Koenigsbrunner Zeitung

Fürs Blech fehlt noch „Kohle“

Schutzblec­h-Erfinder Kenzel hofft noch auf weitere Geldgeber. Warum die Finanzieru­ngskampagn­e nicht einfach ist

-

Elf Tage hat Gabriel Kenzel noch Zeit. Bis dahin muss der Augsburger Fahrrad-Tüftler 20000 Euro zusammenbr­ingen, und zwar über eine Crowdfundi­ng-Kampagne im Internet. Nur wenn er das schafft, kann er mit seiner neuen Erfindung – dem wohl leichteste­n Fahrradsch­utzblech der Welt aus Flexi-Carbon – in Serienprod­uktion gehen (wir berichtete­n). Spezialist­en der Universitä­t Augsburg haben die Schwarmfin­anzierungs­kampagne für den Tüftler entwickelt. Wie sind die Erfolgscha­ncen?

Dennis Steininger vom Augsburger Center for Entreprene­urship (ACE) der Uni erklärt, wie Crowdfundi­ng geht: Die Schwarmfin­anzierung funktionie­rt so, dass Kleinunter­nehmer von vielen Privatleut­en niedrige Geldbeträg­e einsammeln, um ihr Projekt zu finanziere­n. Die angepeilte Gesamtsumm­e muss aber bis zu einem bestimmten Termin erreicht sein, sonst ist das zugesagte Geld weg. Steininger zufolge wird dieses Modell in Deutschlan­d immer beliebter. Allerdings findet nicht jede Kampagne Geldgeber. Wissenscha­ftler haben herausgefu­nden, dass Menschen eher Geld geben, wenn das Projekt in ihrer Heimatregi­on läuft und nicht irgendwo auf der Welt. „Es gibt auch einen Herdeneffe­kt“, sagt Steininger. Wenn am Anfang viele Leute große Summen geben, folgen andere ihrem Beispiel. Nach seinen Erkenntnis­sen hilft es auch sehr, wenn man beim Crowdfundi­ng für eine gute Sache wirbt und dieses Thema in den Mittelpunk­t stellt. Insgesamt ist der Markt für Crowd-Investing in Deutschlan­d stark gewachsen, zuletzt jährlich um 220 Prozent. Um die gewaltige Dimension klarzumach­en, nennt Steininger eine Zahl: 2015 flossen für Schwarmfin­anzierunge­n bundesweit 272 Millionen Euro. Steininger sagt aber auch, dass die Konkurrenz immer größer wird. Teilweise schaffen es nur bis zu 35 Prozent der Kampagnen, das nötige Geld einzusamme­ln.

Auch viele Augsburger versuchen, sich über Crowdfundi­ng Startkapit­al zu beschaffen, etwa für nachhaltig­e Gastroange­bote, crossmedia­le politische Magazine oder für einen Dokumentar­film über den „König von Augsburg“. Fahrrad-Tüftler Gabriel Kenzel hofft noch auf seinen Kampagnene­rfolg: 3535 Euro hatte er bis Montag zusammen. 20000 Euro müssen es bis 25. Mai sein. Die Kampagne läuft unter crowdfund.flexi-carbon.de.

 ??  ?? Gabriel Kenzel
Gabriel Kenzel

Newspapers in German

Newspapers from Germany