Mehr Konkurrenz oder ein Bankenkrieg?
Das Eindringen der Raiba Schwabmünchen wirft im Raum Bobingen Fragen auf. Vertreter der Genossenschaft tagen am Donnerstag. Danach will der Vorstand Antworten haben
Bobingen
Der Tag hat gestern für Hans-Jürgen Fröchtenicht denkbar schlecht begonnen. Erst erfährt der Sprecher des Raiffeisenvorstands in Bobingen bei der morgendlichen Zeitungslektüre, dass die Kollegen von der Raiba Schwabmünchen in sein Geschäftsgebiet eingebrochen sind und sich in Kleinaitingen und Oberottmarshausen mit Automaten und Schalterzeiten niederlassen, wo sich die Bobinger Banker gerade erst zurückgezogen haben. Und dann liegt im Büro auch schon ein Brief aus dem Rathaus auf dem Tisch.
Fröchtenicht möge erklären, so heißt es darin sinngemäß, wann seine Bank eine eigene Lösung für Straßberg und die Siedlung findet, um wieder für Kunden vor Ort zu sein. Denn auch dort hatte die Raiffeisenbank zum Jahresbeginn Automaten und Personal abgezogen.
Unausgesprochen steht seit gestern die Frage im Raum: Wird die Schwabmünchner Raiffeisenbank auch auf Bobinger Boden der örtlichen Raiba Konkurrenz machen? Wird es gar zum Bankenkrieg kommen? Stecken Fusionsabsichten dahinter? Spekulationen blühen in der Stadt und in sozialen Netzwerken.
Die einen sagen: Konkurrenz belebt das Geschäft, das könne nur gut für die Ortsteile sein. Andere zweifeln: Das Bankgeschäft sei insgesamt zu hart, die Kosten zu hoch und die Rendite in diesem anhaltenden Niedrigzinszeitalter zu gering, um alle Wünsche zu erfüllen. Die Schwabmünchner wollen vermutlich nur ihr Geschäftsgebiet auf dem Lechfeld abrunden und seien daher in eine Lücke vorgestoßen, die ihnen die Bobinger Kollegen öffneten.
Gegenüber unserer Zeitung hat der Raiba-Vorstand in Schwabmünchen jedenfalls auf Fragen bereits erklärt, er habe Straßberg und die Siedlung nicht im Auge.
Am Donnerstagabend ist turnusmäßig Vertreterversammlung der Bobinger Genossenschaftsbank. Dort wird Fröchtenicht etwas zu dem Vorgang in Oberottmarshausen und Kleinaitingen sagen müssen – wohl auch zum eigenen weiteren Vorgehen. Momentan, so sagten er und sein Vorstandskollege Albert Rott gestern, seien sie nicht in der Lage, den Vorgang öffentlich zu kommentieren. Das wolle der Vorstand nach der Vertreterversammlung tun.
Jedenfalls sei ein derartiges Eindringen von Raiffeisenkollegen einer benachbarten Genossenschaft für ihn ein in dieser Form einmaliger Vorgang, das kenne er aus 40 Jahren Berufserfahrung nicht, so Fröchtenicht. In einigen Tagen werde feststehen, wie die Raiffeisenbank Bobingen darauf reagiere.
Was Fröchtenicht schockiert, ist, dass niemand im Vorfeld mit ihm darüber gesprochen habe. Auch die Schwabmünchner Kollegen hätten ihm gegenüber vorab kein Wort daund rüber verloren. Der Raiba-Chef in Bobingen will die Kalkulation der Schwabmünchner Kollegen nicht bewerten, das sei alleine deren Sache. Die Ergebnisse der wirtschaftlichen Analyse seiner Genossenschaft seien jedenfalls eindeutig und lassen keine andere Deutung als die vor dem Jahreswechsel zu, als die Bank vier Filialschließungen ankündigte.
Wie damals berichtet, hatte Vorstand Fröchtenicht von Sicherung der Beratungsqualität und Existenzsicherung der Bank gesprochen, von den Folgen des Online-Bankings, der Mobilität der Kunden und des Einsatzes von Geld- und Kreditkarten, wo immer man sie brauche. Dennoch sei das Raiba-Filialnetz immer noch sehr viel engmaschiger als das anderer Banken. Aufsichtsrat Franz Stellinger sprach damals von einer Abstimmung durch Kundenbeine und begründete damit die Filialschließung und den Abzug von Automaten in Straßberg, Siedlung, Oberottmarshausen und Kleinaitingen.
Man habe die Gemeinden und die dortigen Kunden damit nie aufgegeben, betonte Fröchtenicht gestern.
Die Raiba Bobingen unterhält neben der Hauptstelle im Stadtkern Geschäftsstellen in Großaitingen, Wehringen und Inningen sowie einen Geldautomaten an der AralTankstelle in Bobingen.
Die Raiba Schwabmünchen betreibt neben ihrem Hauptsitz weitere Geschäftsstellen in Schwabegg, Konradshofen, Lagerlechfeld, Graben und Untermeitingen sowie SBAutomatenstationen in Klosterlechfeld und Obermeitingen. Im Herbst sollen in Kleinaitingen und Oberottmarshausen Geschäftszeiten und Automatenstationen hinzukommen.