Die Schildkröte wird vermisst
An der Universität Augsburg gibt es viele Tiere. Ein Studentenliebling wurde seit dem Herbst nicht mehr gesehen
Die Campuscat ist so etwas wie ein Maskottchen der Uni Augsburg geworden. Ein rotgetigerter Kater, der auf dem Campus lebt und inzwischen eine kleine Social-Media-Berühmtheit ist. Doch fast hätte eine Schildkröte dem bekannten Kater vor einem Jahr Konkurrenz gemacht. Aber nur fast. Denn seit Herbst ist das Tier, das Mitarbeiter und Studenten vergangenes Jahr im Unisee entdeckten, verschwunden.
Damit ist sie nicht alleine: Weltweit verschwinden immer mehr Schildkrötenarten und -populationen. Darauf will der Weltschildkrötentag, der am 23. Mai begangen wird, aufmerksam machen. Der besondere Tag wird seit dem Jahr 2000 gefeiert – initiiert von den Non-Profit-Organisationen American Tortoise Rescue und der Humane Society of the United States.
Meeresschildkröten zum Beispiel sind längst streng durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützt. Durch die moderne Zivilisation seien die Bestände stark dezimiert worden, schreibt die Umweltstiftung WWF Deutschland auf ihrer Webseite. Mehr als 250 000 Tiere verendeten jährlich ungewollt allein in Fischernetzen der Fangflotten. Dieses Schicksal hat die Campusschildkröte gewiss nicht ereilt. Dennoch bleibt sie verschollen. Dabei hatten Mathematikstudenten im Herbst noch vergeblich versucht, das Tier vor dem Wintereinbruch zu retten. Ein Tierarzt hatte ihnen empfohlen, die Schildkröte – vermutlich eine ausgesetzte amerikanische Gelbwangenschildkröte – einzufangen und einem Fachmann zur Überwinterung zu überlassen. Denn diese Art ist normalerweise in wärmeren Breitengraden beheimatet. Gerne wollte man sie an der Uni im Sommer wieder im See schwimmen sehen. Ob daraus noch etwas wird?
Gesucht hatten sie das Tier im Herbst vergeblich. Sogar eine Lebendfalle aus München habe man geholt, um sie mit Futter zu locken, erklärt Uni-Pressesprecher Michael Hallermayer. „Da ist sie auch nicht drauf reingefallen.“Und jetzt? Keiner weiß, wo das Tier geblieben ist. „Wir haben länger nichts gesehen oder gehört“, sagt auch Studentin Nadja Bedoui vom Team der Pressestelle. Sie hat Hoffnung: „Vielleicht taucht sie irgendwann wieder auf.“Taucht sie wieder auf, dürfte auch die Suche nach einem passenden Namen weitergehen. Darüber hatten Studenten in den sozialen Netzwerken bereits beraten. Zur Auswahl standen damals unter anderem „die uralte Morla“, „Dörte die Turtle“, „Michelangelo“, „Günter“oder „Campus-Turtle“. Zu einem offiziellen Namen kam es nie.
Da sind sie in Wernigerode schon einen Schritt weiter. Denn nicht nur in Schwaben gibt es eine UniSchildkröte, nein, auch in SachsenAnhalt: Im Teich auf dem Campus der Hochschule Harz lebt „Clothilde“. So haben Mitarbeiter die Schildkröte offiziell getauft.
In Augsburg sind derweil andere Tiere „der Renner“, wie Sprecher Michael Hallermayer erzählt. Vor zwei Wochen seien Baby-Enten geschlüpft, relativ zum gleichen Zeitpunkt wie im vergangenen Jahr. Und die seien „wirklich süß“– flauschig und gelb oder schwarz.