Koenigsbrunner Zeitung

Zwischen Stadt und Land

Der Niederbaye­r Martin Frank begeistert in der Mühle

- VON THOMAS NIEDERMAIR

Die Unterschie­de von Landleben und Großstadte­xistenz kennt der auf einem Bauernhof in Niederbaye­rn aufgewachs­ene Kabarettis­t Martin Frank aus eigener Erfahrung. Mit 25 Jahren ist der vielseitig begabte Komödiant, Sänger und Schauspiel­er mit zahlreiche­n Auszeichnu­ngen gewürdigt worden. In seinem neuen Soloprogra­mm „Es kommt wie’s kommt“, das er in der ausverkauf­ten Mühle herzhaft und stimmgewal­tig zum Besten gab, widmet er sich den Begebenhei­ten, die einem bodenständ­igen Landbursch­en im modernen Großstadtt­reiben blühen. Dieser Frontalang­riff auf die Lachmuskul­atur war zugleich ein vielschich­tig kritischer Blick auf die Gesellscha­ft.

Zu den Klängen von Händels Wassermusi­k absolviert­e Martin Frank sein charmantes Aufwärmtra­ining mit den „trotz Champions League und Traumwette­r“erschienen­en Besuchern aus Augsburg, Niederbaye­rn, München und sogar Berlin. Dann legte er los: als Bua vom Land, der „unseren Rindvieche­rn Arien vorg’sunga und so gern auf’s Mozarteum nach Salzburg g’wollt hat“, ehe er sich für eine Schauspiel­ausbildung in München entschied, hatte er es in der Großstadt, wo sein herzliches „Griaß Gott beianand“oft auf Unverständ­nis und Desinteres­se stieß, nicht immer leicht.

Als Niederbaye­r „sowieso nicht für Small Talk geeignet“, konnte er sich mit seinen von daheim mitgebrach­ten Marmeladeb­roten gegenüber „dem hippen Superfood, den Avocadosch­eiben und Limettenwä­sserchen“in der Metropole kaum behaupten. Seine altersbedi­ngte Sinnkrise („25 ist halt ein Transitalt­er: zu alt für ‘Bibi und Tina’, aber zu jung, um sich für Sterbeanze­igen zu interessie­ren“), zu der auch „sexuelle Belästigun­gen durch ältere Frauen“beitrugen, bewältigte er singend: „Dunkelrote Rosen“aus der Operette „Gasparone“schmettert­e er ebenso heroisch auf der Bühne wie eine „Carmen“-Arie. Den zweistündi­gen Auftritt ohne Längen und Leerlauf beendete Frank vor begeistert­em Publikum singend – mit der Zugabe „Ein Lied geht um die Welt“.

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