Allein der Geist Gottes verleiht Durchblick
Es erscheint zum Glücken unseres Daseins sinnvoll, uns auf die Gabe der Unterscheidung der Geister zu besinnen. Täglich stehen wir vor Entscheidungen. Und mitunter sind auch größere Weichenstellungen dabei, die entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf unseres Lebens haben. In diesen Situationen erfahren wir oft ein inneres Hin- und Hergerissensein und vor allem eine Widersprüchlichkeit der inneren Stimmen, die in die eine oder andere Richtung drängen.
Wer auf dem Weg der Liebe zu Gott fortschreiten möchte, wird fragen, ob es nicht Hilfen gibt, die anzeigen, dass man den rechten Weg eingeschlagen hat. Worauf es meines Erachtens vor allen Regeln grundlegend ankommt, hat Alfred Delp S.J. kurz vor seiner Hinrichtung geschrieben: „Diese Woche war in vieler Hinsicht sehr bewegt. Drei von uns sind den Weg gegangen, der als bittere Möglichkeit vor uns allen steht und vor dem uns nur Gottes Wunder trennen und bewahren können. Innerlich habe ich viel mit dem Herrgott zu tun und zu fragen. Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt Gottes ist so voll, aus allen Poren der Dinge quillt uns dies gleichsam entgegen. Wir aber sind oft blind. Wir bleiben in den schönen, in den bösen Stunden hängen. Wir erleben sie nicht durch bis zu dem Punkt, aus dem sie aus Gott hervorströmen. Das gilt für das Schöne und auch für das Elend. In allem will Gott Begegnung feiern und fragt und will die anbetende, liebende Antwort.“
Wer also Gottes Nähe und seinen Willen erkennen möchte, wird nicht umhinkönnen, sein Leben „durchzuerleben“bis zu dem Punkt, wo alles von Gott hervorströmt. Was wir in einer Kurzformel des Glaubens sagen, gehört ganz hierher: Sich einlassen und überlassen, sich an den Grunderfahrungen nicht vorbeimogeln in eine scheinbar heile Welt. Die geistliche Tradition der Kirche nennt dieses Erkennen „Unterscheidung der Geister“.