Augsburg hat ab September ein Staatstheater
Der Freistaat steigt in der nächsten Spielzeit ein. Wie das Modell aussehen könnte und was der Stadt wichtig ist
Im September beginnt die zweite Spielzeit von Theaterintendant André Bücker. Diesen Dienstag stellt er vor Medien und Kommunalpolitikern seinen Spielplan für die neue Saison vor. Doch obwohl er für ein städtisches Theater erarbeitet wurde, wird er wohl für ein Staatstheater dienen müssen.
Wie am Montag spätabends nach einer Sitzung des Koalitionsausschusses durchsickerte, wird das Augsburger Dreispartenhaus noch in diesem Jahr zum Staatstheater erhoben. Wahrscheinlich ist, dass der neue Status dann mit dem Spielzeitstart im September Realität wird.
Wie berichtet, hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im April überraschend verkündet, dass das Augsburger Haus hochgestuft werden soll. Seitdem liefen die Verhandlungen zwischen Freistaat und Stadt. Nun wurde nach
ein Eckpunktepapier erarbeitet, in dem die Rahmenbedingungen festgehalten sind. Die Mitglieder des Koalitionsausschusses nahmen es am Abend „wohlwollend“zur Kenntnis.
Über den Inhalt des Papiers war am Montag wenig in Erfahrung zu bringen. Schon in den vergangenen Tagen war in gut informierten Kreisen aber spekuliert worden, dass Augsburg wohl auf eine ähnliche Lösung wie Nürnberg hoffen könne. Das dortige kommunale Theater wurde ebenfalls zum Staatstheater ernannt, seitdem wird es als Stiftung geführt. Die Trägerschaft – und damit auch die Ausgaben – „teilen“sich Stadt und Freistaat zu gleichen Teilen.
Ob das Augsburger Haus der Stadt bei einer solchen Lösung am Ende billiger käme, ist fraglich. Die Gagen sind an einem Staatstheater in der Regel höher als an einem städtischen Haus. Zu beantworten wäre auch die Frage, ob das Orchester mit derzeit 72 Musikern zum sogenannten A-Orchester wird, wie es die meisten Staatstheater haben. Dann gäbe es mehr Musiker – und höhere Lohnkosten.
Ein Thema in den Gesprächen mit dem Freistaat war offenbar, inwieweit die Stadt noch bei der Besetzung der Intendantenstelle mitreden darf. Auch andere Punkte wurden angesprochen. Augsburg, hört man, wolle sein Mitspracherecht auch inhaltlich nicht komplett aufgeben.
Wie sich die Verstaatlichung auf die Sanierung auswirkt, dazu war am Montag nichts in Erfahrung zu bringen. Ob sich an der Finanzierung des knapp 200-Millionen-Projektes etwas ändert, wird sich zeigen. Aktuell beteiligt sich der Freistaat mit rund 100 Millionen. Eventuell könnte er sein Engagement in Augsburg aber erhöhen.
Augsburg wird das fünfte Staatstheater Bayerns. Die Bayerische Staatsoper samt Staatsballett, das Bayerische Staatsschauspiel und das Staatstheater am Gärtnerplatz sind bereits unter der Trägerschaft des Freistaats. Nürnberg wurde 2005 zum Staatstheater. »Kommentar