Inklusionshotel nimmt die ersten Hürden
Der Verein „einsmehr“hat sein Projekt vorangebracht und das Geheimnis um den Standort gelüftet
Karin Lange und Jochen Mack vom Verein „einsmehr“haben ein ehrgeiziges Ziel. Sie wollen Menschen mit Behinderung den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt ermöglichen. Im Oktober 2017 stellte der Verein, indem sich Eltern von Kindern mit Downsyndrom zusammengetan haben, Pläne für ein Inklusionshotel vor. Dort sollen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Seitdem ist viel passiert: Karin Lange und Jochen Mack initiierten eine Spendenkampagne und führten Gespräche mit Vertretern der Stadt Augsburg, der Regierung von Schwaben und der bayerischen Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU).
Sieben Monate nach Bekanntgabe der Idee können die Vereinsvorsitzende und der Projektleiter große Fortschritte vermelden: Die Eröffnung des Hotels ist für den Spätsommer 2020 geplant. Dann sollen sich etwa 24 Mitarbeiter, darunter mindestens elf mit Behinderung, um rund 80 Zimmer und ihre Gäste kümmern. Die Einstellung der Mitarbeiter und die Leitung des laufenden Betriebs wird ein Hoteldirektor übernehmen.
Ein halbes Jahr vor Eröffnung des Hotels soll eine Ausbildungskoordinatorin das Personal auf die tägliche Arbeit vorbereiten. Mit dem Inklusionshotel wollen sich die Organisatoren dem Wettbewerb unter den Hotels in Augsburg stellen. Erwirtschaftete Gewinne fließen dem Verein „einsmehr“und dessen Engagement für Menschen mit Downsyndrom zu.
Auch das Geheimnis um den Standort haben die Initiatoren nun gelüftet. Das Inklusionshotel soll Teil des „Westhouse“-Komplexes an der Neusässer Straße gegenüber des Klinikums werden. Für das Jahr 2019 ist dort ein Neubau mit Gewerbeflächen, Tagungsräumen, Bistro und Turnhalle geplant. Im Idealfall erzeugt das multifunktionale Gebäude bis zu 80 Prozent seines Energiebedarfes selbst. „Damit wird unser Hotel sozial und ökologisch nachhaltig“, sagt Projektleiter Jochen Mack. Aufgrund der Lage verspricht man sich, vor allem Gäste der Uni-Klinik, Professoren und Studenten anzusprechen. Bis zur Eröffnung müssen Karin Lange und Jochen Mack allerdings die Investitionssumme von rund 1,5 Millionen Euro stemmen. Dafür rechnen sie mit Zuschüssen von etwa 600 000 Euro. Die verbleibende Summe soll über Kredite und Fundraising finanziert werden. Große Einzelspenden wie beispielsweise von der Stadtsparkasse Augsburg und vom Bunten Kreis sowie viele private Spenden brachten bislang 93000 Euro ein. Bis zum 30. Juni soll die 100000 Euro-Marke mit einer weiteren Spendenkampagne überschritten werden. Dem Spender, dessen Betrag die 100000 EuroSchwelle knackt, verspricht der Verein ein Wochenende in einem Inklusionshotel in der Oberpfalz. Darüber hinaus ist für den 10. Juni eines von mehreren Benefizkonzerten geplant.
Mit Blick auf die Entwicklung freut sich Karin Lange über die große Unterstützung, die dem Projekt zukommt: „Selbst Leute von außerhalb des Vereins kommen an uns heran und wollen helfen.“Welchen Namen das Hotel tragen wird, bleibt jedoch offen. „Unser Favorit ist bislang ,Hotel einsmehr‘, weil man so viele Sachen damit verbinden kann. Vielleicht gibt es bei uns dann ein Schokolädchen mehr auf dem Kissen“, erklärt Karin Lange.