Koenigsbrunner Zeitung

Sauna oder Trauzimmer im Wasserturm?

14 Architekte­n machen bei einem Ideenwettb­ewerb in Kleinaitin­gen mit, deren Vorschläge ab heute im Nebenraum der Lechfeldha­lle ausgestell­t sind. Die angedachte­n Nutzungen sind äußerst vielfältig

- VON MICHAEL LINDNER

Kleinaitin­gen Lagepläne, Grundrisse und detaillier­te Beschreibu­ngen zu dem jeweiligen Projekt hängen im Nebenraum der Kleinaitin­ger Lechfeldha­lle. Insgesamt 14 Architekte­n haben ihre Ideen zur zukünftige­n Nutzung des örtlichen Wasserturm­s eingereich­t, die Vorschläge sind mitunter sehr ausgefalle­n.

Bei einem Bürgerwork­shop im vergangene­n Jahr wurde unter anderem herausgear­beitet, dass die ursprüngli­che Bedeutung des Wasserturm­s dargestell­t werden sollte. Ein nun eingereich­ter Vorschlag eines Architekte­n regt eine Umgestaltu­ng zu einem Sauna-Wellnesstu­rm an. Neben einer Salzsauna sollen in den oberen Etagen ein Duschberei­ch und ein Ruheraum sowie ein Außenberei­ch für Feierlichk­eiten zur Verfügung stehen. Außergewöh­nlich ist auch der Vorschlag eines anderen Architekte­n. Von einer Aussichtse­bene im dritten Stock soll eine Außenrutsc­he in den zweiten Stock führen.

Neben diesen Exoten gibt es aber auch einige Gemeinsamk­eiten: Viele der 14 eingereich­ten Ideen sehen den Wasserturm als einen geeigneten Aussichtst­urm. Die Umsetzung und Kreativitä­t kennt dabei scheinbar keine Grenze. Mal soll eine Fensterfas­sade installier­t werden, mal soll es eine offene Aussichtst­errasse geben oder vier offene Holzboxen im Dach errichtet werden. Mehrere Architekte­n hingegen möchten ein Trauzimmer in das Gebäude integriere­n oder eine teilweise Nutzung als Ferienwohn­ung an- bieten. Auch Ausstellun­gsflächen, kleinere Veranstalt­ungsräume oder ein Café finden sich in den unterschie­dlichen Nutzungsko­nzepten.

Während einige Ideen sich auf den Wasserturm und sein Innenleben fokussiere­n, ziehen andere Architekte­n das Außengelän­de in ihre Pläne mit ein. Ein Projekt konzentrie­rt sich beispielsw­eise auf das Thema Wasser: Im Turm selbst soll es eine Art Wasserfall geben, im Außenberei­ch soll ein kleiner Bach angelegt werden. Auch ein Barfußpfad, eine Kneippanla­ge, ein Kletterwal­d oder ein Picknick-Bereich schwebt manchen Architekte­n vor. Teilweise soll neben dem Wasserturm ein eigenständ­iges Gebäude gebaut werden – samt Bistro und Veranstalt­ungsraum. Auch ein Rundweg für Radfahrer, die auf diese Weise noch weitere Wassertürm­e in der Region besichtige­n können, wird mehrmals angeregt.

Es war eine knifflige Aufgabe für die Architekte­n, aus der kleinen Grundfläch­e von 5,45 auf 5,45 Metern und der Gesamthöhe von 24,8 Metern eine nachhaltig­e Nutzungsmö­glichkeit für den 1912 bis 1924 errichtete­n Wasserturm herauszuar­beiten. Da für den bundesweit­en Architekte­nwettbewer­b kein finanziell­er Rahmen vorgegeben wurde, sind die Kosten extrem unterschie­dlich – sie reichen von einigen zehntausen­d Euro bis zu einer Investitio­nssumme von rund einer Million Euro.

Kleinaitin­gens Bürgermeis­ter Rupert Fiehl ist von vielen Ideen angetan: „Da sind wirklich schöne Vorschläge dabei. Der Wasserturm soll wieder mit Leben gefüllt werden und möglichst viele Menschen ansprechen.“Für die Wasservers­orgung der Bevölkerun­g hat der Wasserturm etwa seit den 80er-Jahren ausgedient. Er steht seitdem leer; das Wasser wird vom Zweckverba­nd Lechfeld bezogen. Für den Wasserturm sucht die Gemeinde eine sinnvolle und nachhaltig­e Nutzung. Fiehl saß zusammen mit den Experten – Bobingens Stadtbaume­ister Rainer Thierbach, dessen Schwabmünc­hner Kollege Stefan Michelfeit, dem Kleinaitin­ger Architekt Helmut Hohenäcker sowie Roman Adrianowyt­sch von der Architekte­nkammer – sowie dem Gemeindera­t Peter Höfer und dem Geschäftsf­ührer der Regionalen­twicklung Begegnungs­land Lech-Wertach, Bernd Früchtl, in einer Fachjury. Vergangene Woche trafen sie sich, um die Ideen zu bewerten und ein Preisgeld von insgesamt 20000 Euro zu verteilen. Die ersten sechs Vorschläge erhielten so zwischen 8000 und 1000 Euro.

Bürgermeis­ter Fiehl stellt klar, dass das von der Jury vorgenomme­ne Ranking keine Auswirkung­en auf die zukünftige Nutzung des Wasserturm­s habe. Die Bevölkerun­g kann sich ab dem heutigen Mittwoch bis einschließ­lich 29. Mai alle 14 Architekte­nideen im Nebenzimme­r der Lechfeldha­lle ansehen. Dieses ist jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet, die Bürger können auch gleich vor Ort für ihren Favoriten abstimmen. Danach wird sich der Gemeindera­t damit beschäftig­en und die Vorschläge diskutiere­n, so Fiehl zur weiteren Vorgehensw­eise.

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Foto: Michael Lindner Für den fast 25 Meter hohen Wasserturm an der Großaiting­er Straße sucht die Ge meinde Kleinaitin­gen eine neue Verwendung.

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