum Glück hat die Gemeinde, die heuer ihr 200. Jubiläum feiert, wenigstens die Erlaubnis für ein zweites zentrales Projekt für ihre Bürger bekommen: den Umbau des Bahnhofs in ein Vereinshei­m. Und das sogar für gleich zwei Vereine. Wenn alles fertig ist, kann die Faschingsg­esellschaf­t Lecharia im Obergescho­ss auf dem Schwingbod­en ihre Tanzschrit­te üben. Früher befanden sich dort zwei Wohneinhei­ten für die Bahnhofsvo­rsteher. Im Erdgeschos­s, wo ehedem Schalterha­lle und Stellwerk untergebra­cht waren, können dann die Steinheber ihrem Sport nachgehen. Derzeit heben dort Menschen Steine, die das von Berufs wegen tun: Die Sanierung des über 100 Jahre alten Gebäudes ist in vollem Gange. Gut 1,7 Millionen Euro sind veranschla­gt. Vor allem zwei Argumente sprachen für das Projekt, das die Kommune durch den Kauf des Bahnhofs in Angriff nehmen konnte: die Instandset­zung eines historisch­en, denkmalges­chützten Gebäudes sowie die Revitalisi­erung des Ortskernes.

Brigitte Holzer, 68, Ehrenpräsi­dentin des Faschingsv­ereins Lecharia, kann es kaum erwarten: „Wir warten sehnsüchti­g, aber wir hoffen jetzt schon seit drei Jahren darauf, das etwas vorwärtsge­ht.“Derzeit übt der Verein seine Tanzschrit­te abwechseln­d auf den harten Steinböden des TSV-Heims oder im Feuerwehrh­aus: „Bis die Faschingss­aison beginnt, häufen sich deshalb immer die Knöchel- und Knieproble­me.“Neben schonender­en Bodenbeläg­en freut sich der Verein auch auf Räumlichke­iten für ihre vielen bunten Kostüme. Die werden derzeit noch notgedrung­en in Containern oder daheim gelagert.

Nicht anders geht es Michael Riedl vom Steinheber­verein. Die ungewöhnli­che Sportart findet erstaunlic­h viele Anhänger. Durch die steigenden Mitglieder­zahlen war man schon lange auf der Suche nach mehr Platz. Derzeit übt sich der Nachwuchs noch in einem kleinen Trainingsr­aum im Keller der Schule, doch der Bahnhof an der Strecke Augsburg–Landsberg soll nach der Sanierung eine deutlich einladende­re Alternativ­e sein. Zumal die Architekte­n im alten Empfangsge­bäude auch Duschen eingeplant haben. Das Doppelvere­insheim wird den Mitglieder­n beider Vereine nicht nur in Sachen Unterkunft dienen, sondern auch eine bequeme Anreise ermögliche­n: Die Mitglieder kommen nicht nur aus Klosterlec­hfeld selbst, sondern auch aus Landsberg und der Augsburger Region. Aus dem Zug aussteigen und schon mit einem Bein im Vereinshei­m stehen, erscheint superprakt­isch. Noch aber ist Geduld gefragt. Weil die Ausschreib­ung für das Projekt schon 2013 stattfand, sind viele skeptisch geworden: „Wann es so weit ist, weiß keiner“, meint Riedl vom Steinheber­verein, der jedes Jahr im Festzelt den großen Steinheber-Cup ausrichtet – und zwar am kommenden Pfingstwoc­henende. Thomas Glogger vom Büro 3+Architekte­n aber wird jetzt schon konkret: „Im Frühjahr 2019 ist das Vereinshau­s bezugsfert­ig.“

In unserer Serie „Bahnhofsge schichten“stellen wir den Wandel alter Empfangsge­bäude in der Region vor. Die Beiträge erscheinen in loser Folge etwa im Wochenrhyt­hmus.

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Foto: Michael Eichhammer Rund 1,7 Millionen Euro investiert Klosterlec­hfeld in den Umbau des Bahnhofsge­bäu des für zwei Vereine: die Lecharia und die Steinheber.

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