Koenigsbrunner Zeitung

Heiße Kämpfe im kühlen Eiskanal

Freestyle und Boatercros­s emanzipier­en sich neben dem traditione­llen Slalom immer mehr. Bei den deutschen Meistersch­aften überzeugte­n auch die Schwaben-Kanuten auf ihrer Hausstreck­e

- VON JAN LUC TREUMANN Fotos (3): Fred Schöllhorn ARD

Am Wochenende lockte bestes Badewetter, doch am Eiskanal war das kühle Nass für die Kanuten reserviert. Dort fanden die deutschen Meistersch­aften im Kanu Freestyle und Boatercros­s statt. Die Veranstalt­er von Kanu Schwaben zeigten sich dabei nicht nur als Organisato­ren von ihrer besten Seite. Am Samstag stand zunächst das Freestyle-Event an. Dabei ging es darum, hohe Punktzahle­n durch verschiede­ne Figuren, die die Sportler im Wasser vorführten, zu bekommen. Doch die sogenannte Waschmasch­ine brodelte, da momentan viel Wasser im Eiskanal fließt. So wurden manche Paddler von der Strömung weggetrieb­en und mussten sich erst wieder zur Walze hochkämpfe­n. Das kostete wertvolle Sekunden, immerhin mussten die Athleten ihre Tricks innerhalb von 45 Sekunden vorführen.

Im Canadier Einer kürte sich Sören Kohnert von den Kanu Schwaben Augsburg zum Meister im Freestyle. Im Bereich Kajak Männer wurde Yannik Münchow (Dormagen) Meister. Bei den Frauen siegte Anne Hübner (Bietigheim).

Am Sonntag stand aber alles im Zeichen vom Boatercros­s. Von einer Rampe an der Bootshausb­rücke stürzten sich drei bis vier Kanuten gleichzeit­ig in die schäumende Gischt, um möglichst schnell und fehlerfrei das Ziel hinter der Bogenbrück­e zu erreichen. Ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen für die Zuschauer wie die Athleten: „Es macht Spaß, aber es ist auch ein Nervenkitz­el, die Rampe runterzusp­ringen“, erzählte Selina Jones von den KSA.

Schnell und direkt war die Streckenfü­hrung auf dem Wasser, einen Umweg mussten einige Augsburger in Kauf nehmen. Da der Hochablass gesperrt ist, ist der große Parkplatz nicht zugänglich. Doch Presserefe­rentin Marianne Stenglein fürchtete deswegen keine Zuschauere­inbußen. „Ich denke, viele Augsburger kommen mit dem Fahrrad.“

Auf dem Wasser ging es heiß her: Üblicherwe­ise starten vier Paddler von der Rampe, da sich aber einige Sportler disqualifi­zierten, gab es auch Dreiergrup­pen.

Die Rennen waren umkämpft. Im Viertelfin­ale erwischte Leo Bolg (KSA) einen eher schlechten Start, Mann gegen Mann holte er sich die Position an der Spitze zurück. Ähnlich erging es Selina Jones im Halbfinale. An der Waschmasch­ine wurde es mit drei Kanuten eng und Jones lag zurück, kam aber am Aufwärtsto­r zurück.

In den jeweiligen Halbfinald­urchgängen qualifizie­rten sich Leo Bolg und Stefan Hengst, der in Augsburg wohnt, jedoch für den Kanu-Ring Hamm fährt, ganz souverän.

Bei strahlende­m Sonnensche­in tummelten sich viele Augsburger an der Strecke und verfolgten das Geschehen auf den Eiskanal. Daneben nutzte eine Filmcrew im Auftrag der

das Event, um einige Szenen für eine Folge der Serie „Toni, männlich, Hebamme“zu drehen.

In den Finals holten die KSA jeweils Silber. Selina Jones lag bereits hinter der Bogenbrück­e hinter Caroline Trompeter zurück und musste sie beim Aufwärtsto­r endgültig ziehen lassen. So konnte Trompeter souverän zur Meistersch­aft fahren. „Ich bin froh, ich habe mich für die Nationalma­nnschaft qualifizie­rt“, sagte Jones nach dem Rennen.

Bei den Männern fuhren Stefan Hengst und Leo Bolg zunächst Boot an Boot voran, an der Waschmasch­ine erwischte Hengst aber die schnellere Strömung und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Bolg erklärte nach dem Rennen: „Beim Boatercros­s braucht man auch Glück. An der Waschmasch­ine wollte ich mich am Stefan vorbeidrüc­ken, aber das ist mir nicht ganz gelungen.“So konzentrie­rte er sich darauf, den zweiten Platz abzusicher­n.

Den Zweikampf im Finale mit Bolg lobte auch der Meister Stefan Hengst, der bis dato kaum gefordert war: „Das war sportlich.“

Gelungen fand das Wochenende auf jeden Fall Marianne Stenglein: „Wir haben zwei deutsche Vizemeiste­r bekommen und gestern einen deutschen Meister im Freestyle. Es war eine tolle Veranstalt­ung.“

 ??  ?? Leo Bolg von den Kanu Schwaben lieferte sich mit seinen Konkurrent­en im direkten Duell im Boatercros­s packende Zweikämpfe. Am Ende belegte der Kanu Schwabe Platz zwei.
Leo Bolg von den Kanu Schwaben lieferte sich mit seinen Konkurrent­en im direkten Duell im Boatercros­s packende Zweikämpfe. Am Ende belegte der Kanu Schwabe Platz zwei.
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Selina Jones
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Sören Kohnert

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