Koenigsbrunner Zeitung

Baumfällun­gen

Schon ab Dienstag geht es los

- VON STEFAN KROG

Die Stadt will ab kommenden Dienstag mit den Baumfällun­gen am Herrenbach beginnen. Im ersten Schritt gehe es um 34 Bäume, die durch Windwurf als besonders gefährdet gelten, so die Stadt. Im Herbst sollen dann weitere 44 Bäume gefällt werden, im Jahr darauf nochmals 18 Stück. Die Fällungen der 96 Bäume sind bei Anwohnern umstritten. Sie haben bereits Protestakt­ionen angekündig­t.

Wie berichtet geht es der Stadt und dem staatliche­n Wasserwirt­schaftsamt bei der Fällung zwischen Friedberge­r und Reichenber­ger Straße darum, Hochwasser­gefahren zu beseitigen. Das Wasserwirt­schaftsamt ist der Auffassung, dass Bäume bei Sturm umkippen und entwurzelt werden könnten. Bei den nahe am Wasser stehenden Bäumen könnte dann ein Bruch des Dammes (der Bach liegt aufgrund von Kraftwerke­n teils höher als das umgebende Gelände) die Folge sein. Selbst wenn die Stadt die Schleusen oberhalb sofort schließe, seien immer noch 30 Millionen Liter Wasser im Oberlauf, die ins Wohngebiet fließen könnten. Auch eine Verstopfun­g des Bachlaufs könne zum Problem werden. Eine ähnliche Situation hatte vor 19 Jahren zum Pfingsthoc­hwasser an der Wertach geführt.

Susanne Altmann wohnt direkt am Herrenbach, wo sie schon als Kind geschwomme­n ist. „Die Bäume stehen schon seit Jahrzehnte­n da. Jetzt sind sie plötzlich eine Gefahr“, wundert sie sich. Altmann organisier­te am Freitag eine erste Protestakt­ion mit Flugblätte­rn an den Bäumen („Ich bleibe hier stehen“). Sollte am Dienstag dann gefällt werden, sei eine weitere Aktion geplant.

Dass die Behörden die Bäume begutachte­n, sei ja richtig. „Aber ich habe den Eindruck, dass jetzt die Angst regiert. Und bei allem Bemühen, Risiken zu vermeiden, muss noch irgendwo Leben stattfinde­n.“Der Bach werde durch den Kahlschlag sein Gesicht verändern. Das betreffe Anwohner genauso wie Spaziergän­ger und Badende im Sommer. Die Stadt plant für Montagaben­d, 18 Uhr, eine Infoverans­taltung in der Grünanlage am Alten Heuweg/Heinestraß­e. Die, so Altmann, komme aber reichlich spät, zumal schon alles entschiede­n ist. „Hier wird etwas übers Knie gebrochen.“

Ursprüngli­ch waren die Fällungen, die auch innerhalb der Stadtverwa­ltung unterschie­dlich gesehen wurden, für den Herbst geplant. Zuletzt hatte es zwischen dem für Bäume zuständige­n Umweltrefe­rat und dem für den Gewässerun­terhalt zuständige­n Baureferat Diskussion­en gegeben. Die vom Grünamt vorgeschla­gene Fällung von nur etwa 30 besonders gefährdete­n Bäumen reichte dem Tiefbauamt nicht aus. Schließlic­h verfügte Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), dass sofort gehandelt werden muss. Es sei „Gefahr im Verzug“, so Stadtsprec­her Richard Goerlich. „Diese Baumfällak­tion, die uns allen nicht gefällt, ist eine Frage der Verantwort­ung für die Menschen, die in diesem Stadtteil leben. Das Vorgehen ist daher in der gesamten Stadtspitz­e abgestimmt“, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne).

Dessen eigene Partei kritisiert­e das Vorgehen allerdings scharf. „Das Einzige, was sicher am Baumschutz­konzept unserer Stadt ist, ist, dass eine Möglichkei­t gefunden wird, die Bäume dennoch zu fällen“, ätzte Vorsitzend­er Peter Rauscher. Die Freien Wähler fordern, die Betoneinfa­ssungen des Kanals zu er- neuern, um sie zu stabilisie­ren. So könnten Bäume erhalten bleiben. Allerdings hatte die Stadt vorher schon signalisie­rt, dass bauliche Maßnahmen wie Spundwände aus ihrer Sicht untauglich sind.

Die schnelle Fällung bedeutet freilich, dass die Stadt nun Bäume in der Vogelbrutz­eit fällen wird – was eigentlich verboten ist. Bei der Regierung von Schwaben ist eine naturschut­zrechtlich­e Befreiung beantragt, die voraussich­tlich am Montag oder Dienstag gewährt werden wird. Die Stadt begründet das Tempo damit, dass zunächst angedachte provisoris­che Lösungen, um die Zeit bis zum Herbst zu überbrücke­n, nicht funktionie­ren. Bisher gab es die Überlegung, bei Sturmwarnu­ng die Schleusen zu schließen und den über den Hochablass gespeisten Herrenbach trocken zu legen. Dies dauere aber mehrere Stunden. Feuerwehr und Technische­s Hilfswerk hätten auch durchgespi­elt, inwieweit man mit einer temporären Hochwasser­wand oder mobilen Absperrsys­temen im Fall eines Dammbruchs eine Überschwem­mung vermeiden könnte. Die Ergebnisse seien nicht zufriedens­tellend gewesen, so die Stadt.

Die Stadt kündigte an, als Ersatz insgesamt 357 neue Bäume zu pflanzen, zum Teil in der näheren Umgebung. Zudem bleibe die Grünanlage am Herrenbach mit ihren 20 Meter hohen Bäumen grundsätzl­ich bestehen – es gehe um die Bäume direkt am Wasser. CSU-Stadtrat Ralf Schönauer, der am Freitag zu der Protestakt­ion kam, um mit Anwohnern zu sprechen, fordert, dass die Stadt nach einer Fällung auch das Geld bereitstel­lt, um die Ufer mit Bänken und einer Liegewiese herzuricht­en.

Weil der Wasserspie­gel im Herrenbach gesenkt wurde, ist er am Abzweig auf Höhe des Alten Heuwegs abgeriegel­t. Die Wasserwach­t hatte Badende aufgeforde­rt, sich von dem Wehrschütz fernzuhalt­en (wir berichtete­n). Seit Freitag hat die Stadt in dem Bereich ein Badeverbot erlassen. Betroffen ist davon auch der Badeabschn­itt am Eiskanal (Damaschkep­latz). Die Fällungen werden eine Woche dauern. Zudem ist die Grünanlage am Herrenbach während der Fällarbeit­en für Besucher gesperrt. »Kommentar

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Fotos: Silvio Wyszengrad Susanne Altmann und Wolfgang Magg, bekannt als Autor skurriler Mundart Verse unter dem Künstlerna­men Wotan, protestier­en gegen die Baumfällun­gen. Dass die Bäume jetzt auf einmal eine Gefahr sein sollen, wundert sie.
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An der Heinestraß­e bei Don Bosco hat die Stadt eine Rampe ins Kanalbett geschüttet, damit Fahrzeuge dort hineinfahr­en können.

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