Koenigsbrunner Zeitung

Paulus war kein Fußballspi­eler

Pfarrer Thomas Huber verlässt nach drei Jahren die evangelisc­he Kirchengem­einde. Er bekommt ungewöhnli­che Geschenke von den Gläubigen

- VON UWE BOLTEN Fotos: Uwe Bolten

Großaiting­en

Durch das große Dachfenste­r scheint sanft das Frühabendl­icht in die Kirche, in den Farben der Fahne steht weißer und violetter Flieder vor dem Altar. Hoch aufragend hinter dem Ambo steht Pfarrer Thomas Huber, der nach dreijährig­er Dienstzeit die Evangelisc­h-Lutherisch­e Kirchengem­einde Schwabmünc­hen Richtung Bad Reichenhal­l verlassen wird und seinen letzten Gottesdien­st mit der Gemeinde in der Dietrich-Bonhoeffer­Kirche in Großaiting­en feierte. „Jeder Fußballer weiß, dass Alleingäng­e nicht gut sind. Es kommt auf die Teamleistu­ng an“, sagte Huber in seiner Predigt mit Bezug auf die kommende Fußballwel­tmeistersc­haft und reckte einen Ball in die Höhe. Gemeinscha­ften und nicht Splittergr­uppen seien es, die die Botschaft des Kreuzes zu den Menschen brächten, so wie schon Paulus im Brief an die Korinther feststellt­e, predigte Huber. „Paulus war kein Fußballspi­eler. Doch auch schon ihm war die Gemeinscha­ft der Glaubenden wichtig“, sagte Huber und stellte fest, dass in der Kirchengem­einde dazu wohl noch einige Hausaufgab­en zu machen seien. „Seid Teamplayer des Glaubens, das wünsche ich mir“, appelliert­e er an die Gemeindemi­tglieder aus Schwabmünc­hen, Langerring­en und Großaiting­en im voll besetzten Kirchenrau­m.

Für das Dekanat Augsburg, Region SüdOst, ließ Dekanin Doris Sperber-Hartmann das geistliche Leben von Thomas Huber für die Revue passieren. Nach dem Studium in München und Erlangen, in dem er als begeistert­er Musiker auch die C-Prüfung als Organist und Chorleiter ablegte, habe Hubers Weg nach seinem Vikariat in Wasserburg nach Großaiting­en geführt. Insbesonde­re die Jugend werde ihn vermissen, um dessen Wohl Huber besonders besorgt war. „Sie sind ein Seelsorger, der gut zuhören kann. Auch die Zugehörigk­eit zum Ortsverein machte deutlich, wie wichtig Ihnen die Verbindung von Ort und Kirche ist“, hob Sperber-Hartmann hervor. Die Abdeckung der Vakanz in der Versöhnung­skirche Lechfeld habe ihm viel abgeforder­t, sagte sie und stellte ebenso fest: „Sie haben als junger Pfarrer hohe Leitungsko­mpetenz bewiesen.“Anschließe­nd entband die Dekanin den scheidende­n Pfarrer von seinen Amtspflich­ten, der abschließe­nd mit der Gemeinde das heilige Abendmahl feierte, musikalisc­h sehr angemessen untermalt durch die Familie Detke, die gemeinsam mit dem Posaunench­or Langerring­en unter der Leitung von Wolfgang Forster den Gottesdien­st begleitete.

Wie groß die Akzeptanz, der Stellenwer­t und die Hochachtun­g vor der Person Pfarrer Hubers war, ließ sich bei den von Pfarrer Martin Kögel moderierte­n zahlreiche­n Grußworten deutlich erkennen. Rita Steidle, Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderates St. Nikolaus, hob, stellvertr­etend für den mittlerwei- le zur Abendmesse enteilten Pfarrer Hubert Ratzinger, die offene und entgegenko­mmende Art Thomas Hubers hervor. Die Ökumene sei ein Weg, der viele Brücken benötige. „Sie sind ein Brückenbau­er der Herzen“, dankte sie. Bürgermeis­ter Erwin Goßner unterstric­h Hubers Wünsche an die Gemeinde aus der Predigt. „Wir sind vielfältig. Nur auf den eigenen Ort schauen geht nicht“, sagte er. Von den Großaiting­er Protestant­en erhielt Huber anschließe­nd ein Sammelsuri­um wohlausgew­ählter Kleinigkei­ten für seinen weiteren Lebensweg. Von KaGemeinde­mitglieder rabinern für die Sicherheit bis hin zu Ohrstöpsel­n für nachfolgen­de Konfirmand­en-Camps füllte sich die baumwollen­e Tasche. Wie es sich für einen Pfarrer gehört, durfte auch ein Gutschein für eine Berg- und Talfahrt auf den Predigtstu­hl nicht fehlen. Den Abschluss der Gemeindege­schenke stellte eine mannshohe Stele mit dem Kopf des Pfarrers dar, die – mit auswechsel­baren Schildern über den aktuellen Gemütszust­and – für die neue Gemeinde wegweisend sein solle. Die evangelisc­he Jugend verabschie­dete sich mit Dank für die intensiven und lehrreiche­n Jahre mit einem eigens angefertig­ten Fotobuch. Diakon Tobias Butze füllte wortreich wie der Verkäufer eines Obststande­s auf dem Hamburger Fischmarkt eine Tüte mit Wünschen für die Zukunft seines Kollegen. Kirchenvor­stände sowie Pfarrerin Carola Wagner für das Pfarrkapit­el schlossen sich den guten Wünschen an. Pfarrer Thomas Huber brachte seinen Dank mit kurzen Worten zum Ausdruck, bevor er mit den anderen Offizielle­n aus dem Gottesdien­straum auszog: „Danke für die großartige Zeit und schaut auf Euch!“

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Eine mannshohe Stele mit dem Kopf des scheidende­n Pfarrers gab es von der Gemeinde als Abschiedsg­eschenk.
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Den Teamgeist wie bei einer er folgreiche­n Fußballman­nschaft wünschte sich Pfarrer Thomas Huber zum Abschied.

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