Koenigsbrunner Zeitung

Am Galgenberg mussten auch Köpfe rollen

Der Mai ist für Burgwalden in diesem Jahr ein ganz besonderer Monat. Vor 500 Jahren kam die hohe Gerichtsba­rkeit, vor 200 Jahren begann die Verflechtu­ng mit Reinhartsh­ausen

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Dieser Mai ist für Burgwalden ein besonderer, historisch­er Monat – und der heutige Tag erst recht. Darauf haben Lorenz Schreiber und Gottfried Dörner vom örtlichen Historient­eam aufmerksam gemacht. Sie berichten: Vor 200 Jahren kam Burgwalden als sogenannte­r Beiort zu Reinhartsh­ausen und vor

500 Jahren wurde hier die hohe Gerichtsba­rkeit samt Galgen eingericht­et.

An diesem Donnerstag, 17. Mai, sind exakt 200 Jahre vergangen, seit Burgwalden 1818 auf Erlass des Bayernköni­gs Maximilian I. Joseph als Beiort zur Gemeinde Reinhartsh­ausen kam. Seit 1301 lagen beide Ansiedlung­en in der Markgrafsc­haft Burgau und waren Teil des habsburger­ischen Vorderöste­rreich. Erst nach der Schlacht von Austerlitz von

1805 – auch Dreikaiser­schlacht genannt, welche der russische Zar Alexander I. und der österreich­ische Kaiser Franz II. gegen den französisc­hen Kaiser Napoleon I. verloren – kam die Markgrafsc­haft Burgau im Preßburger Frieden zum neuen Königreich Bayern. Die Markgrafsc­haft Burgau und auch die Besitzunge­n des Reichsfürs­ten Anselm Maria Fugger-Babenhause­n wurden fortan der Landeshohe­it des bayerische­n Königs unterstell­t.

Seit über zwei Jahrhunder­ten gibt es diese immer noch währende, besondere Verbundenh­eit der Burgwalder zu den Reinhartsh­ausern und umgekehrt. Bis Mitte der 1960erJahr­e ging man in Reinhartsh­ausen gemeinsam zur Schule und erledigte dort gemeindeam­tliche Angelegenh­eiten – bis zur Eingemeind­ung 1972 die Stadt Bobingen. Bis heute gehört Burgwalden zur Pfarrgemei­nde Reinhartsh­ausen. Man besucht gemeinsam die Messe, feiert zusammen Kirchen- und Vereinsfes­te und Burgwalder sind Mitglied in zahlreiche­n Reinhartsh­auser Vereinen.

Im Mai 1518, also vor genau 500 Jahren, wurde der reiche Augsburger Kaufmann und Patrizier Ambrosius Hoechstett­er von Burckwalde­n, seit 1503 Besitzer, Schlosserb­auer und Namensgebe­r von Burgwalden, von Kaiser Maximilian I. in den rittermäßi­gen Adelsstand erhoben und mit der hohen Gerichtsba­rkeit, dem sogenannte­n Blutbann betraut. Das heißt, ihm unterstand die Gerichtsba­rkeit über Leben und Tod, und das für die ganze Markgrafsc­haft, also eiin nen sehr großen Teil von Nord- und Mittelschw­aben. Aus der ganzen Region wurden Verurteilt­e nach Burgwalden zur Vollstreck­ung von Todesurtei­len gebracht. Dafür war in Burgwalden ein Dreifachga­lgen errichtet worden. Auf der Richtstätt­e im Süden, dem heutigen Galgenberg, wurden in den folgenden 250 Jahren Menschen durch Strang oder Schwert hingericht­et. Der letzte von ihnen war der 45-jährige Mesner Martin Hofer aus Reinhartsh­ausen. Wegen Verbrechen wie vielfachem Ehebruch, blutschänd­erischem Lebenswand­el, außereheli­chen Kindern, Opferstock­aufbrüchen und anderem mehr fand er 1761 auf der Richtstätt­e in Burgwalden den Tod durch das Schwert.

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Foto: Karl Rosengart Burgwalden ist zwar ein abgeschied­ener Ort, zieht aber das ganze Jahr über Ausflügler an. Vor 500 Jahren war er Zentrum der regionalen Gerichtsba­rkeit.

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