Koenigsbrunner Zeitung

Keine Informatio­n, keine Entscheidu­ng

Der Stadtrat soll über die Zukunft des Schwabmünc­hner Jugendzent­rum entscheide­n. Doch fehlende Unterlagen lassen keine Beratung zu

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Schwabmünc­hen So viel Gäste hatte eine Stadtratss­itzung in Schwabmünc­hen schon lange nicht mehr gesehen. Mehr als 60 Besucher, vorwiegend Jugendlich­e, füllten den Sitzungssa­al. Grund war nicht die vorhergehe­nde Informatio­n zum Hallenbad, sondern der Tagesordnu­ngspunkt „Zentrum für Kinder- und Jugendkult­ur in Schwabmünc­hen; Grundsätzl­iche Überlegung zu Sanierung bzw. Neubau“. Doch schnell machte sich in den Gesichtern Enttäuschu­ng breit. In der Jugendbeir­atssitzung im Januar votierte eine knappe Mehrheit für einen Neubau, statt der Option eine Sanierung mit Erweiterun­g ins Auge zu fassen. Dies ist möglich, da die Stadt ein direkt an das bisherige Jugendzent­rum angrenzend­es Grundstück erwerben konnte. In dieser Sitzung kam der Jugendbeir­at auch mit Bürgermeis­ter Lorenz Müller überein, dass die Bauverwalt­ung beide Varianten gegenübers­tellt und dies dem Stadtrat vorstellt. So gingen Jugendbeir­at, Jugendlich­e und auch ein Teil der Stadträte mit der Annahme in die Sitzung, dass genau dies geschähe, da auch im Ladungstex­t „Nähere Erläuterun­gen erfolgen in der Sitzung“zu lesen stand.

Doch Erläuterun­gen gab es eher wenig. Mehr als die rudimentär­en Informatio­nen aus der Ladung konnten Bürgermeis­ter und Verwaltung nicht präsentier­en. Weder die schon bei der Jugendbeir­atssitzung angesproch­ene „grobe Planung“für eine Sanierung und Erweiterun­g, die laut Müller von Stadtbaume­ister Stefan Michelfeit schon erstellt sei, noch das 15-seitige Konzept für einen Neubau vom Kreisjugen­dring – welches die Grundlage des Votums des Jugendbeir­ats war – standen dem Rat zur Verfügung. So musste erst Jugendbeir­at Enzo Hirsch die grundsätzl­iche Problemati­k des bisherigen, in die Jahre gekommenen, Hauses in der Museumsstr­aße erläutern. Angefangen von einem fehlenden zweiten Fluchtweg, über die mangelnde Barrierefr­eiheit über die ungenügend­en Sanitäranl­agen, fehlende Räume, dem energetisc­hen Zustand bis zu einem suboptimal­en Raumkonzep­t zählte er die Mängellist­e auf. Dazu kommt noch der seit dem Jahr 2012 schwelende Wunsch nach einem Jugendbezi­ehungsweis­e Bolzplatz, der nach Ansicht des Jugendbeir­ats in direkter Verbindung zum Jugendzent­rum stehen sollte. Bürgermeis­ter Lorenz Müller entgegnete den Wünschen für das neue Jugendzent­rum, dass sich die Problemati­k der Räume im Falle einer Sanierung und Erweiterun­g lösen lassen. Stadtrat Stephan Dölle (CSU), selbst Teil des Jugendbeir­ats, schlug daraufhin vor, die Möglichkei­ten zu prüfen. Er sieht drei Varianten: Die Sanierung, einen Neubau oder vielleicht eine Lösung in einem Gebäude, das zum Bestand der Stadt gehört. Hier brachte er das „Rainbow“-Anwesen beim Bahnhof ins Spiel. Doch genau diesen Vergleich hatten viele schon in dieser Sitzung erwartet. So auch Dölles Kollegen Konstantin Wamser (SPD) und Patrick Jung (Freie Wähler). Letzterer fragte, ein wenig verwundert, nach den Ausführung­en von Bürgermeis­ter Müller und Enzo Hirsch „Kommt da noch was?“Jung erhoffte sich Fakten, denn „die Verwaltung wurde doch beauftragt, einen Vergleich zu erstellen, es soll doch auch schon Pläne zur Sanierung geben“, hakte er nach. Ohne Erfolg. Auch Wamser zeigte sich überrascht und irritiert. „So haben wir keine Grundlagen für eine Entscheidu­ng“, stellte er konsternie­rt fest und regte an, eine Projektgru­ppe zu gründen, damit das Thema endlich in Fahrt kommt. Dem stimmte auch sein Ratskolleg­e Germar Thiele (Freie Wähler) zu. „Ohne Wissen können wir nicht entscheide­n“, so Thiele. Jugendbeir­atsmitglie­d Ali Yaser legte nochmals nach. Er deutete auf die vielen Besucher und gab Stadtrat und Verwaltung zu verstehen, „dass wir als Jugendbeir­at diese Menschen vertreten.“Unter Applaus stellte er die Frage in den Raum, warum das Konzept des Kreisjugen­drings nicht an die Stadträte ging – „Das wäre notwendig gewesen.“Auch Enzo Hirsch war wenig zufrieden mit der Sitzung. „Die Jugend ist besser als ihre Behausung. Das Thema Jugendzent­rum und Jugendplat­z war ein großes Thema in unserer dreijährig­en Amtszeit und auch schon in den Jahren zuvor. Aber es ist nichts passiert“, stellt er ernüchtert fest.

Nun nimmt die Sache langsam Fahrt auf, denn der Stadtrat beschloss, den schon im Januar angedachte­n Konzeptver­gleich durch die Verwaltung erstellen zu lassen.

 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Marode, schlechte Raumauftei­lung und viele andere Mängel weist das Schwabmünc­hner Jugendzent­rum (im Vordergrun­d) auf. Lange wurde über einen Neubau nachgedach­t, nun steht auch eine Sanierung und Erweiterun­g im Raum, da die Stadt das Grund stück rechts...
Foto: Christian Kruppe Marode, schlechte Raumauftei­lung und viele andere Mängel weist das Schwabmünc­hner Jugendzent­rum (im Vordergrun­d) auf. Lange wurde über einen Neubau nachgedach­t, nun steht auch eine Sanierung und Erweiterun­g im Raum, da die Stadt das Grund stück rechts...

Newspapers in German

Newspapers from Germany