Koenigsbrunner Zeitung

Studentin und Mutter – wie geht das?

Nur wenige angehende Akademiker trauen sich die Doppelbela­stung mit Studium und Kindern zu. Lilia Kraft ist eine von ihnen. Wie sie mit ihrem Töchterche­n über die Runden kommt

- VON EVA MARIA KNAB

Lilia Kraft liebt ihr Töchterche­n Sophia. Aber sie will nicht nur Mutter sein. Sie will auch im Job Erfolg haben. Die Software-Entwickler­in studiert an der Hochschule Augsburg, um ihren Master in Informatik zu machen. Mit diesem Abschluss in der Tasche möchte sie beruflich weiterkomm­en. Allerdings ist es für die 38-Jährige nicht einfach, allen Anforderun­gen gerecht zu werden – als Studentin und als Mutter. „Das ist nur mit Hilfe zu schaffen“, sagt sie. Bekommt sie genug an der Hochschule? Und was hat sich getan?

Viele junge Leute in Deutschlan­d scheinen sich die schwierige Doppelroll­e als studierend­e Eltern gar nicht erst zuzutrauen. Bundesweit haben nur rund fünf Prozent der Studentinn­en und Studenten Kinder. Das ergibt sich aus den Sozialerhe­bungen des Deutschen Studentenw­erks. An der Hochschule Augsburg mit 6000 Studenten ist der Anteil noch geringer. „Wir gehen momentan davon aus, dass wohl zwei Prozent unserer Studierend­en mit Kind studieren“, sagt Celestine Krämer vom Hochschuls­ervice für Familie. Eine exakte Erhebung sei aus Datenschut­zgründen nicht möglich.

Celestine Krämer weiß aber sehr genau, welche Probleme studierend­e Eltern sehr häufig haben. In den Beratungen zeigt sich, dass eine nicht unerheblic­he Zahl der Studierend­en alleinerzi­ehend sind. „Die Organisati­on und Durchführu­ng des Studiums wird dadurch teilweise erschwert“, sagt sie. Und weiter: „Was wir sagen können, ist, dass die Anzahl der Beratungsg­espräche und die Beantragun­g von Urlaubssem­estern in letzter Zeit gestiegen ist.“

Informatik­erin Lilia Kraft erzählt, wie schwierig es sein kann, den Studienall­tag so zu organisier­en, dass ihr Töchterche­n Sophia, 2, nicht zu kurz kommt. Als sie im Frühjahr 2017 einen Studienpla­tz an der Hochschule bekam, musste ihre Schwiegerm­utter extra nach Augsburg kommen und bei der Kinderbetr­euung einspringe­n. Denn Lilia Krafts Ehemann ist in Schichtarb­eit beschäftig­t. Er kann sich auch nicht immer um sein Töchterche­n kümmern.

Das Problem der Kinderbetr­euung ist nun aber gelöst, seit Sophia einen Krippenpla­tz im „Kindernest“an der Hochschule bekam. Die Krippe im Brunnenlec­hgäßchen gibt es mittlerwei­le seit zehn Jahren, der Verein der Elterninit­iative Kindernest, der dahinterst­eht, existiert 35 Jahren. Kürzlich wurde Jubiläum gefeiert. Hochschulk­anzlerin Tatjana Dörfler spricht von einer Erfolgsges­chichte mit engagierte­n Eltern und einem profession­ellen Leitungste­am. Durch die Nähe zum Campus werde das Angebot gut angenommen. Die Hochschule Augsburg hat eine enge Kooperatio­n mit dem Kindernest. Studierend­e und Beschäftig­te bekommen für ihre Kinder im Krippenalt­er bevorzugt einen Krippenpla­tz.

Inzwischen hat sich die Hochschule aber noch mit weiteren Angeboten auf Studenten mit Kindern eingestell­t. „Kurz vor der Prüfungsze­it bieten wir Lernsamsta­ge an“, sagt Celestine Krämer. Die Kinder der Studierend­en werden dann kostenlos in den Räumen des Kindernest­es betreut. In dieser Zeit können die Eltern in aller Ruhe lernen und sich ganz auf ihre Prüfung konzentrie­ren. Auf dem Campus gibt es auch zwei voll eingericht­ete ElternKind-Räume. Studenten können sich mit ihrem Nachwuchs dorthin zurückzieh­en und lernen, oder auch gemeinsam mit anderen Eltern einen Babysitter organisier­en.

Studierend­e mit Kind können außerdem einen Sonderpark­ausweis Ihnen steht dann immer ein Parkplatz zur Verfügung, um das Kind, den Kinderwage­n und sonstige Kinderauss­tattung schnell und praktisch auf den Campus zu bringen. Auch die Beratung von Studierend­en mit Kind oder in der Schwangers­chaft wurde in den vergangene­n Jahren ausgebaut. Es gibt einige neue Projekte. „Aktuell erarbeiten wir beispielsw­eise ein Programm, wie wir Studierend­e mit Kind bei einem geplanten Auslandsau­fenthalt unterstütz­en können“, sagt die Beraterin.

Laut Celestine Krämer liegt die große Herausford­erung jedoch darin, dass die Hochschule mit ihrem Betreuungs­angebot auch auf spontane Entwicklun­gen reagieren kann. „Ein Kurs wird beispielsw­eise kurzfristi­g verlegt, was zur Folge hat, dass plötzlich die Betreuung des Kindes wegbricht“, sagt sie. Bei diesem schwierige­n Thema gibt es noch einiges zu tun. „Mit einer NotfallBet­reuungsmög­lichkeit könnten wir auf solche Vorfälle reagieren, und daran arbeiten wir.“

Für Informatik­erin Lilia Kraft ist der Ganztagesp­latz für ihr Töchterche­n Sophia im Kindernest das A und O. „Sonst hätte ich das Masterseit studium nicht machen können.“Ganz wichtig ist der 38-Jährigen aber auch, dass sie kein schlechtes Gewissen als Mutter haben muss.

„Zu Hause kann ich Sophia gar nicht so viel Abwechslun­g bieten, wie es das Kindernest mit einem großen Garten und den vielen Spielkamer­aden kann“, hat sie mit Erbeantrag­en. leichterun­g festgestel­lt. Denn, wie gesagt, Lilia Kraft liebt ihre Tochter. Sie war ein Wunschkind. Die Informatik­erin sagt aber auch: „Ich will meinen Beruf nicht wegen Kindern aufgeben.“Sie ist fest entschloss­en, den schwierige­n Spagat als Studentin und Mutter zu schaffen. »Meinung

Die Schwiegerm­ama musste einspringe­n

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Lilia Kraft ist fest entschloss­en, den schwierige­n Spagat als Studentin und Mutter zu schaffen. Dabei kann sie auf viele Unterstütz­ungsangebo­te der Hochschule bauen. Auch an der Universitä­t hat sich viel getan.
Foto: Annette Zoepf Lilia Kraft ist fest entschloss­en, den schwierige­n Spagat als Studentin und Mutter zu schaffen. Dabei kann sie auf viele Unterstütz­ungsangebo­te der Hochschule bauen. Auch an der Universitä­t hat sich viel getan.

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