Interkulturelle Öffnung – war da nicht mal was?
Fünf Jahre ist es jetzt her, dass Augsburg leidenschaftlich über die interkulturelle Öffnung von Theater und Museen diskutiert hat. Damals hat der Augsburger Kulturausschuss einem Leitfaden zugestimmt, in der die „interkulturelle Kulturarbeit und postmigrantische Ansätze“fest in den Kultureinrichtungen der Stadt verankert werden sollen.
Die Diskussion um dieses Papier war lautstark. Wie zum Beispiel ist der Auftrag eines Stadttheaters zu definieren? Wann arbeitet eine städtische Bühne erfolgreich? Dann, wenn das Haus voll ist? Dann, wenn die Kritiken und die Publikumsresonanz gut ausfallen? Dann, wenn das richtige Zielpublikum im Saal sitzt, es sich entsprechend der Bevölkerungsanteile und der Alterspyramide in der Stadt zusammensetzt? Und was ist Theaterkunst? Bühnenstücke, die den Menschen und die Gegenwart ausleuchten und infrage stellen? Oder Stücke, die eine Dialogfunktion zwischen den Kulturen erfüllen und es vermeiden, Stereotype über Aufgabe der Kunst, eine Dialogfunktion zu erfüllen und über Sprachgrenzen hinweg Menschen zu verbinden?
Nun, fünf Jahre nach dieser Diskussion, fünf Jahre nach der Verabschiedung des Leitfadens „Interkultur“, kann man festhalten, dass dieses Papier den Weg allen Papiers ging: Es wurde gelocht, in einem Ordner abgeheftet und im Anschluss vergessen. Die Augsburger Kultureinrichtungen sollten zum Beispiel Zielvereinbarungen eingehen, um so und so viele Besucher mit Migrationshintergrund in die eigenen Häuser zu locken. Um überprüfen zu können, ob das gelingt, sollte es eine Evaluierung der Publikumsstruktur geben. Die angeschlossenen Gastronomien hätten sich interkulturell ausrichten sollen – auch das wurde nicht weiter verfolgt.
Was wiederum zeigt: Ein Papier allein nutzt gar nichts, wenn diejenigen, die es betrifft, nicht wollen. Da walten im politischen Betrieb die gleichen Trägheitsgesetze wie in jeder Firma.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.