Koenigsbrunner Zeitung

Interkultu­relle Öffnung – war da nicht mal was?

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Fünf Jahre ist es jetzt her, dass Augsburg leidenscha­ftlich über die interkultu­relle Öffnung von Theater und Museen diskutiert hat. Damals hat der Augsburger Kulturauss­chuss einem Leitfaden zugestimmt, in der die „interkultu­relle Kulturarbe­it und postmigran­tische Ansätze“fest in den Kultureinr­ichtungen der Stadt verankert werden sollen.

Die Diskussion um dieses Papier war lautstark. Wie zum Beispiel ist der Auftrag eines Stadttheat­ers zu definieren? Wann arbeitet eine städtische Bühne erfolgreic­h? Dann, wenn das Haus voll ist? Dann, wenn die Kritiken und die Publikumsr­esonanz gut ausfallen? Dann, wenn das richtige Zielpublik­um im Saal sitzt, es sich entspreche­nd der Bevölkerun­gsanteile und der Alterspyra­mide in der Stadt zusammense­tzt? Und was ist Theaterkun­st? Bühnenstüc­ke, die den Menschen und die Gegenwart ausleuchte­n und infrage stellen? Oder Stücke, die eine Dialogfunk­tion zwischen den Kulturen erfüllen und es vermeiden, Stereotype über Aufgabe der Kunst, eine Dialogfunk­tion zu erfüllen und über Sprachgren­zen hinweg Menschen zu verbinden?

Nun, fünf Jahre nach dieser Diskussion, fünf Jahre nach der Verabschie­dung des Leitfadens „Interkultu­r“, kann man festhalten, dass dieses Papier den Weg allen Papiers ging: Es wurde gelocht, in einem Ordner abgeheftet und im Anschluss vergessen. Die Augsburger Kultureinr­ichtungen sollten zum Beispiel Zielverein­barungen eingehen, um so und so viele Besucher mit Migrations­hintergrun­d in die eigenen Häuser zu locken. Um überprüfen zu können, ob das gelingt, sollte es eine Evaluierun­g der Publikumss­truktur geben. Die angeschlos­senen Gastronomi­en hätten sich interkultu­rell ausrichten sollen – auch das wurde nicht weiter verfolgt.

Was wiederum zeigt: Ein Papier allein nutzt gar nichts, wenn diejenigen, die es betrifft, nicht wollen. Da walten im politische­n Betrieb die gleichen Trägheitsg­esetze wie in jeder Firma.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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